Weidenau. . Einblick in den OP-Saal mit neuester Medizintechnik: Da Vinci-Roboter ermöglicht minimalinvasive und damit für Patienten schonendere Operationen.
Da Vinci hat vier Arme, ein dickes Bein und 2,4 Millionen Euro gekostet. „Das ist die S-Klasse“, sagt Dr. Alexander Beham. Da Vinci ist ein Operationsroboter, neueste Generation, und Alexander Beham in Deutschland einer der etabliertesten Chirurgen, die mit dem Roboter arbeiten. Mithilfe des Systems aus Kalifornien können im Siegener Kreisklinikum hochpräzise – und damit schonender für den Patienten – Operationen durchgeführt werden.
Erfahrener Operateur
Dr. Alexander Beham hat am Uniklinikum Göttingen mehr als 200 roboterassistierte OPs durchgeführt und sein Team und die Maschine gewissermaßen mit nach Siegen gebracht.
Das System gilt in der Urologie als OP-Standard und kommt zunehmend auch in der Viszeralchirurgie zum Einsatz.
Der Patient bekommt Da Vinci nicht zu Gesicht. Der Mann hat einen Zwerchfellbruch, der Magen wurde durch das Loch gequetscht. Vor zwölf Jahren wurde er bereits schon mal deswegen operiert, „ein anspruchsvoller Eingriff“, sagt Beham, Chefarzt für Viszeralchirurgie am Kreisklinikum. Drei Stunden sind angesetzt, der Patient ist längst unter Narkose, als kleine Löcher in seinen Bauch gepiekst werden, durch die Da Vinci seine Arme steckt. „Eins Pinzette, Kamera auf drei“, kommandiert Beham. Er sitzt in einer Ecke des OP-Saals an der Steuerkonsole, seine Leute rüsten den Roboter. Die Maschine dockt an, so heißt das im Fachjargon, dann kann der Operateur vier Instrumente gleichzeitig benutzen, die all das im Bauchraum tun, was der Chirurg bei offener Operationsweise mit seinen Händen tun würde. Und sie sind ja auch seine verlängerten Arme.
Dreidimensionales Bild, zehnfache Vergrößerung
Beham blickt in die Konsole- „Das Kamerasystem ist exzellent“, sagt er, während das OP-Team die Instrumente an Da Vincis Armen auswechselt. „3D. Nicht wie im Kino, wo das dreidimensionale Bild errechnet wird – zwei Linsen, zwei Projektoren, zehnfache Vergrößerung.“ Rein optisch kriecht der Operateur förmlich in den Bauch.
Behams Bewegungen mit den Kontrollinstrumenten ähneln denen, die er auch am offenen Bauchraum durchführen würde; die Übersetzung der Maschine wandelt die Gesten in präzise Bewegungen um. Da Vinci zittert nicht, sondern schneidet, zieht, verödet millimeterbruchteilgenau. Behams Assistent, Oberarzt Dr. Sebastian Dango, überwacht direkt neben dem Patienten die OP; er wechselt eine Schere: Gerade einen halben Zentimeter misst die winzige Klinge.
Intensives Training an komplexem System
Kürzer wird die Operation durch Da Vinci nicht. Wenn das Team richtig eingespielt ist, geht das Vorbereiten und Umrüsten etwas schneller. Das System entlastet zwar den Chirurgen; er kann bequem sitzen, genauer sehen, präziser schneiden – aber „keine Operation am Bauch ist entspannt“, sagt Beham. „Es geht immer ums Leben.“ Da Vinci ist auch teurer als eine klassische OP. Aber er ist eben besser, schonender für Patienten.
Das OP-Team hat intensiv trainiert. Alle Bestandteile und Bewegungen des komplexen Systems wurden abgefragt, in Straßburg haben sie tote Schweine operiert, am lebenden Menschen darf kein Fehler passieren. In 90 Sekunden müssen sie, falls irgendetwas schief geht, Mensch und Maschine getrennt haben, damit auf herkömmliche Weise weiter operiert werden kann.
Diese OP ist die dritte in Weidenau, eine Mitarbeiterin des Herstellers „Intuitive Surgical“ ist vor Ort und hilft dem Team, bis alle Handgriffe sitzen. „Da Vincis Rechner ist mit der Zentrale verbunden“, sagt Dr. Beham, bei technischen Problemen wird per Ferndiagnose weitergeholfen.
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