Dahlbruch. . Die Springmäuse sind wahre Meister des Improvisationstheaters. Auch in Dahlbruch reichen ein paar Stichworte – und die Show geht ab.

„Hier dat gibt et net“, sagt eine Dame auf dem Weg zum Pausengetränk. Ihre Begeisterung teilt sie mit allen Besuchern im Gebrüder-Busch-Theater, denn die Springmäuse, Großmeister der Improvisation, haben ein irrwitziges Feuerwerk ihrer Kunst gezündet.

„Jukebox Life“ ist diesmal das Motto des Abends und verspricht „das flotteste Springmaus-Programm“ aller Zeiten. Vor allem also Musik, und zwar diejenige, die die Zuschauer ihnen vorschlagen sollen. „I like Rock ‘n’ Roll“ und „Dancing Queen“ aus der Jukebox bringt die vier Akteure auf der Bühne und die Siegerländer im Saal auf Betriebstemperatur. Denn ohne die Leute im Saal läuft bei den Springmäusen gar nichts. Sie inspirieren, sind Wort- und Ideengeber, bestellen auf Zuruf das Programm.

EM 2024 und Riewekooche

Bei der Musik kommt nichts wirklich Überraschendes: Schlager, Jazz, Volksmusik, Rap, Reggae, Metal und Klassik. Wobei gerade die Klassik im Verlauf des Abends keine Rolle spielt. Die EM 2024 gesellt sich zu „Riewekooche“, die Rheinländer zelebrieren es mit perfektem „R“. Auch die „Autopanne auf der B62“ mit Hard-Rock-Untermalung und „Dorf des Jahres“ wird für die Springmäuse zur leichten Übung, wobei natürlich (sie sind perfekt vorbereitet) auch das Nachbardorf Müsen ins Spiel kommt. Überhaupt wird Müsen zu einem Running Gag des Abends, manchmal auch in leicht schlüpfriger Variation ...

Anderer Höhepunkt: die gerade an Deutschland vergebene EM als Swing: „Dann kommt der Franzose und kriegt eins auf die Hose.“ Das Thema „Raumschiff“ hetzen sie durch alle zugerufenen Genres vom Horror und Western über Ohnsorg-Theater bis zum Drama. Zum Brüller wird das Wort „Majonäse“. Ein Sternekoch beschreibt die Herstellung, ein Kollege übersetzt gestenreich in die Gebärdensprache. Aus dem Zuruf „Pinguin“ wird ein Schlager, der selbst Helene Fischer vergessen lässt.

Ein Leben in 15 Szenen

„Wir holen niemand auf die Bühne. Ihr müsst schon freiwillig kommen.“ Petra aus Ferndorf lässt sich nicht lange bitten und erzählt aus ihrem Leben. Dass sie bei der Spedition Siebel arbeitet und mit ihrer Freundin Margot gekommen ist. Die kennt sie seit fast 30 Jahren, weil sie nahezu gleichzeitig Kinder bekamen. Petras Hobbies sind Sport, vor allem Wandern. Ihr Traum: Einmal mit ihrem Mann Andreas ins Elbsandstein-Gebirge fahren. Mit einem gewissen Thomas war sie schon dort. Andreas, Konstrukteur von Klimaanlagen, hat sie kennen- und lieben gelernt, als der ihr beim Aufbau ihrer Küche half. Nach ihren besonderen Eigenschaften gefragt, sagt sie „hilfsbereit, aber hibbelig.“

Die Springmäuse haben genug erfahren und bringen Petras Leben in 15 Szenen auf die Bühne. Aber wie! Alle genannten Personen und noch einige mehr sind dabei: Von Siebel Senior bis Junior, Lkw-Fahrer, natürlich Thomas und Andreas und vor allem Margot. Die Springmäuse werden zu Kaffeeautomaten oder Hebebühnen, die gemeinsame Niederkunft im „Geburtshaus Müsen“ wird gespielt, alle Höhen und auch kleine Tiefen eines Lebens in 45 Minuten. Die begeisterten Zuschauer erkennen alles wieder und sind verblüfft, mit welcher Phantasie die Springmäuse Petras Leben ausschmücken, sich als wahre Dialekt-Virtuosen erweisen und immer wieder auch sängerisch auftrumpfen. Nur schade, dass Andreas nicht dabei war.

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