Siegen. . Mäzenin Barbara Lambrecht-Schadeberg schenkt Museum Werke von Rubenspreisträgern: Sigmar Polke, Niele Toroni, Bridget Riley und Maria Lassnig.

Sie hat ein großes Herz für die heimische Kultur: Barbara Lambrecht-Schadeberg hat ihren Sammlungskurator, den Kölner Prof. Dr. Christian Spies, beauftragt, die Augen offenzuhalten, ob auf dem Kunstmarkt noch Werke von Rubenspreisträgern zu finden sind. Spies war erfolgreich und kann fünf Neuerwerbungen für die Sammlung des Museums für Gegenwartskunst (MGK) präsentieren. Dabei bietet er auch Einblicke in die Arbeitsweise eines Kunstkäufers.

„Mehl in der Wurst“ entstand 1964.
„Mehl in der Wurst“ entstand 1964. © Wolfgang Leipold

Die Werke

1. Sigmar Polke: Mehl in der Wurst. Es ist ein Bild von 1964. Da war Sigmar Polke gerade 23 und Student an der Düsseldorfer Kunstakademie, gemeinsam mit einem der teuersten Maler der Gegenwart, Gerhard Richter. Die Wurst auf seinem Bild ist alles andere als eine Stadionwurst: Grün und eher einer Gurke gleich, möchte man da nicht hineinbeißen. Es ist Polkes Darstellung des Kapitalistischen Realismus, denn damals wurde die Wurstfüllung bisweilen mit Mehl gestreckt. Prof. Spies: „Polke und Richter fanden damals in Düsseldorf keinen Ausstellungsraum. Also mieteten sie eine leerstehende Metzgerei an. Wir haben schon immer nach einem Polke-Werk aus dieser Zeit gesucht.“

2. Sigmar Polke: Ohne Titel. Auf einer Reise nach Pakistan entlang der Opium-Route fotografierte Polke alte Männer bei einer Tee-Zeremonie. Die Schadstellen, die er bei der Bearbeitung in der Dunkelkammer entdeckte, übermalte er farbig. Christian Spies: „Ein kleines Auktionshaus in München bot das Bild an und wir haben es ersteigert. Wir kaufen nichts, was wir nicht im Original gesehen haben.“

Prof. Christian Spies mit dem Toroni-Werk.
Prof. Christian Spies mit dem Toroni-Werk. © Wolfgang Leipold

3. Niele Toroni: Abdrücke eines Pinsels Nr. 50. „Sammeln von Toronis ist nicht einfach. Sie sind zwar bezahlbar, aber Sammler geben sie nicht heraus“, sagt der Sammlungskurator. Das 1976 entstandene, historisch wichtige Werk entstammt einer Erbmasse. Es war aufgerollt, hat also Falten. „Falten? Gucken Sie mal mich an“, scherzte Toroni auf Nachfrage von Prof. Spies.

4. Bridget Riley: Slow 2. Etwa seit 1970 arbeitet die Rubens­preisträgerin, von der die größten aller Werke im Museum für Gegenwartskunst stammen, auch farbig. Vorher nur Schwarz-Weiß. Das Bild ist damit ein „Scharnier“ zwischen zwei Schaffensphasen Rileys. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass die Streifen von „Slow 2“ nicht nur parallel, sondern auch diagonal verlaufen und damit eine fast flimmernde Bewegung vorspielen. Christian Spies: „Das Bild wurde 1971 in der Kunsthalle Bern gezeigt und von einer Schweizer Familie erworben. Wir haben es ihr abgekauft: Ein Wiederfinden nach 40 Jahren.“

Bridget Rileys „Slow 2“.
Bridget Rileys „Slow 2“. © Wolfgang Leipold

5. Maria Lassnig: „Ohne Titel“. Als Frankfurter kennt Prof. Christian Spies auch die dortige private Zimmergalerie Frank, in der 1954 eine Ausstellung mit Werken von Maria Lassnig stattfand, darunter auch die letzte der Neuerwerbungen. Für die Fahrt von Frankfurt nach Siegen sorgfältig geschützt, können Museumsleiterin Dr. Eva Schmidt und Christian Spies das beidseitig bemalte Blatt von 1952 auspacken und damit ans Siegener Licht holen.

Sammlungskurator Prof. Christian Spies verspricht: „Sie können sich darauf einstellen, auch im nächsten Jahr wieder Neues präsentiert zu bekommen.“