Siegen. . Fünf Bühnen, 40 Bands und viel drum herum: Beim Siegener Stadtfest ist der Satz „für jeden etwas dabei“ tatsächlich einmal keine hohle Floskel.
Am späten Freitagabend dröhnen vom Schlossplatz aus noch House- und Technosounds durch die Kölner Straße. Am frühen Samstagnachmittag schlägt der Spielmannszug 1950 Dreis-Tiefenbach an der Ecke Kölner Straße/Alte Poststraße ganz andere Töne an. Beides fügt sich harmonisch ins Gesamtbild: Musikalischer Kontrast ist beim Siegener Stadtfest 2018 Programm.
Freitagabend ging es zwar schon los, diverse Bands läuteten auf den fünf Bühnen in der Innenstadt rockig, poppig oder soulig das Festwochenende ein; und „Willer Watz Vol. 2“ machte, wie übrigens auch am Samstag, bis Mitternacht den Schlossplatz zur Party-Tanzfläche. Der offizielle Auftakt aber erfolgte erst am Samstag und war einem anderen Genre vorbehalten: Fünf Siegerländer Spielmannszüge spielen ab 13 Uhr über die Stadt verteilt, kommen dann zur Bühne an der Siegbrücke, wo das Siegener Blasorchester wartet. Dann formen alle ein großes Orchester und bieten ein paar Stücke gemeinsam dar.
Ein prominenter Platz sei den Spielmannszügen eingeräumt worden, freut sich Bürgermeister Steffen Mues in seiner Eröffnungsansprache. Diese Art von Musik war beim Stadtfest im vergangenen Jahr unterrepräsentiert, doch der Blick auf das recht große Publikum zeige, dass es eine Menge Fans gebe – in allen Altersstufen, übrigens.
In der Programmgestaltung habe Vielseitigkeit eine entscheidende Rolle gespielt, sagt Mues. 40 musikalische Acts in drei Tagen, „viele gute, lokale Bands“, aber auch viele überregional gefragte Künstler, sollen beim Stadtfest durchgehend ein breites Spektrum an Vorlieben bedienen. Eine bewusste konzeptionelle Entscheidung „statt einer einzigen deutschlandweit bekannten Band – deren Auftritt dann nach zwei Stunden vorbei ist“.
Ein wenig dauert es, bis sich die Stadt am Samstag füllt. Selbst dann aber gibt es zwischen Bahnhof und Marktplatz, zwischen Reichwalds Ecke, Scheinerplatz und Unterem Schloss genügend Raum, um nicht im beengten Pulk hängenzubleiben. Die Organisatoren haben bewusst darauf verzichtet, jeden freien Meter mit den für Stadtfeste sonst so üblichen Verkaufsbuden vollzuknallen. Statt kommerzieller Stände präsentieren sich Feuerwehr und THW, Vereine wie Invema oder die Stadt, die Jugendkunstschule – na gut, und einige Autohäuser. Aber die Kölner Straße zum Beispiel ist weitgehend frei, und trotz Betriebs passierbar.
Reichlich zu sehen und zu erleben gibt es auch so. Der Schwerpunkt liegt auf Musik, Gastronomie – und auf den Kleinkunst- und Artistik-Acts des Sommerfestivals. Auf dem Schlossplatz zeigen die Trampolinkünstler der belgischen Formation Cirq’ulation Locale ihre witzige – und akrobatisch aberwitzige – Show. Auf dem Scheinerplatz präsentiert die Staatliche Artistenschule Berlin vor vollen Reihen die Absolventenshow „Zoophobia“. Und am Rande warten immer wieder kleinere Darbietungen, die aber nicht minder unterhaltsam sind: etwa Jongleur- und Diabolo-Künstler Mo de Bleu am Schlossplatz.
Natürlich gibt es am Samstag auch das „Rudelsingen“ auf dem Marktplatz. Währenddessen dröhnen über den Schlossplatz wieder die Techno- und House-Beats von Willer Watz. Stimmiges Kontrastprogramm eben.