Hainchen. . Die Wiese in Hainchen hat nicht nur viele verschiedene Obstbäume, sondern bietet auch vielen Tier- und Pflanzenarten einen sicheren Lebensraum.

Freudenberger Nützerling, Gellerts Butterbirne oder Bühlers Frühzwetsche heißen drei von insgesamt 17 Obstbäumen, die auf der Streuobstwiese von André Dorn stehen. Für seinen „vorbildlichen Streuobstbestand“ verlieh ihm das Projekt Netzwerk Streuobstwiesenschutz NRW nun eine Auszeichnung. Das Projekt setzt sich für den Erhalt der Flächen ein, koordiniert Schutzmaßnahmen vor Ort, vernetzt die Verantwortlichen und dient als zentrale Anlaufstelle.

Gesünderes Obst

Das Grün von André Dorn misst etwa 3300 Quadratmeter – und jeder einzelne davon ist als geschützter Landschaftsbestandteil gesetzlich eingetragen. Denn „die Streuobstwiese bildet ein hochwertiges Biotop und ist Lebensraum für bis zu 5000 Arten“, erklärt Michael Düben vom Nabu. Zum Schutz der Streuobstwiesenbestände arbeite der Naturschutzbund mit der Landwirtschaft und dem Land NRW zusammen.

Die Obstwiesen sind vom Menschen geschaffene und mehrfach genutzte Flächen, auf denen Bäume mit ganz verschiedenen – und oft sehr alten – Obstsorten wachsen. „Auf meiner Wiese wachsen Kirschen, Birnen, Pflaumen und vorherrschend Äpfel“, sagt André Dorn.

Der Imker hat die Wiese vor drei Jahren angelegt. Besonders wichtig war ihm dabei, dass auf der Streuobstwiese Bäume mit alten, regionalen Sorten stehen. „Die alten Sorten sind verträglicher für den Menschen. Sie sind gesünder, weil nicht auf das Aussehen geachtet wird“, sagt Dorn. Im Supermarkt würden Äpfel aus optischen Gründen etliche Male gespritzt und gewachst. Bei ihm kriegt man sie direkt vom Baum – egal ob sie klein oder groß sind und „Rostflecken“ haben.

Zwischen drei- und fünftausend Tier- und Pflanzenarten leben auf der Streuobstwiese. Für Dorn gehören speziell Insekten einfach dazu: „Denn ohne die Insekten gäbe es keine Bestäubung und ohne die Bestäubung wachsen keine Früchte.“ Doch die Zahl der Fluginsekten sei um 70 Prozent gesunken. Dies ist für Dorn besorgniserregend: „Wenn Insekten stark zurück gehen, dann wird es auch anderen Arten wie Vögeln und Fischen so ergehen. Schließlich dienen ihnen Insekten als Nahrungsquelle.“

Verschiedene Sorten

Der Aufwand bei Streuobstwiesen sei groß, sagt Dorn. „Die jungen Bäume müssen beispielsweise erzogen werden. Man muss sie schneiden und gießen. Im heißen Sommer musste ich zwei Mal die Woche hier hoch kommen und die Bäume mit Wasser versorgen.“

Eigentümer Dorn veredelt die Obstbäume außerdem. Dabei schneidet er den Ast einer bestimmten Sorte ab und verbindet ihn mit Verbandmaterial mit einem anderen Baum. Dadurch entsteht der Effekt, dass ein Baum unterschiedliche Sorten trägt. Auf der Wiese werden übrigens auch keine Pestizide oder synthetischer Dünger eingesetzt: Weidende Schafe eines benachbarten Bauern versorgen den Boden dank ihrer Ausscheidungen auf natürliche Weise mit Nährstoffen.

Heutzutage gebe es in Deutschland immer weniger Streuobstwiesen. „Viele Flächen sind durch Bebauung verschwunden“, sagt Michael Düben. André Dorn findet es schade: „Streuobstwiesen sind ein Kulturgut. Es ist traurig, dass das Wissen darüber langsam schwindet und sich die Leute immer weniger dafür interessieren.“ Auch würden immer weniger Äpfel gepflückt. „Wir haben hier so viel Obst. Ich wäre froh, wenn jemand kommt und mit erntet“, sagt Dorn

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