Hilchenbach. . Oechelhausen, Ruckersfeld, Grund, Lützel Helberhausen, Oberndorf: Die letzten Ortsteile bekommen Glasfaserkabel bis an die Haustür — 2021.
2012 hat die Stadt Hilchenbach ihren kleinen Ortsteilen zu schnellerem Internet verholfen, indem sie die Ortsnetze über Richtfunk ansteuern ließ. „Wir waren die erste Kommune im Kreis, die überhaupt einen Förderantrag für Breitband gestellt hat“, erinnert Kyrillos Kaioglidis, Leiter der Wirtschaftsförderungs-Stabstelle. Zuvor hatte Matthias Krämer (Linke) den damaligen Verzicht auf Glasfaser als „ganz krasse Fehlentscheidung“ kritisiert. Kaioglidis widerspricht: Die Telekom hätte noch nicht einmal dann Kabel gelegt, wenn die Stadt sich an den Kosten beteiligt hätte.
Heute geht es für Ruckersfeld, Oechelhausen, Grund, Lützel, Helberhausen und Oberndorf um Glasfaser bis ins Haus. Das sieht das neueste Förderprogramm des Bundes vor, mit dem auch die letzten Lücken in den Breitbandnetzen geschlossen werden sollen — besser als im jetzt laufenden Ausbau, von dem auch Helberhausens Nachbarort Hadem profitiert und wo die Daten auf der immer so genannte „letzte Meile“ zwischen Verzweiger und Haustür noch durch das bremsende Kupferkabel geleitet werden. Martin Schreier, Breitbandkoordinator des Kreises, schätzt, die neuen Kabel in der ersten Jahreshälfte 2021 in Betrieb genommen werden: „Sämtliche Ausbauer haben volle Auftragsbücher.“
Richtfunknetz wird wieder stabiler versorgt
Vom Hilchenbacher Rathaus wird das Datensignal derzeit bei Richtfunk in die Dörfer übertragen. Unitymedia habe Probleme gehabt, die vereinbare Leistung einzuspeisen, berichtet Wirtschaftsförderer Kaioglidis. Dieses Problem ist nun gelöst: Das Rathaus ist auf Telekom-Glasfaser umgestiegen.
Im Stadtentwicklungsausschuss berichtet Schreier über die „Markterkundung“, die der Auftragsvergabe vorangehen muss. Fördermittel gibt es nur, wo nicht schon 30 Mbit pro Sekunde und Haushalt erreicht sind. Und da sieht der Breitbandkoordinator ein Problem: Die Daten, die Telekom und Richtfunk-Versorger OR Network geliefert hätten, seien „nicht valide“. Soll heißen: Die angegebenen Geschwindigkeiten seien möglicherweise zu hoch gegriffen. Was sich schon daran ablesen lässt, dass die Werte mit wachsender Entfernung vom Verzweiger keineswegs überall stetig abnehmen. Sondern, so der Grunder Ortsvorsteher Martin Born, genau mit den abgeschlossenen Verträgen für die einzelnen Haushalte übereinstimmen. „Sonst wären die ja auch schön blöd“, sagt Born. Ein solches Eingeständnis, die vereinbarte Leistung nicht zu bringen, braucht nun aber der Breitbandkoordinator für den neuen Förderantrag. „Meist 15 bis 25 Mbit“, beschreibt Born die Versorgungslage für Grund, „teilweise unter 10, keinesfalls 50.“
Grüne kritisieren Verwaltung
Auf die Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschuss gebracht haben das Thema die Grünen — durchaus aus grundsätzlichen Erwägungen: Bei den Zukunftsthemen, so Grünen-Fraktionschef Dr. Peter Neuhaus, habe er „vielleicht zu sehr auf die Eigendynamik der Verwaltung vertraut“. Auch bei Themen wie Mobilität und Digitalisierung habe sich dieses „Vorschussvertrauen leider nicht bestätigt“, sagt Dr. Neuhaus. Daher sei nun „die Politik in der Pflicht, Tempo zu machen“. Dass der Grünen-Sprecher die Breitband-Infrastruktur für „so wichtig wie Wasser, Gas und Strom“ hält, rückt der Fachmann aus dem Kreishaus nur leicht zurecht: „Wenn man aus Kreuztal kommt, sieht man das vielleicht ein bisschen anders“, wendet Martin Schreier ein. Das mit dem Wasser nämlich. Stichwort: Rohrbruch.