Siegen. . Stadtarchivar legt neuen Katalog für Informationstafeln vor. „Nicht die ganze Stadt mit gusseisernen Tafeln zupflastern.“

Die Stadt braucht ein Gedächtnis. Nicht nur im Archiv, sondern auch im öffentlichen Raum. Im Kulturausschuss liefert Traute Fries (SPD) ein Argument: Ausgerechnet das Apollo-Theater bezeichnet Frieder, den Hüttenmann, auf der Oberstadtbrücke, in seinem Programmheft als „Stahlwerker“. Das, so die Ausschussvorsitzende, sei „ein bisschen daneben“. Stadtarchivar Ludwig Burwitz wundert das nicht. Das zeige eben, „wie schnell das Wissen über unsere Montanregion verloren gegangen ist“.

Einstimmig hat der Kulturausschuss am Dienstag Kriterien beschlossen, wo an was erinnert wird: mit Bronzetafeln nur noch an nicht mehr bestehende Gebäude. Ansonsten mit Acryltafeln an verstorbene Persönlichkeiten, besondere historische Ereignisse und an die Geschichte besonders bedeutsamer Gebäude. Um die 40 Tafeln gibt es bereits, mehr als 20 wurden beschlossen, aber nicht realisiert. 42 Positionen lang war die letzte Vorschlagsliste von 1991, davon wurden vier abgearbeitet. Es mache aber auch wenig Sinn, „die ganze Stadt mit gusseisernen Tafeln zu pflastern“, sagte Burwitz. Vier Eisengusstafeln und zwölf Acryltafeln umfasst sein neuer Vorschlag — Anregungen zur Erweiterung sind willkommen. Nächster Schritt wäre die Bereitstellung von Haushaltsmitteln, sagte Astrid Schneider, Leiterin der Kulturabteilung. Die Umsetzung des kompletten Katalogs würde bis zu 13 600 Euro kosten. „Das können wir nicht alles in einem Aufwasch machen.“

Reaktionen

Wolfgang Koenen (FDP) störte die vorgesehene Eisengussplatte auf dem Alten Friedhof im Schlosspark, die an die Reitbahn der 1616 gegründeten Kriegsschule hinwiesen soll. Er frage, „ob man das nicht sein lassen kann“.

Traute Fries (SPD) gab die Anregung weiter, an der Stelle des ehemaligen Kurländer Flügels des Unteren Schlosses auf die Bergschule hinzuweisen.

Sibylle Schwarz (SPD regte den Hinweis auf die Wiesenbauschule an, die schließlich zusammen mit der Bergschule Vorläuferin von Ingenieurschule und Uni sei.

Bärbel Gelling (Grüne) „möchte wissen, was eigentlich mit der Gemania los ist“. Das Denkmal war zusammen mit der Fißmer-Anlage in die Diskussion gekommen; die Linken schlagen vor, die Plastik aufs Obere Schloss zu verbannen und zu den dort aufgestellten Kanonen der Hasengarten-Batterie zu gesellen.

Traute Fries (SPD) drängte darauf, „endlich“ die Gedenktafel für die 309 000 Flüchtlinge in der Wellersbergkaserne anzubringen, die nach dem Krieg als Durchgangslager diente. Auf den Mauern der Kaserne wird gerade das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe gebaut.

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