Siegen-Wittgenstein. . Die Zahlen zu Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdung sind Kreis Siegen-Wittgenstein gestiegen. Überforderung spielt oft eine große Rolle.

Im Kreis sind die Fallzahlen mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung gestiegen. Die Ärztliche Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern und Jugendlichen an der DRK-Kinderklinik Siegen (ÄBS) hat 2017 knapp 200 Kinder, Jugendliche und deren Familien betreut. 145 Fälle kamen neu hinzu, 35 Beratungen führten professionelle Helfer durch, zudem wurden über den Jahreswechsel Fälle aus den Vorjahren weiter betreut. 2016 waren es noch 139 neue Fälle.

Die Zahlen

Herkunft: Die Familien mit Beratungsbedarf kamen überwiegend aus Siegen-Wittgenstein (39 Prozent; 2016: 42 Prozent) und der Stadt Siegen (37 Prozent; 2016: 34 Prozent) – insgesamt 76 Prozent aller Fälle. Etwa ein Prozent der Meldungen kam aus Hessen, 6 aus Rheinland-Pfalz.

Geschlecht: 81 der direkten Anfragen bezogen sich auf Mädchen und junge Frauen, 64 Anmeldungen auf Jungen. Der Anteil der Beratung von Mädchen und Frauen an allen Beratungsfällen: 56 Prozent (2016: 62 Prozent).

Meldungen: Es wird zwischen Selbst- und Fremdmeldern unterschieden. Selbstmelder wenden sich eigenständig an die Stelle, bei Fremdmeldern nehmen andere Institutionen Kontakt auf. Der Anteil von Selbstmeldern, überwiegend Mütter, ist gefallen auf 37 Prozent (2016: 43 Prozent), Fremdmelder machten 63 Prozent aus (2016: 57 Prozent). Viele Selbstmelder nehmen auf Rat des Jugendamts oder der Polizei Kontakt zur ÄBS auf. Bei den Fremdmeldern haben Meldungen durch Mitarbeiter der Kinderschutzgruppe der Kinderklinik weiter zugenommen: 2017 waren es insgesamt 75 Fälle (2016: 52). Davon wurden 34 Fälle stationär, 41 ambulant betreut. Eine Zusammenarbeit mit den Jugendämtern fand in 71 Fällen statt (2016: 49).

Die ÄBS

Antje Maaß-Quast, Systemische Supervisorin und Kinder- und Jugendlichentherapeutin der ÄBS, betont, dass gute Vernetzung und intensive Zusammenarbeit zwischen Beratungsstelle und Jugendhilfeeinrichtungen besonders wichtig seien. Die professionelle Bearbeitung der Fälle aufgrund guter, vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Kinderbetreuung, Schulen, familienentlastenden Diensten und Jugendämtern helfe allen Beteiligten.

Die Beratungsstelle

Die Beratungsstelle ist ein eingetragener Verein, finanziert von Stadt Siegen, Kreis Siegen-Wittgenstein, Land Nordrhein-Westfalen und aus Spendengeldern. An der Kinderklinik arbeitet die ÄBS mit der dortigen Kinderschutzgruppe sowie der im Aufbau befindlichen Kinderschutzambulanz zusammen.

Wer die Arbeit unterstützen möchte, findet alle Infos auf www.drk-kinderklinik.de.

Grundsätzlich ist die Beratungsstelle auf die Zusammenarbeit mit den Behörden, Fachkollegen im Bereich öffentlicher Kinder- und Jugendhilfe, niedergelassenen Kinderärzten sowie Fachkräften von Polizei, Justiz und Weißer Rings angewiesen.

Maaß-Quast referiert regelmäßig über das Angebot und die Arbeit, um Ängste und Hürden abzubauen. „Jeder kann Kontakt zu uns aufnehmen, gerne auch anonym. Was wir besprechen unterliegt der Schweigepflicht.“ Gesprächs-und Therapieangebote seien dem Grundsatz „Hilfe statt Strafe“ verpflichtet, die Angebote sind kostenfrei. Es geht in erster Linie darum, mit den Betroffenen einen Weg aus ihrer Überforderung und Not zu erarbeiten.

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