Siegen. . Die Wissenschaftler suchen nach einem Zusammenhang zwischen abrufbaren Wissen und dem Entscheidungsverhalten von Kindern in Konsumsituationen.

Bereits ab einem Alter von etwa einem Jahr beeinflussen Kinder die Kaufentscheidungen von Erwachsenen. Eigene Kaufentscheidungen treffen sie in der Regel ab dem sechsten Lebensjahr. Zahlreiche Händler und Hersteller sprechen mit ihrer Werbung gezielt Kinder an. Wie steht es um die Kaufkompetenz von Grundschulkindern? Auf welches Wissen können sie zurückgreifen – und wie wenden sie es bei Kaufentscheidungen praktisch an? In dem Projekt „Modellierung der Kaufkompetenz von Kindern“ möchten Wissenschaftler der Uni Siegen und der Privatuni Schloss Seeburg in Österreich sowie Forscher des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) gemeinsam Kaufkompetenz, Kaufverhalten und Kaufentscheidungen von Grundschulkindern untersuchen.

„Kaufkompetenz ist ein komplexer Begriff, der jede Menge einzelne Fähigkeiten beinhaltet. Beispielsweise müssen Kinder ein Grundverständnis für Zahlen, Preis-Mengen-Relationen, Budgetplanung oder die Bedeutung von Werbebotschaften in Geschäften mitbringen. Gleichzeitig spielen persönliche Fähigkeiten eine Rolle“, sagt Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein von der Uni Siegen. Gemeinsam mit Dr. Michael Schuhen vom Zentrum für ökonomische Bildung und den anderen Forschungskollegen möchte sie einen computerbasierten Test entwickeln, mit dem die Kaufkompetenz von Schulkindern erfasst werden kann.

Test besteht aus zwei Teilen

Die Forscher möchten den Zusammenhang zwischen dem abrufbaren Wissen und dem Entscheidungsverhalten von Kindern in Konsumsituationen ermitteln. „Der Test besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil müssen die Kinder Wissens- und Einstellungsfragen rund um das Thema Kaufentscheidungen beantworten. Im zweiten Teil geht es darum, in einer realitätsnahen Einkaufssimulation eine Aufgabe zu bewältigen“, sagt Prof. Dr. Johannes Hartig. In früheren Studien wurde dafür ein virtueller Supermarkt entwickelt. Auf einem Tablet führen die Kinder einen Einkaufswagen durch die Regalreihen. Ihre Aufgabe: Eine Einkaufsliste mit zehn Produkten abarbeiten – und dabei so wenig Geld ausgeben wie möglich. „Der virtuelle Supermarkt stellt die Kinder vor die gleichen Herausforderungen wie ein realer Supermarkt“, sagt Schuhen. „Auch in dieser simulierten Kaufsituation gibt es ein großes Warenangebot, spezielle Sonderangebote und Werbebotschaften.“ Halten sich die Schüler an die Einkaufsliste? „Von der Auswertung versprechen wir uns Hinweise darauf, in welchen Bereichen Kinder in Konsumsituationen stärker geschützt werden müssen und wie ihre Kaufkompetenz noch besser gefördert werden kann“, sagt Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Gunnar Mau.

1600 Kinder sollen mitmachen

Wissenschaftler haben in früheren Untersuchungen bereits Testsituationen entwickelt, um Aussagen über die Bedeutung von Werbung oder Verboten zu treffen und den Einfluss von Lehrern, Eltern oder Gleichaltrigen auf die Kaufentscheidungen. Ergebnisse sollen in das aktuelle Projekt mit einfließen. In der ersten Phase gehe es darum, den Test samt praktischer Aufgabe sowie die Testumgebung zu entwickeln. Grundschullehrkräfte überprüfen, ob die konzipierten Fragen und Aufgaben verständlich formuliert sind. Anschließend sollen rund 1600 Grundschulkinder aus NRW und Hessen an der Haupterhebung teilnehmen. 80 dritte und vierte Klassen werden dazu Besuch von den Forschenden bekommen. „Unser Ziel ist es, konkrete Empfehlungen und anwendbare Hinweise für Politik, Eltern und Lehrkräfte zu formulieren“, sagt Schramm-Klein.