Hilchenbach. . Auch die Linken-Fraktion ist für die Umbenennung der Hindenburgstraße. Gerti Holländer war die letzte in Hilchenbach lebende Jüdin.
Auch die Linken verlangen jetzt — wie schon seit Jahren der CDU-Ehrenvorsitzende Wolfgang Ruth — die Umbenennung der Hindenburgstraße. Während Ruth als neuen Namensgeber Paul Benfer empfohlen hat, den Hauptlehrer und Gründer des Allenbacher Schul- und Heimatmuseums, bringen die Linken Gerti Holländer ins Gespräch. Ein Zusatzschild soll erklären, wer Hindenburg und Gerti Holländer waren; etwaige Kosten der Umbenennung zum Gerti-Holländer-Weg die Anwohnern entstehen, soll die Stadt tragen.
„Unserer Einschätzung nach ist Hindenburg deutlich mehr als nur der Steigbügelhalter Hitlers“, sagt Linken-Stadtverordnete Kathrin Fey, „in seinem politischen Testament bezeichnet Hindenburg Hitler als Erfüller und Vollender seiner Sehnsucht“. Die Hindenburgstraße wurde erst 1933 umbenannt, „eindeutig ein Zeichen der Ehrung durch die faschistische Diktatur“, stellen die Linken fest. „Es gab wohl eine Abstimmung bei den Stadtverordneten, aber die Situation war schon lange geprägt von Angst und Gewalt. Und vermutlich standen SA Leute bei solchen Abstimmungen im Saal und schauten, wer wie die Hand für oder gegen Hitler hob.“ Die Umbenennung wurde im Rat am 27. April bei zwei Enthaltungen beschlossen und am 3.Mai 1933 vollzogen.
194 als letzte Jüdin deportiert
Elisabeth Holländer (1900-1943), geb. Sonnheim, genannt Gerti, war die letzte lebende Jüdin in Hilchenbach, bevor sie am 28. Februar 1943 gemeinsam mit ihren Sohn Lothar (geb. 1933) nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Anschließend war Hilchenbach „judenrein“, wie es im Nazijargon hieß. Gerti und ihr Mann Willi Holländer wohnten mit den beiden Kindern Arno Alfred und Lothar im Mühlenseifen, gegenüber dem Bahnhof, also unweit der heutigen Hindenburgstraße.
„Mit Frau Gerti Holländer würde zudem erstmalig eine Frau in Hilchenbach mit einem Straßennamen eine Ehrung erhalten“, stellt Katrin Fey fest. Von gut 250 Straßennamen sei noch keiner nach einer Frau benannt. „Es wäre das richtige Zeichen, einem Opfer des Nationalsozialismus diese späte Ehre zukommen zu lassen.“