Siegen. . Nach Workshops und Abschlussbericht: Beratungen über künftige Organisation des Stadtmarketings stehen an.

Das Siegener Stadtmarketing wird aller Voraussicht nach künftig deutlich anders organisiert. Im Prozess der Neuaufstellung zeichne sich ab, dass es die derzeit zuständige Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen (GSS) mittelfristig nicht mehr in der heutigen Form geben werde, sagte deren Geschäftsführerin Astrid Schneider gestern auf Anfrage. Wie die Strukturen verändert werden sollen, wird sich im Zuge politischer Beratungen ergeben – auf Grundlage eines mit der auf Stadtmarketing spezialisierten Firma Cima erarbeiteten Berichts, der bisher allerdings noch nicht öffentlich ist.

Woher?

Vor rund zwei Jahren habe sich die GSS, 1994 als Verein gegründet, an den Bürgermeister gewandt und auf Grundprobleme hingewiesen, wie Schneider darlegt. Dabei gibt es vor allem um zu geringe Ressourcen – sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht:
- Personal: Die GSS verfügt über 2,7 Stellen. Eine davon – verteilt auf zwei Mitarbeiter mit je einer halben Stelle – finanziert sie aus eigenen Mitteln; 1,5 Stellen im Tourismusbüro trägt die Stadt, ebenso den Anteil, den Schneider an Arbeitskraft einbringt. Primär ist sie Leiterin der städtischen Kulturabteilung — 20 Prozent ihrer Zeit sind aber für die GSS-Geschäftsführung vorgesehen.
- Geld: 50.000 Euro steuert die GSS jährlich aus eigenen Mitteln bei, wie Schneider erläutert. Weitere 50.000 schießt die Stadt für Sachmittel zu. Davon sind beispielsweise Anzeigen, Werbegeschenke oder Flyer zu bezahlen. Mit dieser Ausstattung gilt es „Werbung zu machen für das Oberzentrum Siegen“, sagt Schneider. Ein Sonderfall sind Großveranstaltungen wie die Stadtfeste, für die Sponsorengelder oder Standgebühren entscheidende Posten sind. Das allerdings erfordert Akquise – und die wiederum kostet Zeit und Personaleinsatz.

Wo lang?

„Die Politik erkannte den Bedarf“, sagt Schneider. Im April vergangenen Jahres stimmte der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Stadthallen und Liegenschaften einstimmig dafür, eine Lenkungsgruppe zur Begleitung des Neuaufstellungsprozesses einzurichten, die auch Leitlinien und Vorschläge entwickeln soll. Die Gruppe setzt sich zusammen aus Vertretern der Ratsfraktionen, der GSS, der Industrie- und Handelskammer, der Uni und der Werbe- und Interessengemeinschaften. Hinzugezogen wurde außerdem die Cima, die mit den Akteuren in vier Workshops Grundlagen erarbeitete. Vor allem, erklärt Schneider, ging es um Schwerpunktsetzungen und Handlungsansätze, die den spezifischen Siegener Anforderungen entsprechen. „Stadtmarketing gibt es ja schon“, sagt die GSS-Geschäftsführerin. Konzepte von der Stange tun es aber nicht, „denn es gibt kein Patentrezept“.

Für Siegen hätten sich als Aufgabenfelder herauskristallisiert:

- Imagewerbung;

- Eventmanagement;

- Tourismus;

- City-Management. Dazu zählen Maßnahmen wie Bepflanzung, Möblierung und Deko im öffentlichen Raum, vor allem aber auch Flächen- und Leerstandsmanagement – wichtig zur Belebung von Quartieren (Beispiel Oberstadt);

- Stadtteilmanagement, also eine intensive Berücksichtigung der Bereiche über Siegen-Mitte hinaus;

- und die Zusammenarbeit mit der Uni, um nachhaltige Strategien zu entwickeln, „wie Siegen sich als Universitätsstadt positionieren kann“, sagt Schneider. Wichtig ist dabei, dass die Uni als Teil der lokalen Identität stärker im Bewusstsein der Menschen verankert wird.

Wohin?

In welcher Form das Stadtmarketing künftig organisiert sein wird, ist noch offen. Infrage kämen etwa eine GmbH, ein städtischer Eigenbetrieb oder Marketing als Organisationseinheit der Verwaltung – zumindest seien das Modelle, wie andere Städte sie gewählt hätten, sagt Schneider. Zusätzlich könne es einen Förderverein geben: Immerhin sind in der heutigen GSS viele Geschäftsleute und Bürger engagiert. Wie die personelle und finanzielle Ausstattung der künftigen Lösung sein wird – und mit wem die Posten besetzt werden – ist ebenfalls noch offen. Schneider: „Zunächst trifft der Rat eine grundlegende Entscheidung über Strukturen und Ressourcen. Erst dann stellen sich personelle Fragen.“ Wann das geschehen wird, steht allerdings noch nicht fest.