Siegen. . RWE-Aktien bringen Siegen wieder Dividende. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat den Ausstiegsbeschluss inzwischen umgesetzt.

Die Stadt Siegen hatte Nerven – offenkundig zur rechten Zeit: Weil sie ihre RWE-Aktien gehalten hat, profitiert sie nun nicht nur vom Kursgewinn, sondern auch von den Dividendenzahlungen.

Dividende: Von 4,50 auf 0 €

Nach Jahren der Flaute – für 2015 und 2016 wurde gar nichts gezahlt – gab es für 2017 immerhin wieder 50 Cent je Aktie. Und nicht nur die: Weil das Bundesverfassungsgericht die Erhebung der Brennelementesteuer für verfassungswidrig erklärt hatte, gab es eine Erstattung, die noch einmal einen Euro Sonderdividende ausmachte. Unter dem Strich verbucht die Stadt Siegen für ihre 420 898 Stammaktien eine Einnahme von rund 631 000 Euro.

Wie Siegen Aktionär wurde

Die Stadt Siegen bekam ihre RWE-Aktien 1928 im Tausch gegen ihre Anteile an den Elek­trizitätswerken Siegerland (EWS).

Die EWS waren zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gegründet worden. Die Stadt hielt eine Beteiligung von einem Drittel.

Für das Geschäftsjahr 2018 will RWE 70 Cent je Aktie ausschütten – wenn das so kommt, kann der Kämmerer 2019 eine weitere Einnahme von rund 295 000 Euro verbuchen. Das alles lege nahe, „die RWE-Aktien weiter zu halten“, heißt es in der Vorlage von Kämmerer Wolfgang Cavelius, über die der Hauptausschuss am Mittwoch, 19. September, berät.

So einen Rat würde Kreiskämmerer Thomas Damm dem Kreistag womöglich auch geben. Nur: Die 3,9 Millionen Stammaktien des K reises Siegen-Wittgenstein sind weg. Die 2,7 Millionen Euro Dividende für 2018 gibt es wohl nicht mehr, für 2017 allenfalls noch einen Anteil. „Wir haben beschlussgemäß alle RWE-Aktien verkauft“, sagte Damm am Montag dieser Zeitung auf Nachfrage.

Das Aktienpaket war über viele Jahre gut dafür, Dividenden für die kreiseigene Betriebs- und Beteiligungsgesesellschaft (BBG) zu erwirtschaften, die dadurch Beiträge zum Ausgleich der Defizite von Kreisbahn und Flughafen leisten konnte. Von den 4,50 Euro, die RWE 2008 zahlte, war 2014 noch ein runder Euro übrig.

Kurs: Von 96 auf 10,70€

Die Kreis-Politik reagierte zunehmend alarmiert: Der Wertverlust der Aktie, die 2007 einmal 96 Euro je Stück gekostet hatte, schlug sich am Ende auch in der Bilanz des Kreises nieder. Der Kämmerer musste Wertberichtigungen vornehmen, entsprechend schrumpfte das Eigenkapital des Kreises um 145 Millionen Euro. Letztlich wirkungslos blieb auch die Rettungsaktion, noch einmal für 18 Millionen Euro Aktien nachzukaufen, um wenigstens auf die alte Dividendensumme zu kommen.

Im Kreistag setzt sich im April 2016 eine Mehrheit mit der Auffassung durch, dass der Kreis künftig die Finger von Aktiengeschäften lassen sollte. Im September wird der erste Schritt unternommen und der „Leihvertrag“ mit jener Rheinisch-Westfälischen Energie-Beteiligungsgesellschaft“ gekündigt, bei der der Kreis gemeinsam mit anderen kommunalen Aktionären Steuern auf Dividenden sparen wollte. Die Aktie kostete bereits wieder 14,75, im März waren es 10,70 Euro. In Aktien-, Renten- und Zinspapieren sollte der Kreis den Verkaufserlös anlegen, den die Verwaltung im Mai 2017 mit rund 60 Millionen Euro bezifferte – 66,6 Millionen sollten es schon sein, formulierte dagegen der Kreistag die Weisung an seine Vertreter in der BBG. Der Aktienkurs betrug inzwischen 16,97 Euro.

Wenige Wochen später – Tageskurs: 20,10 Euro – zog der Kämmerer die Reißleine, soweit noch etwas zu ziehen war, und stoppte den weiteren Verkauf. 1,6 Millionen Aktien waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Markt und warteten darauf, dass ein Käufer die Option mit 16,50 Euro zog. Das ist dann offenkundig geschehen. Den mit 2,3 Millionen Aktien dickeren Teil des Pakets, für das zunächst die anderen kommunalen Aktionäre ein Vorkaufsrecht hatten, wird der Kreis im Zuge des Innogy-Booms, der die RWE-Mutter zurück in die schwarzen Zahlen brachte, teurer verkauft haben.

Dass der Boom einmal ein Ende haben könnte, weiß auch Thomas Damms Kollege im Siegener Rathaus: Siegens Kämmerer Wolfgang Cavelius weist den Hauptausschuss darauf hin, dass Innogy zerschlagen und auf RWE und E.ON aufgeteilt wird. Welche Auswirkungen das habe, „bleibt abzuwarten“. Aktienkurs am Montagmittag: 22,08 €.

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