Hilchenbach. . Die Philharmonie Südwestfalen zieht aus. Damit verliert der Schützenverein seinen jahrelangen Ankermieter. Die Ideen gehen in alle Richtungen.

Der Hilchenbacher Schützenverein steht vor einer für ihn ungewohnten Situation: Er hat, irgendwann ab 2020, seine Schützenhalle ganz für sich allein. Die Philharmonie Südwestfalen, ihr erster Mieter, der direkt 1962 in den Neubau einzog, plant den Umzug nach Siegen. Dort wird für sie in der Oranienstraße ein Haus der Musik gebaut.

„Wir wussten, dass sie irgendwann gehen würden“, sagt Heiner Saßmannshausen, seit 2003 Vorsitzender des Schützenvereins, „der Wunsch ist immer da gewesen.“ Zumindest in der Führungsetage bei Chefdirigenten und Intendanten – von den Musikern selbst sind viele mit ihren Familien in Hilchenbach heimisch geworden.

Der Blick zurück

An ihnen lag es nicht, betonen die Vorstandsmitglieder des Schützenvereins: Das Verhältnis zur Philharmonie sei harmonisch, „man ist immer aufeinander zugegangen“. Nur für die schlechte Nachricht vom bevorstehenden Abschied reichte das nicht. „Das haben wir aus der Presse erfahren“, sagt Saßmannshausen.

Die Stationen:
In den 1970e r Jahren wurde angebaut, 250 000 Euro hat der Verein investiert.
2005 wurde die Halle für 25 000 Euro renoviert; der Verein trug 40 Prozent der Kosten.
Seit 2006 wurden in Brandschutz, Sanitäranlagen, Lüftung und Heizung 70 000 Euro investiert.

2007 legte der Schützenverein einen Plan für einen weiteren Anbau vor, nachdem die Philharmonie zusätzlichen Platzbedarf angemeldet hatte. „Das ist beim Trägerverein nie richtig angekommen und im Sande verlaufen.“
2010 wurde die Miete, 2011 die Nebenkosten ermäßigt, als die Philharmonie in finanziell schweres Fahrwasser geriet. „Der Verein ist dem Orchester entgegengekommen, damit der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte.“

2015 beschließt der Rat den Verkauf des Dahlbrucher Hauptschulgebäudes, das im Regionale-Projekt „Kultureller Marktplatz“ ein Haus der Musik für die Philharmonie hätte werden können. Das Orchester wäre dann zwar nicht in der Schützenhalle, zumindest aber in Hilchenbach geblieben.
2018 bekam die Halle ein neues Dach, die Außenfassade einen neuen Anstrich – 100 000 Euro.

Der Blick nach vorn

Eigentlich wäre die Schützenhalle die zentrale Veranstaltungshalle der Stadt – wenn die sich nicht längst anders arrangiert hätte: mit dem 1960 errichten Theater und künftigen Kulturellen Marktplatz Dahlbruch, dem Bürgerhaus Müsen, der Aula der Realschule und ihrem Ratssaal. Die Gespräche mit der Stadtverwaltung über eine künftige Nutzung der Schützenhalle seien „sehr ernüchternd“ gewesen, sagt Heiner Saßmannshausen.

Eine vereinsinterne Task Force sucht nach Lösungen. „Es wäre schön, wieder einen Ankermieter zu finden“, sagt André Jung, im Verein Schriftführer und im Rat Vorsitzender der CDU-Fraktion. Auch, um die Nachbarschaft zu schonen. Denn im schlimmsten Fall müsste der Verein die Halle 40 Mal im Jahr für Feiern oder andere Veranstaltungen vermieten, um die 15 000 bis 20 000 Euro jährlich für den laufenden Betrieb zu erwirtschaften. Immerhin: Um die Darlehen nach dem Auszug seines Mieters zu bedienen, hat der Schützenverein bereits in den letzten Jahren mit dem Aufbau von Rücklagen begonnen.

Musiker und Schützen unter einem Dach

Die Philharmonie Südwestfalen wurde 1957 als „Siegerland-Orchester“ gegründet. Vorgänger waren – seit 1946 – eine Orchester- und eine Volksmusikschule. Erstes Quartier war eine Baracke des Reichsarbeitsdienstes.

Den Hilchenbacher Schützenverein gibt es seit 1837. Die erste Schützenhalle wurde 1867 gebaut. Den Neubau von 1962 hat der damalige Vorsitzende Rolf Weiß, Geschäftsführer der Westfalia, ermöglicht.

Es gibt elegantere Ideen als die Vermietung für private Feiern, auf die der Verein in den letzten Jahren mit Rücksicht auf seinen Hauptmieter verzichtet hat: Indoor-Sport wie zum Beispiel Soccer oder Badminton, Indoor-Spielplätze, Messen ... Und da ist ja auch in Sichtweite der neue Friedhof, für den sich die Ansiedlung eines Cafés lohnen könnte.

Eigenbedarf hat der Verein, der die Halle auch dem DRK für seine Seniorenfeier überlässt, nur für seinen Winterball und das Schützenfest „Weitergehen wird es auf jeden Fall“, glaubt André Jung Denn gut in Schuss ist die Immobilie nachweislich: „Die Halle kann sich sehen lassen.“

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