Siegen. . Sechs junge Wissenschaftler kämpfen beim Science Slam im Siegener Apollo Theater um das Krönchen der Wissenschaft.
Irgendwie scheinen die Slams und ihre viele Spielarten gewisse Ermüdungserscheinungen zu bekommen. Anders ist es nicht zu erklären, dass zum Science Slam ziemlich viele Plätze im Apollo Theater freigeblieben sind. Wie dem auch sei: Alle, die es sich am Freitagabend zu Hause bequem gemacht haben, haben einiges versäumt. Die inzwischen fünfte Große „Wissensschlacht“ erweist sich als ein Feuerwerk von Einfällen, wissenschaftliche Themen verständlich und unterhaltsam zu präsentieren, wobei jeder nur zehn Minuten Zeit hat.
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Florian Buhr
Florian Buhr, beim ersten Siegener Science Slam 2015 klarer Gewinner, damals noch als Bio-Chemiker an der Uni Frankfurt arbeitend und inzwischen zur Elite-Uni Cambridge gewechselt, hat die heikle Aufgabe, durch Losentscheid als erster in den Ring zu müssen. Deswegen bei Slammern kein Wunschtraum, weil die aus dem Publikum zusammengestellte Jury ihre Bewertungen (von 1 bis 10) unmittelbar nach den Vorträgen geben muss und beim ersten Teilnehmer immer sehr verhalten punktet. Florian Buhrs Thema ist die Forschung des Arztes Alois Alzheimer, dessen Frau im Alter von 51 Jahren gestorben war und deren Gehirn er untersucht hatte. Doch Buhr präsentiert keinen medizinischen Vortrag, sondern bringt Querverbindungen von der Alzheimer-Krankheit zu Flugzeugabstürzen. Informativ, kreativ, unterhaltsam. Buhrs Pech: Die Bewertungen wären sicherlich höher ausgefallen, wenn er später hätte starten können.
Tobias Sauer
Tobias Sauer ist studierter katholischer Theologe, der nebenbei für die Erzeugnisse „der Tee-Firma Ecclesia“ wirbt. Er springt thematisch zwischen Tee-Frühstück und langweiligen Predigten von Theologen hin und her und merkt doch: Der Funke will von der Bühne nicht so recht ins Publikum überspringen.
Samir Salameh
Anders als bei Samir Salameh, in Hannover als Sohn eines israelischen Palästinensers geboren, TKKG-Fan und Nano-Technologe. Er präsentiert sein Wissensgebiet verblüffend anschaulich von Bierdeckeln, die am Glas kleben, über „St. Pauli pinkelt zurück“ bis hin zu Seifenblasen. Er erklärt nebenbei auch, wie einst die Pyramiden gebaut wurden. Sein Lohn: Die erste Zehn des Abends.
Johannes Pauli
Johannes Pauli, Schnellsprecher und ebenfalls Nano-Physiker will erklären, warum man Grundlagenforschung betreibt. Hat es jemand im Saal verstanden? Der Berichterstatter gesteht: „Ich auch nicht“.
Janina Otto
Janina Otto thematisiert „Im Schweiße Deines Angesichts“ und hat damit schon auf einer Mexiko-Tournee Kanzlerin Angela Merkel ins Schwitzen gebracht. Ohne Tabus und auch mit einigen „Ä-Bäh-Fotos“ erklärt sie auch die Unterschiede zwischen thermischem Schweiß, der kühlt, und Stress-Schwitzen, das sich durch Achselschweiß äußert. Das Publikum bringt Janina Otto aber nicht so recht ins Schwitzen.
Darius Rupalla
Das schafft dafür Darius Rupalla, ein Apotheker aus Dortmund, mit „Drugs going Retard“, einem Parforce-Ritt von Stimulanzien zur Erhaltung der Manneskraft über besondere Darreichungsformen von Arzneien und deren eingebildete und wirkliche Wirkungen. Ein Apotheker ohne Nebenwirkungen. Das meint auch die Jury und setzt Darius Rupalla mit Höchstwertungen auf Platz 1. Sein Lohn: Eine vom Publikum mit mehr oder weniger originellen Geschenken gefüllte Tüte und eine von Apollo-Mitarbeiterin Ursula Bottenberg gestaltete Nachbildung des Siegener Krönchens.