Kreuztal. . Kreuztal setzt ein neues Konzept um: Nicht nur in der Kita – auch danach soll Elternarbeit einen festen Platz im Alltag haben. Stelle geschaffen.

Familienzentren sind, vereinfacht gesagt, Kindertagesstätten, an denen es auch Angebote für Eltern gibt. Die Stadt Kreuztal etabliert das Konzept des Familienstützpunkts jetzt erstmals auch an einer Schule: Familienförderung gibt es ab sofort auch an der Grundschule an Dreslers Park. Die Stadt kooperiert dazu auch hier mit der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung aus Olpe (kefb); dort wurde eine Vollzeitstelle geschaffen, Sozialarbeiterin Margret Dick wird nun Bedarfe feststellen und Angebote ermitteln.

Der Bedarf

Ein hoher Anteil der Kinder an der Grundschule an Dreslers Park kommt aus einkommensschwachen Familien, so gut wie alle Kinder aus der Fritz-Erler-Siedlung, wo rund 60 Prozent der Eltern einen niedrigen Bildungsstatus haben, gehen hier zur Grundschule, erklärt Beigeordnete Edelgard Blümel. Entsprechend hätten diese Familien einen hohen Unterstützungsbedarf, viele hätten Migrationshintergrund, kämen aus kinderreichen Familien, lebten bei alleinerziehenden Eltern, seien von Armut betroffen.

Die Schule, sagt Nathalie Muth, Leiterin der Grundschule an Dreslers Park, hat nicht nur den Bildungs- sondern auch einen Erziehungsauftrag, gleichzeitig sind die Eltern verpflichtet, ihre Kinder lernbereit zur Schule zu schicken. Das klappt längst nicht immer, nach wie vor kämen Kinder zu spät zum Unterricht, hätten keine Hausaufgaben gemacht oder die falschen Utensilien in ihren Tornistern. Die Elternarbeit soll hier entgegenwirken, „es ist besser, wenn Schule und Eltern an einem Strang ziehen“, sagt Muth.

Das Projekt

Margret Dick wird sich zunächst einen Überblick über bestehende Angebote verschaffen – denn vieles gibt es bereits, etwa im Stadtteilbüro oder im Mehrgenerationenhaus in der Fritz-Erler-Siedlung. Der nächste Schritt: Vertrauen aufbauen, niedrigschwellige – und vor allem kostenlose – Informations-, Hilfs- und Bildungsangebote, orientiert an tatsächlich vorhandenen Bedarfen, für die Eltern schaffen. Durch ihre Tätigkeit in der Schule baue sie ein Vertrauensverhältnis zu Kindern und Eltern auf und könne auch bestehende Angebote vermitteln oder erweitern.

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„Ich setze große Hoffnungen in Frau Dick“, sagt Schulleiterin Muth. Mögliche Arbeitsbereiche seien Sprache – viele Eltern sprechen nicht gut Deutsch – , Gesundheitserziehung oder kulturelle Unterschiede. „Wir möchten, dass Klarheit herrscht, was die Schule verlangt, damit die Kinder gut mitkommen“, sagt Nathalie Muth. Wenn die Schule bestimmte Dinge anspreche, stoße das bei den Eltern oft auf Ablehnung oder Scham. Denkbar sind auch Gesprächsrunden, Workshops zu Erziehungsthemen oder gemeinsame Eltern-Kind-Aktivitäten.

Kreuztal wolle auch dafür sorgen, dass Familien beim Wechsel von der Kita zur Schule keinen Bruch erleben und ihnen weiter vertraute Ansprechpartner zur Seite stehen, sagt Blümel. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, die Eltern müssen nicht Gebäude, Institutionen oder Personen aufsuchen, die sie nicht kennen.

Die kefb erhalte sehr gute Unterstützung vom Land, sagt deren Bildungsreferentin Susanne Stelzer – gerade wenn es darum gehe, die Eltern da abzuholen, wo sie stehen und passgenau Angebote zu schaffen. So verfüge die kefb über einen großen Pool an Dozenten unterschiedlichster Fachrichtungen. „Es sind oft die einfachen Dinge des Alltags, die für viele selbstverständlich sind, die aber viele Eltern nicht kennen.“ Entsprechende Konzepte werden in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, auch unter wissenschaftlicher Begleitung des Münsteraner Instituts für Soziale Arbeit (ISA).

Das Projekt ist zunächst befristet bis Ende 2020, die Gesamtausgaben von gut 173.000 Euro, im Wesentlichen Personalkosten, werden zu 90 Prozent von der Landesregierung und mit EU-Mitteln gefördert. Der städtische Eigenanteil von 17.000 Euro sei „sehr gut angelegtes Geld“, findet Blümel.

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