Siegen. . Laut Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd hängt es an fehlenden Materialien für einen Aufzug. Mittlerweile wagt der ZWS keine Prognose.

Der Siegener Hauptbahnhof wird nicht fertig. Mitte 2017, wie ursprünglich geplant, sowieso nicht. Jetzt auch endgültig nicht Ende 2018: Die Aufzugsanlage zu der neuen Brücke, die Empfangsgebäude, Mittelbahnsteig und den Zugang Fischbacherbergstraße verbindet, kann nicht in Betrieb gehen. Es hängt am Aufzug zu den Gleisen 3 und 4. „Da fehlen Materialien“, sagt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS). Wann die kommen, sei „absolut offen“, so Padt weiter: „Es ist ein Drama.“

Weiter Probleme auf der Siegstrecke

Zugausfälle mindern die Bahnqualität vermehrt: Mittlerweile im roten Bereich sind die Ausfallquoten beim Rhein-Sieg-Express, von dem 2,69 Prozent der Fahrten ausfallen oder vor Siegen enden, und beim Biggesee-Express, wo die Ausfallquote von 1,61 Prozent vor allem mit fehlenden Lokführern begründet wird.

Bei den Verspätungen bleiben der RE 9 (Aachen-Köln-Siegen) mit einer Pünktlichkeit von nur 78,8 Prozent, die obere Lahntalbahn mit 80,9 Prozent und die Rothaarbahn mit 82,7 Prozent Problemlinien. Erstmals schafft auch der RE 16 (Siegen-Essen), vor allem wegen Störungen im Ruhrgebiet, nur noch 88,7 Prozent.

Erst im Sommer war eine peinliche Panne bekannt geworden: Der Baustrom war abgemeldet und abgestellt worden, die Baustelle lag still. „Für mich ist das ein Thema der Bauüberwachung“, sagt der ZWS-Geschäftsführer, „es fehlen die Kümmerer.“ Mit der Inbetriebnahme des Aufzugs sind die 2015 begonnenen Arbeiten keineswegs abgeschlossen. Erst dann kann die Sanierung der Unterführung zwischen Empfangsgebäude und Mittelbahnsteig beginnen, die nach Padts Einschätzung auch nicht unkompliziert wird, weil dazu wohl Gleissperrungen erforderlich sind. Wann aktuell mit dem Abschluss der Arbeiten zu rechnen sei? „Dazu möchte ich mich nicht äußern.“

Immer noch etwas hakelig verläuft auch die Umstellung im Busverkehr. Ab Mitte Dezember werden die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) alle Linien in den beiden Kreisen übernommen haben. Nach wie vor steht die Klage des „Busverkehr Siegen-Wittgenstein-Olpe (BSO)“ gegen die Vergabe der Konzessionen im Siegener Kernraum zur Entscheidung an; die Verhandlung über die Klage des Busunternehmens aus Burscheid ist mittlerweile auf Februar verschoben worden. Im Siegerländer Süden hat sich der Westfalenbus, der die Konzessionen nicht mehr bekommen hat, vorzeitig von seiner Verpflichtung entbinden lassen. Acht Fahrten wurden aus dem Fahrplan gestrichen.

Studie: Selbstfahrende Taxibusse?

Die Zukunft spielt sowieso ganz woanders: Im März erwartet der ZWS die von ihm in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für autonomes Fahren; bis dahin sollen Routen geprüft und Einsatzszenarien erarbeitet werden. Konkret stellt sich der ZWS einen Einsatz im umfangreichen Taxibus-Betrieb in Wittgenstein vor. Der sei „sehr teuer“, sagt Günter Padt, mit der Automatisierung „könnten wir das Angebot weiter ausdehnen.“ Der ländliche Raum mit seinen „nicht so komplexen Verkehrssituationen“ biete sich dafür an. Die ersten Demo-Fahrten sollen im Frühjahr in einem absperrbaren Bereich in Drolshagen stattfinden. Überlegt worden war auch, das sich selbst steuernde Fahrzeug in Littfeld oder in Bad Laasphe auszuprobieren — dort allerdings hätte die B 62 gequert werden müssen, was in dieser frühen Phase als zu aufwendig erschien.

Azubi-Ticket für 62 Euro

Aus seinem 2,3-Millionen-Euro- Etat, den die Zweckverbandsversammlung jetzt verabschiedet hat, subventioniert der ZWS den eigentlich „eigenwirtschaftlichen“ Nahverkehr mit 413.000 Euro, unabhängig von den Zahlungen des Kreises für das Schülerticket. Darin enthalten sind die höheren Preise, die die Verkehrsunternehmen für die Mobilitätscard verlangen und die der ZWS für unverändert 29,90 Euro inzwischen 52.328 Mal an Menschen mit geringem Einkommen abgegeben hat.

Aus Landesmitteln finanziert wird das Azubi-Ticket, das zum 1. August neu eingeführt wird. Auszubildende können die Netzkarte für 62 Euro kaufen. Für Siegen-Wittgenstein ist das der zweite Anlauf, der erste scheiterte im Kreistag. Neben Schülern der allgemeinbildenden Schulen können auch bereits die Vollzeitschüler der Berufskollegs das Schülerticket in Anspruch nehmen.