Wilnsdorf.. Marien Hospiz „Louise von Marillac“ ist seit 100 Tagen in Betrieb. Angebot kommt gut an – bereits jetzt gibt es eine Warteliste.


Die ersten 100 Tage sind rum und die Leiterin des Katholischen Hospizes auf der Eremitage, Juliane Schneider, freut sich: „Die Nachfrage ist hoch und die Resonanz gut.“ Mitte Mai hat das moderne Marien Hospiz „Louise von Marillac“ in dem ehemaligen Kloster am Waldrand eröffnet und bereits jetzt gibt es eine Warteliste von rund acht Personen. „Der Ort weckt bei vielen Menschen Erinnerungen“, sagt Schneider. „Es gibt eine große Akzeptanz aus der Bevölkerung.“ Eigentümer der Klosteranlage ist die St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH.

Ausstattung

„Aus kleinen Zellen des Klosters ist ein modernes Hospiz entstanden“, sagt Pressesprecher Christian Stoffers. Die Flure sind breit und lichtdurchflutet. Es gibt ein großes Wohnzimmer, eine Küche und den Raum der Stille, in dem die Bewohner innehalten können. Auch zwei Zimmer für Angehörige stehen zur Verfügung: „Sie werden gut angenommen“, sagt Schneider. Kostenlos vergibt sie die Zimmer – vor allem für Angehörige von außerhalb. Zudem gibt es ein großes Badezimmer mit Hebevorrichtungen und spezieller Badewanne für die Pflege der Gäste.

Acht Einzelzimmer mit Terrasse oder Balkon bieten Platz für die Gäste. Die Räume sind recht großzügig und mit eigenem Bad ausgestattet. „Jedes Zimmer hat eine eigene Farbe“, sagt Juliane Schneider. Die Möbel und das Farbkonzept stammen von Ikea in Siegen. Das Einrichtungsgeschäft hat sämtliche Möbel sowie die Dekoration gesponsert. Mitarbeiter haben das Haus ehrenamtlich an zwei Nachmittagen ausgestattet. „Da ist eine schöne Beziehung entstanden. Sie helfen uns auch heute noch aus, wenn wir etwas brauchen“, so Schneider.

Gäste, Personal und Kosten

„Den Menschen tut es gut hier zu sein“, sagt Schneider. „Es geht hier auch um das Leben.“ Die Gäste bestimmen ihren Tagesablauf selbst, feiern Feste und genießen ihre letzten Tage. Obwohl es ein katholisches Haus ist, sind alle Religionen willkommen. „Wir machen es möglich, wenn ein Gast noch einen besonderen Wunsch hat.“ Stirbt ein Gast, lässt Schneider den Angehörigen einen Tag Zeit sich zu verabschieden. „Wir belegen das Zimmer erst wieder, wenn es wirklich frei ist.“ Zudem wird sichtbar ein Zeichen vor dem Raum gesetzt.

Das Hospiz arbeitet eng mit dem Palliativnetz, Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zusammen. Auch ein Pastor wohnt auf dem Gelände und arbeitet als Seelsorger. Im Hospiz selbst sind 25 Menschen angestellt, davon 20 Fachkräfte. Der Personalschlüssel sieht vor, dass sich zwei Pflegefachkräfte um einen Gast kümmern. „Wenn genug Fachkräfte da sind, dann kann man ein würdiges Ende ermöglichen“, sagt Schneider.

Juliane Schneider, Einrichtungsleiterin.
Juliane Schneider, Einrichtungsleiterin. © Unbekannt | WP

Der Pflegesatz liegt bei 423,79 Euro – davon muss das Hospiz einen Eigenanteil von 21,19 Euro durch Spenden selbst tragen. Den Rest übernimmt die Krankenkasse.




Voraussetzungen

Wenn die häusliche Versorgung nicht mehr gewährleistet ist, kann ein Mensch ins Hospiz ziehen. Die Lebenszeit muss begrenzt sein, eine fortschreitende Krankheit vorliegen – das muss ein Arzt bescheinigen. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) erhält die Bescheinigung, gibt eine Empfehlung an die Krankenkasse ab und teilt Schneider mit, ob ein Gast aufgenommen werden darf. „Das ist meist sehr bürokratisch.“ Manchmal dauere das zu lange und Menschen sterben, bevor sie einen Platz bekommen. „Wir nehmen auch auf eigenes Risiko auf“ – auch auf die Gefahr hin, dass Kosten nicht erstattet werden.

Zukunft

Derzeit wird der Außenbereich weiter gestaltet: 4000 Quadratmeter Garten stehen hinter dem Gebäude zur Verfügung. Wege, Sitzmöbel und auch Spielgeräte sollen das Angebot abrunden. Das Vorhaben ist ein LEADER-Projekt und wird gefördert.

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