Siegen. Das Buch des Radio Siegen Redakteurs trägt den Titel „Keltenkind“. Die Handlung des Romans spielt im benachbarten Dillkreis.

2009 wurde in einem Acker bei Wetzlar der vergoldete Pferdekopf eines Reiterstandbilds gefunden. Im Herborner Ortsteil Hörbach gibt es die Ortsbezeichnung „Steinringsberg“, die heute eine Deponie ist. Für den Herborner Steffen Ziegler, Redakteur bei Radio Siegen, die ideale Inspiration für einen historischen Roman.

Die Handlung

Im Jahr 9 nach Christus erlebte das stolze Römische Reich eine schlimme Niederlage. Gleich drei Legionen des Feldherren Varus wurden im Teutoburger Wald von den Germanen ausgelöscht. Der Kaiser von Rom ordnete den sofortigen Rückzug der überlebenden Soldaten an. Unterwegs sollten alle Stützpunkte niedergebrannt werden, so auch ein kleiner Ort an der Lahn. Aber die junge Römerin Luna kehrt in die Ruinen zurück. Denn sie meint, dass sie nur hier ihre große Liebe Velent wiederfinden kann, der sie einst zurückgelassen hatte, um einem Jugendfreund bei der Varus-Schlacht beizustehen. Luna schreibt Velent einen Brief, in dem sie sich an die gemeinsame Zeit erinnert.

Der Roman

Von der Idee bis zum fertigen Roman brauchte Steffen Ziegler etwa vier Jahre, ein Jahr für die Recherche und drei Jahre für das Schreiben. „Ich musste die handelnden Figuren entwickeln und ein komplettes Bild von ihnen haben.“ Ziegler schrieb immer, wenn er freie Tage oder Urlaub hatte. Seine kreativste Zeit hat er grundsätzlich am Morgen, wenn er im Sender Frühschicht hat.

Parallel zum Roman arbeitete er auch an einer Hörspiel-Version des Keltenkinds. Etwa um 2014 – der Roman war da schon fertig – stellte sich Steffen Ziegler die Frage: „Wie hätte ein Mann der Zeit die Geschichte erzählt?“ Die Idee eines Erzählers war geboren. Und der sollte im rhythmischen Sechsfußreim sprechen, dem Hexameter, den schon die alten Dichter der Antike entwickelt hatten. Noch einmal drei Jahre Arbeit lagen vor ihm: „Der Hexameter ist ein Sudoku für Fortgeschrittene. Am Anfang habe ich gerade mal vier Zeilen pro Stunde geschafft.“ Doch nun ist alles fertig. Die ersten beiden Bände und die Hörspiel-CD sind Mitte Oktober zu kaufen, die Bände drei und vier sowie das komplette Hörspiel kommen im März 2019 heraus.

Das Hörspiel

Rund 150 Rollen waren zu besetzen. Vor allem die des Erzählers. Steffen Ziegler hätte es selbst machen können, bis ihm die zündende Idee kam: Der stellvertretende Apollo-Intendant Jan Vering, den er bei journalistischen Terminen kennengelernt hatte, ist die Idealbesetzung, auch weil dieser als ehemaliger Sänger das nötige Rhythmusgefühl für den Hexameter hat.

Eine Idealbesetzung ist auch Jördis Tielsch, eine weit über die Region hinaus bekannte junge Sängerin. Ziegler: „Jördis ist immer lachend und positiv. Im Hörspiel muss sie jedoch Luna, eine einsame, verzweifelte junge Frau darstellen – und schafft das wie auf Knopfdruck.“ Torben Völlmer, schon häufiger auf den Apollo-Brettern zu erleben, ist die Stimme Velents. Dessen und Lunas Texte nahm Steffen Ziegler im Studio seines Senders, damals noch am Obergraben, auf und verlangte den Akteuren einiges ab. Da kamen schon einmal fünf Stunden pro Tag zusammen.

Lesungen mit Steffen Ziegler

Steffen Ziegler stellt „Keltenkind“ bei Lesungen vor.

Montag, 15. Oktober , 19 Uhr: Café Bariton am Apollo Theater Siegen.

Sonntag, 28. Oktober, 18 Uhr: Heimhoftheater Würgendorf.

Die Aufnahmen mit Jan Vering waren übrigens die letzten, die am Obergraben produziert wurden: „Als wir damit fertig waren, hat man uns die Stühle unter dem Hintern weggezogen.“ Und die übrigen knapp 140 Nebenrollen? „Nahezu alle, die ich gefragt habe, haben mitgemacht – und zwar mit großer Freude – darunter auch fast alle Radio Siegen-Mitarbeiter und als prominentester Sprecher Landrat Andreas Müller.

Nicht zu vergessen die Familie Ziegler selbst: drei seiner vier Kinder sind zu hören. Seine 16-jährige Tochter spielt eine zickige Römerin, die zu Lunas Vorbild wird. Sein neunjähriger Sohn hat den ganzen Entstehungsprozess des Keltenkinds miterlebt. Als Steffen Ziegler das Projekt startete, war sein Jüngster gerade mal ein Jahr alt – und nun ist er beim Hörspiel mit einer Kinderrolle dabei.

Warum Steffen Ziegler eine solche Mammutaufgabe wie das Keltenkind angefasst hat? Er sieht das auch als Ausgleich zu seinem Beruf im Rundfunksender: „Radio ist ein flüchtiges Medium. Heute kommt die Idee, morgen muss sie schon fertig sein. Aufzeichnungen von Radiosendungen gibt es kaum. Ein Buch jedoch bleibt.“

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