Siegen. . St. Marien-Krankenhaus, Kreisklinikum und DRK-Kinderklinik wollen sich bei Investitionen und Patientenversorgung abstimmen. Fusion nicht geplant.

Das Schlagwort heißt „Strategische Allianz“: Drei der vier Siegener Krankenhäuser wollen eng zusammenarbeiten, Investitionen und Spezialisierungen verabreden, sich gemeinsam um Patienten kümmern. Dabei behalten St. Marien-Krankenhaus, Kreisklinikum und DRK-Kinderklinik ihre Selbstständigkeit und ihre Standorte. „Versorgung neu denken“ ist ein weiteres Schlagwort, das Geschäftsführerin und Geschäftsführer der drei Häuser verwenden — bewusst angelehnt an das Uni-Projekt„Medizin neu denken“. Mit zusammen 1300 Betten und 48.000 Behandlungsfällen pro Jahr erreicht die „Allianz“ die Dimension der Gießener Uni-Klinik.

Die Vorteile

Spezialisierung: Wenn nicht jeder alles macht, „verbessern wir die Qualität und werden attraktiver für Fach- und Führungskräfte“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann (St. Marien-Krankenhaus). Einen Beleg sieht Stefanie Wied (Kinderklinik) in der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen am gerade entstehenden gemeinsamen Bildungsinstitut: Auch die 50 zusätzlichen Plätze seien „so gut wie besetzt“.

Investitionen: Nicht jeder braucht alles. Bertram Müller (Kreisklinikum) nennt den Operationsroboter Da Vinci, der demnächst in Weidenau seinen Dienst aufnimmt: „Darüber haben wir vorher gemeinsam gesprochen.“ Hans-Jürgen Winkelmann verspricht sich von dem gemeinsamen Auftritt besseren Zugang zu Fördermitteln: „Wir hoffen, dass das politisch unterstützt wird.“

Die Geschäftsführer der drei Siegener Kliniken, die zukünftig enger miteinanderzusammenarbeiten wollen (von links: Hans-Jürgen Winkelmann, Marien Gesellschaft Siegen gGmbH;Stefanie Wied, DRK-Kinderklinik Siegen gGmbH; Bertram Müller, Kreisklinikum Siegen GmbH)
Die Geschäftsführer der drei Siegener Kliniken, die zukünftig enger miteinanderzusammenarbeiten wollen (von links: Hans-Jürgen Winkelmann, Marien Gesellschaft Siegen gGmbH;Stefanie Wied, DRK-Kinderklinik Siegen gGmbH; Bertram Müller, Kreisklinikum Siegen GmbH) © Agentur

Versorgung: „Die Patienten sollen nicht mehr von einem Arzt zum anderen rennen müssen“, sagt Stefanie Wied. Ärzte der Kliniken weisen sich Patienten zu oder tauschen sich über Befunde und Therapien aus. Winkelmann kann sich einen „Medical Board“ der Chefärzte und Klinikdirektoren vorstellen. „Vielleicht schaffen wir es auch, dass wir weniger Patienten nach außerhalb schicken müssen.“

Beispiele

Das MZGB: Die Abkürzung steht für „Medizinisches Zentrum für Geistig- und Mehrfachbehinderte“, würde an der Kinderklinik auf dem sozialpädiatrischen Zentrum aufbauen — vorstellbar als Regiestelle, die mit verschiedenen ärztlichen Disziplinen besetzt ist und an geeignete Behandler weitervermitteln kann. Bertram Müller: „Suchen Sie mal einen Zahnarzt für geistig Behinderte!“

Die Psychiatrie für junge Erwachsene von 16 bis 25: Sie könnte am Kreisklinikum andocken. Denn für dieses wie für andere Krankheitsbild gilt, dass chronische kranke Kinder mit 18 „in ein Versorgungsloch fallen“, wie Stefanie Wied feststellt. Bertram Müller: „Wir müssen Behandlungsbrüche vermeiden.“

Zusammenarbeit seit vielen Jahren

Bereits seit 2005 haben Kreisklinikum und Marien-Krankenhaus eine gemeinsame Apotheke, seit 2008 ein gemeinsames Prostata-Karzinomzentrum.

2018 wird das onkologische Zentrum eröffnet, 2019 das Ausbildungszentrum „BiGS“ auf dem Wellersberg und die Großküche auf der Sieghütte.

Notfallversorgung: Zentrum dafür soll das Kreisklinikum sein, während sich das St.Marien-Krankenhaus als Haus der „erweiterten Notfallversorgung“ auf die zweithöchste Ausbaustufe beschränkt.

Die 4. Partner

Die Allianz sei kein „Closed Shop“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann. Die Diakonie als vierter Krankenhausträger sei nicht dabei, weil sie — wie schon bei der Uni-Medizin-Stiftung – die Zusammenarbeit nicht über Forschung und Lehre hinaus auf die Krankenversorgung erweitert sehen will. Sie streitet mit der Kinderklinik seit langem über den Standort für ein Eltern-Kind-Zentrum. Dass die Kinderklinik als Teil der „Allianz“ bessere Karten hat, „hoffen wir schon“, sagt Stefanie Wied. Das Marien-Krankenhaus seinerseits hat Pläne für eine Fusion mit der katholischen Hospitalgesellschaft Olpe-Lennestadt begraben: „Am Ende des Tages hat es nicht sein sollen“, bestätigt Hans-Jürgen Winkelmann.

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