Netphen. . „Blick ins Netpherland“ erscheint mit 60. Ausgabe. Wie die Bemühungen um die Kleinbahn eine Ehe stiften und warum Hainchen eine Poststraße hat.
Auf dem Foto von 1968 hält der Schienenbus der Kleinbahn an seiner Endstation „Irmgarteichen-Werthenbach“. Im Anhänger hat die Bahn auch bei ihrer letzten Fahrt am 25. Mai das Postabteil. In der nunmehr 60. Jahresausgabe der Zeitschrift des Heimatvereins Netpherland erzählt Wilfried Lerchstein nicht nur, wie die Post nach Hainchen kam. Er hat auch Dr. Rainer Hüttenhain für einen Bericht gewonnen, wie die Kleinbahn zwar nicht nach Straßebersbach (heute: Dietzhölztal) und von dort nach Dillenburg weitergebaut wurde — dafür aber aus den vergeblichen Bemühungen eine Ehe hervorging.
1872, am 16. Juli, wird die Postagentur in Hainchen eröffnet, als zweite im Netpherland. Der Landbriefträger läuft jeden Tag eine Strecke, die dem Weg von Hainchen nach Weidenau entspricht. Sein Lohn ist die Gebühr, die der Empfänger bezahlt. 1907 kommt eine „Telegraphen-Anstalt“ dazu, 1913/14 werden zwei öffentliche Fernsprechstellen erwähnt.
1884 legten die Eisenbahnkomitees von Netphen und Straßebersbach die „Denkschrift zur Begründung einer normalspurigen Secundärbahn von Haardt über Netphen und Straßebersbach nach Dillenburg“ vor. August Hüttenhain, Unternehmer aus Netphen, und Rudolf Kroeck, Apotheker in Straßebersbach, engagierten sich. „Die gemeinsamen Interessen beschränkten sich nicht auf wirtschaftsfördernde Maßnahmen“, berichtet Dr. Rainer Hüttenhain über seine Urgroßväter, „die Familien freundeten sich an.“ 1905 heiraten Otto Hüttenhain und Berta Kroeck, 1906 wird die Kleinbahn von Weidenau nach Deuz eröffnet und zehn Jahre später verlängert — bis Werthenbach.
Bernd Kühn zieht sich aus dem Vorstand zurück
Ganz still aus dem Ehrenamt verabschiedet hat sich Bernd Kühn: Bei der Mitgliederversammlung des Heimatvereins Netpherland hat Kühn nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidiert und sich nach längerer Krankheit aus dem Vorstand zurückgezogen. Ein Nachfolger fand sich nicht; als stellvertretender Vorsitzender leitet nun Harald Gündisch den Verein.
Bernd Kühn war zwölf Jahre lang Vorsitzender des Heimatvereins. In seine Amtszeit fallen viele originelle Ausstellungen im Heimatmuseum, das der Verein betreut. Dabei konnte der Sammler auf einen stolzen Fundus eigener Exponate zurückgreifen – ob es nun um Spielzeug oder Weihnachtskrippen ging. Ebenfalls in seiner Amtszeit aufgebaut hat er darüber hinaus ein recht stattliches Fotoarchiv.
Wickels Hus am Maart ist das „Kind“ von Bernd Kühn. Unter seiner Regie konnte der Heimatverein den Kauf und den Ausbau des Fachwerkhauses am Obernetpher Marktplatz realisieren, das beliebte Begegnungs- und Veranstaltungsstätte geworden ist.
1965 bekommt Hainchen eine Poststraße. An der neu benannten Straße liegt das neue Wohnhaus von Theresia Scholz, in das sie nach ihrer Heirat einzog: Sonst, so die Überlieferung, hätte sie die Post nicht weitergeführt. Theresia Scholz, geborene Meiswinkel, war von 1947 bis 1983 Posthalterin, ihr Ehemann Konrad Briefträger. Die Post wird am Bahnhof in Werthenbach abgeholt und dann verteilt, nachmittags von 14 bis 16 Uhr ist der Schalter geöffnet, und gegen 17 Uhr werden die aufgegebenen Sendungen in Werthenbach zum Zug gebracht. Auch Sohn Robert lernt bei der Post — überliefert ist sein Auftritt als Postreiter auf einem Ackergaul in der Siegener Oberstadt, mit dem er eine Wette gewann.
1983 geht Theresia Scholz in Rente, für Hainchen ist nun die Poststelle in Werthenbach Bahnhof („5902 Netphen 4“) zuständig, die 1995 geschlossen wurde. Seitdem ist die Postagentur im Deuzer Einkaufszentrum Kälberhof die für Hainchen nächst erreichbare Poststelle.
Diese und weitere Geschichten, unter anderem über die Kapelle auf dem Kreuzberg, über die Beschreibung einer Wanderung von Siegen zum Ederkopf vor 165 Jahren und über Pflanzen im Kütchenlangenbachtal , stehen im neuen „Blick ins Netpherland“, erhältlich bei Futura Druck in Netphen und bei Wilfried Lerchstein ( 02737/209527).