Dreis-Tiefenbach/Seelbach/Lindlar. . In Lindlar wird das Gebäude aus Seelbach restauriert. 1938 wurde es gebaut, womöglich von der Firma W. und E. Berg aus Dreis-Tiefenbach.
Eine ehemalige Baracke des Reichsarbeitsdienstes (RAD) aus dem Siegerland soll im Freilichtmuseum des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Lindlar wieder aufgebaut werden. Vermutlich wurde die Baracke von der Firma W. und E. Berg aus Dreis-Tiefenbach gebaut. Diesen Typ verwendeten die Nationalsozialisten sehr häufig in den Arbeits- und Konzentrationslagern des Dritten Reichs.
Das Museum
Die ehemalige RAD-Baracke stammt aus Seelbach, wurde kürzlich abgebaut, nach Lindlar transportiert und nun, ähnlich wie das Haus Stöcker aus Burgholdinghausen im LWL-Freilichtmuseum Detmold, über den Winter im Museumsbauhof repariert und restauriert. 2019 soll die Baracke auf dem Gelände des Freilichtmuseums wiederaufgebaut werden. Vorgesehen ist, dass hier eine Ausstellung gezeigt wird mit Informationen über die NS-Zeit, den Reichsarbeitsdienst und insbesondere über den Einsatz von Sklavenarbeitern aus Osteuropa.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt, so Museumsleiter Michael Kamp, wird dabei der Einsatz minderjähriger Polen und Ukrainer zwischen 1939 und 1945 in der deutschen Landwirtschaft, im Gewerbe, in Industrie und auch der Verwaltung sein. So hat der Historiker Dr. Ulrich Opfermann herausgefunden, dass auch bei der Firma Berg eine verschleppte Familie arbeitete: Wassil (53), Anna (49), Maria (21), Nikolai (20), Anastasia (16), Viktor (9) und Anatoli (1) Tschiranow. Die jungen Leute waren zum Teil erst 13, 14 Jahre alt, als sie nach Deutschland verschleppt wurden. „Ich unterhalte sehr gute Kontakte in der Ukraine, sodass dort auch nach dem Schicksal einzelner Personen geforscht werden kann“, so Kamp.
Die Baracke
Das hölzerne Gebäude wurde im Jahr 1938 gefertigt, berichtet Museumsleiter Michael Kamp. Er hat zur Geschichte der Baracke nachgeforscht und dabei den Hinweis auf das „KHW“ gefunden, das für „Kölner Holzbauwerke“ steht. Kamp erhielt einen weiteren Hinweis auf die Dreis-Tiefenbacher Holzbaufirma W. u. E. Berg, die auch Möbel herstellte. Demnach könnte W. u. E. Berg die Baracke als Subunternehmer der Kölner Holzbauwerke gebaut haben.
Die Forschung
Der Siegerländer Schüler Fabian Kiel hat sich im Rahmen einer Facharbeit eingehend mit der Geschichte der RAD-Baracken aus dem Hause Berg beschäftigt. Kiehls Großvater Lothar Schröder befasste sich ebenfalls mit der Firmengeschichte – seine Frau Ingrid ist eine geborene Berg, ihr Vater Erwin Berg betrieb das Baugeschäft und Sägewerk. Auf diese Weise wurde aus der Firmengeschichte ein generationsübergreifendes Familienprojekt. Für die Reihe „Dreisber Geschichte(n)“ des Heimatvereins Alte Burg Dreis-Tiefenbach hat Fabian Kiehl, der dazu auch im ehemaligen „Führersperrgebiet Obersalzberg“ geforscht hat, einen Vortrag erarbeitet: „Baracken der Firma W. u. E. Berg aus Dreis-Tiefenbach auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden – wirtschaftliche und persönliche Bezüge“, den er am Samstag, 17. November, um 19 Uhr im Haus Pithan, Im Bruch 4, in Dreis-Tiefenbach präsentieren wird. Die Firma Berg hat nicht nur als Produktionsort, sondern auch mit ihren Bauwerken den Ort Dreis-Tiefenbach geprägt. Die wuchtige evangelische Kirche am Lieschberg ist dafür ein weithin sichtbares Zeichen.