Kreuztal. . Das Ehrenamtsprojekt wurde 2008 gegründet und hat mittlerweile knapp 62.000 Mittagessen an bedürftige Menschen ausgegeben.
Eine lange Warteschlange hat sich vor dem großen Saal der evangelischen Kirche gebildet. Nach und nach werden die Wartenden hineingelassen – es geht zwar nur langsam voran, aber die Menschen sind geduldig: hinter der massiven Holztür wartet das Weihnachtsessen des Kreuztaler Mittagstischs.
Seit 2008 gibt es das Ehrenamtsprojekt der Stadt Kreuztal und seiner vier Kirchengemeinden schon: dienstags und freitags gibt es warmes Essen für bedürftige Menschen. „In den zehn Jahren haben wir fast 62.000 Mittagessen verteilt“, sagt die Leiterin des Mittagstisches, Marget Stahlschmidt. Sie hatte das Amt übergangsweise und ehrenamtlich übernommen, nachdem sich die langjährige Leiterin Christine Benfer im Juni zurückgezogen hatte. Im Januar wird Christine Goetz-Kuru die neue Leiterin des Mittagstisches. „Ich gebe zwar die Verantwortung ab, aber ich bleibe als Arbeitskraft erhalten“, sagt Stahlschmidt.
Erschwerte Planung
Arbeit gibt es beim Mittagstisch genug: „In diesem Jahr haben wir etwa 5100 Erwachsene und 1250 Jugendliche mit Mittagsessen und Lebensmitteln versorgt“, so Stahlschmidt. 48 Mitarbeiter sind derzeit tätig, die älteste Mitarbeiterin ist 80 Jahre alt: „Die Anzahl der Mitarbeiter ist gut, aber wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt die Leiterin. Denn 120 Gäste wie beim Weihnachtsessen seien eine große Herausforderung in der Vorbereitung und in der Ausgabe.
Ein großes Mittagessen zu einem kleinen Preis
Der Mittagstisch ist dienstags und freitags von 11.30 bis 13 Uhr geöffnet. Das Essen kostet für Erwachsene 1,50 Euro und Kinder ab 6 Jahre 0,50 Euro.
Wer das Ehrenamtsprojekt unterstützen möchte, kann sich unter 02732/1026 nähere Informationen bei der Diakoniestation Kreuztal holen.
„Wir können nur wenig planen, weil wir erst montags wissen, welche Ware wir für Dienstag haben“, sagt Stahlschmidt. Die Köchinnen würden dann schauen, was sie aus den gespendeten Lebensmitteln zaubern können. „Es kam sogar schon vor, dass ein Metzger kurzfristig 30 Blutwürste gespendet hat“, sagt Stahlschmidt. Auch für die muslimischen Gäste ist gesorgt: „Wir bereiten natürlich auch Mahlzeiten ohne Schweinefleisch oder Gelatine vor.“
Hohe Hemmschwelle
Beim Weihnachtsessen, das von den Kindern einer Mithelferin gespendet wurde, gibt es Rindersuppe und -braten, Rotkohl, Spätzle und Pudding. Jeder Gast muss einen Ausweis vorzeigen, der die Bedürftigkeit bestätigt: „Wir schicken aber keinen weg, sollte er keinen Ausweis haben“, so Stahlschmidt. Auch wenn das Geld mal knapp sein sollte – Erwachsene zahlen 1,50 Euro – findet sich ein Kompromiss: „Die Leute zahlen dann einfach beim nächsten Mal und vergessen das auch nicht.“
Grundsätzlich sei es aber so, dass „es mehr Bedürftige gibt als Menschen, die hier hinkommen“, sagt Stahlschmidt. Manch einer kommt nur schnell rein, bezahlt, nimmt das Essen und geht. Gerade bei Älteren sei die Hemmschwelle sehr hoch, das Angebot des Mittagstisches anzunehmen. Bei vielen Gästen ist Margret Stahlschmidt hin- und hergerissen: „Ich freue mich, dass das Angebot angenommen wird, aber bin betrübt, dass es so viele Bedürftige gibt.“
Die Teller der Gäste sind gut gefüllt, der Rinderbraten scheint zu schmecken. Nach dem Essen gibt es noch Tüten mit Lebensmitteln, für zu Hause. „Heute gibt es alles gratis“, sagt Stahlschmidt. In der Zwischenzeit singt die Vokalklasse der Gesamtschule Kreuztal ein Lied: „Weihnachtszeit, Weihnachtszeit, die schönste Zeit im Jahr. Mach die dunklen Tage hell.“ Der Kreuztaler Mittagstisch jedenfalls macht die dunklen Tage der Bedürftigen ein bisschen heller: mit einem warmen Mittagessen.
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