Hilchenbach/Kreuztal. . Carl-Kraemer-Realschule rüstet sich mit Whiteboards aus. Kreuztal zahlt in den nächsten Jahren 1,5 Millionen Euro für Schul-Medienausstattung.

Mit dem Stift kann man ganz normal auf die weiße Tafel schreiben. Und noch viel mehr: Johannes Stracke tippt hier an — ein Koordinatensystem ploppt auf. Und da — jetzt ist der Zirkel da. Und da — schon sieht der von Hand angeschriebene Text wie gedruckt aus, natürlich speicher- und versendbar. Der Konrektor der Carl-Kraemer-Realschule führt dem Hilchenbacher Schulausschuss vor, wie die digitale Zukunft begonnen hat. Aus dem vor Jahren stillgelegten Verwaltungstrakt des Jung-Stilling-Gymnasiums mit seinen acht Büros sind drei Kurs- und Arbeitsräume geworden.

Ipads und Apple TV

Auch da, wo der letzte Oberstudiendirektor hinter einer doppelten, mit Leder gepolsterten Tür an einem wuchtigen Schreibtisch residierte, hängt nun ein Beamer unter der Decke und ein Whiteboard an der Wand. Für den smarten Unterricht müssen die Realschüler aber nicht unbedingt in die neu digital aufgerüsteten Räume wechseln. Bereits im vorigen Jahr wurde ein Satz von 30 Ipads angeschafft, berichtet Tanja Erlebach-Theis von der städtischen Schulverwaltung. Von den Geräten können über das Schul-WLAN Daten an die Wand geworfen oder auf dem Monitor gezeigt werden — in allen Räumen gibt es Apple TV. Nach und nach werden im nächsten Schritt auch die Grundschulen versorgt.

Betty Roth (SPD) fragt, ob denn schon alle Lehrer mit der Technik umgehen können. Anwender seien zunächst „eine Handvoll“, antwortet Johannes Stracke, „wir haben ja erst angefangen.“ Olaf Kemper (CDU) will wissen, wie denn verhindert werde, „dass Kinder sich einloggen und auf einmal ist da irgendwelcher Blödsinn auf der Tafel“. Für solche Fälle gebe es einen „Plan B“, versichert Stracke: Die Schule hat einen Service-Dienstleister unter Vertrag. Und, wie gesagt: Auf die Tafel kann man auch ganz normal schreiben. Dann muss halt nur wieder ein Tafeldienst eingeteilt werden.

Möglich:Automatische SMS an die Eltern

Derzeit nicht gewünscht von Kreuztaler Schulen wird das elektronische Klassenbuch. Das dokumentiert nicht nur – wie sein Vorgänger auf Papier – Fehlzeiten und Verspätungen sowie Unterrichtsinhalte. Es kann auch Erziehungsberechtigte automatisch per Mail oder SMS informieren, wenn jemand unentschuldigt fehlt.

50 Mbit für alle Schulen

Szenenwechsel in die Nachbarstadt Kreuztal. Rund 300 Seiten stark ist der Medienentwicklungsplan für die Schulen, den die Stadt bei der kommunalen Südwestfalen-IT (SIT) hat erarbeiten lassen. Unter dem Strich steht der Betrag von knapp 1,5 Millionen Euro, der für Investitionen und laufenden Betrieb, also Wartung, Internet und Software, in den Jahren 2019 bis 2022 aufzubringen ist. Wobei Kreuztal, wie Markus Göke und Marcus Dunker von der SIT bescheinigen, bereits jetzt „überdurchschnittlich“ ausgestattet sei. Nach der Verabschiedung des Konzepts durch den Rat werde die Stadt sich um die Finanzierung kümmern, sagte die neue Schulamtsleiterin Annegret Rösel: „Es stehen noch einige Förderprogramme im Raum.“

Empfohlen wird die Aufrüstung der Internetzugänge von jetzt 16 Mbit, die die Telekom seit 2000 kostenlos zur Verfügung stellt, auf kostenpflichtige 50 Mbit, außerdem sowohl eine Verkabelung innerhalb der Schulgebäude als auch flächendeckende drahtlose Netzwerke (WLAN), deren Zugangspunkte jeweils bis zu 30 Endgeräte bedienen können. Laptops, Notebooks, Tablets: Welche Endgeräte angeschafft werden, hängt von den Konzepten der jeweiligen Schule ab. 2022 soll für je drei Grundschüler ein Endgerät zur Verfügung stehen, derzeit teilen sich neun Grundschüler einen PC. Im Sekundarbereich wird die Gerätedichte von 1:5,9 auf 1:4,8 Schüler erhöht. „Richtig, gut und sehr notwendig“ sei das, sagt Philipp Krause (CDU). Die Schulen befänden sich, was die digitale Ausstattung angehe, untereinander im Wettbewerb. Schon jetzt kämen einige Schulen ganz ohne Kreidetafeln aus. „Die Welt ändert sich“, sagt Jochen Schreiber (SPD), der viele Jahre als Schulleiter gearbeitet hat — und erinnert an Anfänge mit dem Commodore C 64 an der Hauptschule Ferndorf, die es längst auch nicht mehr gibt.

Kreuztal beschließt Konzept

Der Rat verabschiedete den Plan einstimmig; die CDU enthielt sich der Stimme, weil sie – wie die Grünen – lieber noch Beratungszeit bis zur November-Sitzung gehabt hätte. Stadträtin Edelgard Blümel sah das anders: Einige Punkte könnten bis dahin bereits gut abgearbeitet werden, wie die Verbesserung der Internetanschlüsse in den Schulen. Auch Ausschreibungen vorzubereiten sei somit schon möglich. „Die Schulen sind nicht zeitgemäß ausgestattet – wir kommen nicht drum herum und brauchen den Plan“, sagte Bürgermeister Walter Kiß. Der auf fünf Jahre festgesetzte Plan stehe unter Haushaltsvorbehalt. Die regelmäßige Evaluation ermögliche es, jederzeit nachzubessern und neue Technik einzubeziehen.

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