Siegen. . Alexander Fischbach bringt historische Regionalfilme auf DVD neu heraus. Nun erscheint Nummer 18. Im Interview gibt er einen Einblick.

Schon in den 1920er Jahren gab das Siegerland sein Filmdebüt: Mit einer Dokumentation über die 700-Jahrfeier der Stadt Siegen. Seitdem folgten weitere Produktionen, die heute als historische regionale Filme gelten. Bevor diese unwiderruflich den Weg alles Irdischen gehen, rettet Alexander Fischbach von der Firma mundus.tv sie als DVD-Versionen vor dem Verschwinden. Mit „Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ von 1971 ist nun der 18. Film im Handel. Florian Adam sprach mit Alexander Fischbach über seine Motive, technischen Aufwand und den Charme alter Filmbilder.

Warum befassen Sie sich mit historischem Filmmaterial?

Alexander Fischbach: Meine Firma mundus.tv macht eigentlich Werbe- und Imagefilme. Aber der Erhalt des regionalen Kulturguts Film hat es mir angetan. Es ist eher ein Ehrenamt, es geht nicht so sehr darum, etwas damit zu verdienen. Das Geld fließt zu 100 Prozent wieder in neue Projekte. Es macht mir Spaß, es ist eine geistig befruchtende Angelegenheit – und ich kann so auch etwas für die Heimat tun. Außerdem gefällt mir die jahrelange gute Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv. Und wir bekommen viel positives Feedback. Die Leute freuen sich wirklich sehr auf neue DVDs.

Wann kamen Sie auf dieses spezielle Thema?

2005 habe ich begonnen, mich für den Erhalt historischer Filme aus der Region einzusetzen. Der Fokus lag und liegt dabei immer auf professionellen Produktionen. Es würde ausufern, wenn wir auch private Filmaufnahmen einbeziehen würden.

Welchen Zeitraum decken Sie ab?

Der bisher älteste Film ist von 1924: „Die 700 Jahrfeier der Stadt Siegen“. Dann gibt es viel aus den 50er Jahren. Mit „Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ kommt nun der erste historische Film in Farbe. Das ist echt interessant, denn diese Bilder rücken uns als Zuschauer viel näher. Schwarz-Weiß schiebt alles etwas in die Vergangenheit, schafft mehr Distanz. Aber ein Beitrag aus den 70er Jahren ist auch aus einem anderen Grund etwas Besonderes: Zu dieser Zeit wurde zwar auch im Siegerland viel privat auf Schmalfilm dokumentiert. Aber professionelle Produktionen gab es wenig.

Die Digitalisierung alten Filmmaterials ist aufwändig?

Die Restaurierung eines historischen Farbfilms ist unheimlich teuer. Außer unserem eigenen Einsatz geht das nur dank finanzieller Unterstützung des Kreisarchivs, durch Sponsoren und die Verkaufserlöse. Und wir brauchen erst einmal eine Kopie, die dafür geeignet ist. Vorführkopien von Filmen auf 16 oder 35 Millimetern waren Verbrauchsgegenstände – die wurden abgeranzt und danach entsorgt. Im Fall von „Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ hatte das Kreisarchiv eine gute Kopie. Bei „Der Eisenwald“ – einem sehr bekannten Siegerlandfilm von 1953 – hatten wir sogar das Glück, dass wir im Nachlass des Kameramanns Herbert Apelt die Originalnegative gefunden haben. Das ist wie ein Sechser im Lotto.

Es ist also nicht damit getan, den historischen Film abzuspielen und einfach digitale Aufnahmetechnik mitlaufen zu lassen?

Nein. Wir lassen das von einer Spezialfirma in Ingelheim machen. Überspielt – vom 16- oder 35-Millimeterfilm auf andere Formate – wurde zwar auch früher schon, auch schon in den 80er und 90er Jahren. Die Qualität ist aber so, dass man sich das heute nicht mehr ansehen kann. Die Originalbänder wurden dann – zum Beispiel bei den Fernsehsendern – häufig zerstört, so dass die Originalqualität endgültig verloren ist. Dabei entspricht die Qualität von 16-Millimeter-Film 2k. Bei 35 Millimetern sind es 4k. Und heutige Scanner können diese native Auflösung aufnehmen.

Außerdem lassen sich digital auch alle Bildstörungen, jedes Bildrauschen und jeder Fleck entfernen.

Das kann man machen. Aber wir sagen: Ein alter Film muss auch seinen Charakter, seine Lebendigkeit behalten. Bei „Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ etwa haben wir bewusst auf solche Nachbearbeitung verzichtet. Da ist zum Beispiel anfangs kurz ein Streifen zu sehen. Digitalisierung hat eigentlich nur einen Zweck: Material langfristig zugänglich und nutzbar zu machen. Denke Sie mal 20 Jahre weiter: Wer kann dann noch 35-Millimeter-Film abspielen?

Und wie sieht’s mit Kolorieren von Schwarzweiß-Aufnahmen aus?

Das kann einen neuen Reiz geben. Für das Farbfernsehen wurde das anfangs gemacht, weil niemand mehr Schwarzweiß sehen wollte. Damals geschah das noch von Hand, oft relativ grob und auch nur in drei Farben. Inzwischen gibt es Software, die anhand von Grauwerten erkennen kann, welche Farbe ursprünglich zugrunde lag – mit einer Trefferquote von rund 95 Prozent. Wir überlegen, „Der Eisenwald“ so kolorieren zu lassen – wenn wir dafür genügend Geld zusammenbekommen. Schätzungsweise würde ich sagen: Für die 24 Minuten würde das um die 15.000 Euro kosten.

Haben Sie für die Zukunft noch viele Filme für ein Revival auf DVD in Reserve?

Es wird langsam dünn. Wir haben zwar viel Material – also Einzelszenen. Aber hochwertige, geschlossene, fertige Filme: Da wird es langsam schwierig.

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