Netphen. . Im Obernautal in Netphen entsteht ein Zentrum für Demenzkranke. Das Haus soll im Sommer 2019 bezugsfertig sein und 60 Bewohnern Platz bieten.
Holzpaletten stapeln sich neben Gitterboxen, der große Rohbau-Komplex ist von einem Baugerüst umgeben, und aus der Mitte ragt ein Kran in die Höhe. Noch bedarf es einer gewissen Vorstellungskraft, um sich auszumalen, dass dieser Ort ab Sommer 2019 ein Zuhause für zahlreiche Menschen sein wird. Genauer: für Menschen, die mit Demenz leben.
Im Obernautal entsteht seit Beginn des Jahres das Demenzzentrum der Marien Gesellschaft Siegen, das Haus St. Anna. Die Freude bei den Verantwortlichen über das vorangehende Projekt ist beim Richtfest so groß, wie die bereits vorhandene Bewohner-Anmeldeliste lang ist.
Die Vision
Die Philosophie im Haus St. Anna soll sich insbesondere an drei Komponenten orientieren, erläutert Berres: „Wertschätzung, Toleranz und Akzeptanz.“ Bei dem Umgang mit dementen Menschen sei es wichtig, ihnen „nicht unsere Normalität aufzwingen“ zu wollen, sondern sich „auf die Normalität der Bewohner einzulassen“, so der Heimleiter. „Menschen brauchen Freiheit, aber gleichzeitig auch einen geschützten Ort – und das bieten wir hier.“
Bruno Sting beschreibt das Bestreben mit den Worten „so viel Normalität und Eigenverantwortung wie möglich und so viel Beratung, Pflege und Hilfe wie nötig.“ Das Ziel sei es, an Demenz erkrankten Menschen „über die Struktur eine familienähnliche Pflege zu vermitteln“. Die Angehörigen zukünftiger Mitbewohner begleiten Mitarbeiter bereits jetzt, wie Berres verrät. „Wir stehen in Kontakt und versuchen schon gewisse Ängste zu nehmen.“
Das Haus St. Anna habe das Potenzial als Vorreiter für viele weitere solcher Einrichtungen zu fungieren, freute sich Bürgermeister Paul Wagener über die „Bereicherung für die Stadt Netphen“.
Die Einrichtung
Das Haus St. Anna wird auf zwei Etagen Platz für 60 Bewohner bieten. „Dabei wird es sich um Einzelzimmer handeln“, erläutert der künftige Heimleiter Stephan Berres. Die Unterbringung in Einzelzimmern gehöre zu den vorgeschriebenen Richtlinien solcher Einrichtungen. „Wie sinnvoll das in der Umsetzung ist, darüber lässt sich streiten“, sagt er. Umso wichtiger scheint es bei den Planungen gewesen zu sein, Möglichkeiten für Begegnungen zu bieten: offene Innenhöfe, großzügig gestaltete Flure, Loggien und ein Garten erwarten die Bewohner – alles barrierefrei.