Siegen-Wittgenstein. . Verein steckt sich hohe Ziele: Trailnetz soll entstehen, die Region als Mountainbike-Eldorado bekannt werden – auch, um Fachkräfte zu gewinnen.

Der Verein MTB Siegerland möchte das Mountainbike-Streckennetz in der Region ausweiten und damit auch Fachkräfte von außerhalb nach Siegen-Wittgenstein locken. Der Flowtrail am Fischbacherberg oder der Pumptrack am Heckersberg in Netphen gelten bereits als weiche Standortfaktoren, ähnliche Pläne gibt es in Hilchenbach und Freudenberg. Ziel: Ein Trailnetz Siegerland, mit legalen, anspruchsvollen Strecken für die nach wie vor wachsende Mountainbike-Klientel.

So wirbt der Verein MTB Siegerland für das Mountainbike-Revier.
So wirbt der Verein MTB Siegerland für das Mountainbike-Revier. ©

Neben den Trails, so die Überzeugung des MTB-Vorsitzende Frank Hüttemann (PSV Marketing) brauche es zudem eine aussagefähige Vermarktung der Region: Er regt an, eng verknüpft mit dem Thema Mountainbike die eher vage Identität der Region zu schärfen, Trends aufzugreifen und die Vorzüge der Region hinsichtlich eines „Markenkern Siegen-Wittgenstein“ stärker herauszuarbeiten: „Das Siegerland soll als Synonym für Sport in der Natur, als Mountainbike-Eldorado bekannt sein“, heißt es.

Die Probleme

1. Fachkräftemangel. Ein leer gefegter Arbeitsmarkt ist „ein Riesenproblem“, sagt 2. Vorsitzender Marco Butz, im Hauptberuf bei der IHK fürs Thema Einzelhandel zuständig. Die Region brauche dringend Fachkräfte.

2. Image. „Woran denken, die Menschen außerhalb des Kreises, wenn man sie danach fragt?“ Häufig, zu häufig bekommt Frank Hüttemann Antworten wie „Was ist schlimmer als verlieren...?“ Gibt er in die Google-Suchmaske „Siegerland“ ein, kommen Landkarten und die Freudenberger Altstadt. „Andere Regionen sind da ganz anders aufgestellt“, sagt der Marketing-Profi – zum Beispiel das Hochsauerland, besonders die Region Winterberg. „Uns fehlt ein Profil.“

So wirbt der Verein MTB Siegerland für das Mountainbike-Revier.
So wirbt der Verein MTB Siegerland für das Mountainbike-Revier. ©

3. Selbstwahrnehmung. Das Profil fehle nicht nur nach außen. „Jüngere finden unsere Region uncool“, so Hüttemanns Beobachtung. Gängige Assoziationen sind „ruhig“, „langweilig“, „freundlich“; Hüttemann hat das per Studie prüfen lassen. „Das ist kein scharfes Profil. ,Echt vielfältig’, das offizielle Motto des Kreises, auch nicht. „Vielfältig sind andere auch.“

Mögliche Lösungen

1. Die Marke Siegen-Wittgenstein schärfen. „Was macht uns aus? Was sind unsere Werte, was treibt uns an? Was ist unsere Identität?“ Markenstrategisch sei „Siegen-Wittgenstein“ vernachlässigt worden – der MTB will eine Marke kreieren, die Identität des Kreises herausarbeiten. BMW stehe für Fahrfreude, Mercedes für Status, Porsche für Dominanz. Das wollen sie auch für Siegen-Wittgenstein. Andere Gegenden – Winterberg – sind da weiter. „Man kann die Region nicht mit Wandern bewerben“, findet Hüttemann.

Die waldreichste Region Deutschlands, absoluter Spitzenreiter – das ist doch eine Basis, um Siegen-Wittgenstein sexy zu machen, findet Hüttemann. Der Wald ist emotional aufgeladen. Dazu komme ein riesiger Trend zur Ursprünglichkeit, zur Natur – Bio, Craft Beer, Urban Gardening, Heimwerken, in gewisser Weise auch Wandern. Aber vor allem: Mountainbiken. „Ein exponentiell wachsender Markt“, sagt er.

Sponsoring-Modelle

Auch wenn die Mitgliederzahlen des MTB Siegerland stark steigen (derzeit gut 200) ist der Verein auf Sponsoren angewiesen. So hat der Verein die Verkehrssicherungspflicht auf dem Flowtrail mit etwa 80 Hektar Vereinsgelände, größere Schäden zu beseitigen, etwa nach Stürmen, geht kräftig ins Geld.

Für Sponsoren werden daher verschiedene Pakete angeboten. Darin enthalten sein können beispielsweise Fahrtrainings, Werbung auf Trikots, den Profilen in sozialen Medien oder entlang der Strecke.

Weitere Infos: mtbsiegerland.de

Ein legales MTB-Wegenetz quer durch die Region wäre für Fachkräfte, Einheimische und Touristen interessant. „Der Flowtrail ist schon bundesweit auf der Landkarte der Mountainbiker“, sagt Hüttemann, die Leute kämen von sonstwoher, um auf dem Fischbacherberg Fahrrad zu fahren. Wenn man Menschen herholen wolle, müsse man etwas dafür tun. Den Standortfaktor Abenteuerspielplatz statt Naherholungsgebiet gibt es schon. Bisher steht Siegen-Wittgenstein für Ruhe, Geborgenheit, Natur. Action, Abenteuer, Risiko und Kreativität fehlen noch.

2. Die Marke prägt das Image. Damit, so Hüttemann, lasse sich authentisch kommunizieren. „Wenn die Leute stolz sind auf ihre Region, können wir uns nach außen besser verkaufen“, sagt er. Als MTB Siegerland wolle man diese Regions-Identität unterstützen, eine Lobby für Siegen-Wittgenstein bilden, Allianzen mit den Kommunen, der Wirtschaft eingehen, Sponsoren suchen.

3. Für den Nachwuchs cool werden. Weiche Standortfaktoren – „elementar wichtig für die Fachkräfterekrutierung“, sagt Marco Butz. „Die Region könnte Leute aus dem Ruhrgebiet anwerben“, sagt Butz – denn im Gegensatz zum leer gefegten heimischen Arbeits- und Ausbildungsmarkt suchen dort junge Leute Jobs. Zum Beispiel könnten Unternehmen Arbeitskräften von außerhalb die Mitgliedschaft im MTB Siegerland sponsern – denn Mountainbiken ist auch im Ruhrgebiet ein Trend, „die fahren da die Halden rauf und runter.“ Siegen-Wittgenstein könnte Jugendliche über ihr Hobby für die Region begeistern und sozialen Anschluss liefern, weil sie im Verein Gleichgesinnte treffen. Der MTB habe bereits einen riesigen Bedarf an Pädagogen in der Kinder- und Jugendarbeit. „Wir möchten junge Leute dazu bewegen, nicht abzuwandern – oder aber wiederzukommen“, sagt Marco Butz.

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