Schulen brauchen mehr Platz: An der Grundschule Netphen fehlen Räume für offenen Ganztag. Sekundarschule fehlen für Inklusion Kursräume.
Netphen. Die Frage nach den Perspektiven hat sich Annette Kramps, Rektorin der Grundschule Netphen, nicht zwei Mal stellen lassen. „Großen Handlungsbedarf“ gebe es im offenen Ganztag. Der könne durch einen Abbruch der beiden Lehrerhäuser und einen Anbau gedeckt werden. Weiter geht die Vision für ein „Schul- und Begegnungszentrum“ mit Turnhalle, Therapieräumen, Lehrschwimmbecken, Sportplatz, dem Schulhof als Outdoor-Erlebniswelt, Familienküche, öffentlicher Bibliothek, Kiss-And-Go-Bereich — und nicht zuletzt Gesellschaft für Schulhund Alan. „Die tiergestützte Pädagogik wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.“
Ob die CDU-Fraktion auf ihren Antrag, einen Überblick über erforderliche Maßnahmen zu bekommen, solche weitreichenden Vorstellungen hören wollte, wurde am Montag im Schulausschuss nicht deutlich. Die Verwaltung wies in ihrer Stellungnahme auch auf den zu erwartenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den Schulen hin. Welcher Platzbedarf sich allein daraus ergebe, sei „momentan nicht absehbar“. Bürgermeister Paul Wagener kündigte an, „einen Prozess zu organisieren, der auch haushaltsverträglich ist“.
Eine andere große Baustelle benannte Julia Cruz Fernandez, Direktorin der Sekundarschule. Derzeit werde keines der vier Qualitätskriterien für inklusiven Unterricht erfüllt. Je Klasse können künftig drei Kinder mit Förderbedarf aufgenommen werden, allein zum kommenden Schuljahr wird aber mit zehn Förderkindern gerechnet. Insgesamt besuchen derzeit 34 Kinder und Jugendliche die Sekundarschule im Gemeinsamen Lernen, für die es an Kurs- und Differenzierungsräumen fehlt. Lösungen sieht die Schulleiterin in einem Erweiterungsbau, für den in einer Lücke auf dem Schulgelände noch Platz wäre, oder in der Nutzung einer „Immobilie im Steinweg“ — gemeint ist offenkundig der ehemalige Kindergarten.
Toiletten sind immer noch Thema
Neben den großen Projekten gibt es vergleichsweise kleine Vorhaben, die offenkundig nur schleppend laufen: Manfred Heinz (SPD) registrierte, dass die Grundschule in Hainchen nach wie vor keinen neuen Außenanstrich hat und die Grundschule Eckmannshausen nicht, wie angekündigt, in den Herbstferien zu einer sanierten Toilettenanlage gekommen ist. Baudezernent Erwin Rahrbach verwies auf die starke Auslastung von Verwaltung und Baufirmen. Zumindest der Auftrag für den Anstrich, so Heinz, hätte „auf die Schnelle“ vergeben werden können: „Es war Zeit genug.“
Gestiegene Baukosten führen dazu, dass die Stadt Abstriche bei den Projekten machen muss, die mit „Gute-Schule“-Mitteln des Landes bezahlt werden sollen. Alexandra Wunderlich (CDU) freute sich dennoch, dass der Bedarf zumindest sichtbar geworden sei. „Wenn die Grundschule Eckmannshausen nicht randaliert hätte, wären wir nie darauf gekommen“, sagte die Schulausschussvorsitzende. Bei den folgenden Besichtigungen habe sie „Sachen gesehen, die mich erschreckt haben“.
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