Siegen. . 19 Lesungen in vier Tagen warten auf ihr Publikum. Es wird mitunter musikalisch im Lyz, schaurig in der Fürstengruft und erotisch im Dunkelcafé.

Kriminalistische Werke aus Polen, Liebesgeschichten aus Dänemark oder legendäre Klassiker der Literatur neu interpretiert: Wenn das Europäische Literaturfestival „Vielseitig“ dieses Jahr zum fünften Mal die Siegener Innenstadt einnimmt, erwartet die Besucher so viel Programm wie nie zuvor. „Das Festival ist stetig gewachsen.

Zum fünfjährigen Jubiläum präsentieren wie 19 Lesungen in vier Tagen“, kündigt Patrick Zöller vom Kulturbüro Siegen-Wittgenstein an. „Wir wollen europäische Literatur an vielfältigen Orten erlebbar machen“, sagt Jens von Heyden, Amtsleiter des Kulturbüros.

Vor allem die Vorstellungen renommierter Künstler aus ganz Europa sollen für Höhepunkte sorgen. Aber auch die Lesungen von Studenten und Mitarbeitern der Uni Siegen – die sich etwas ganz spezielles für das Festival überlegt haben – soll Liebhaber der Literatur auf ihre Kosten bringen.

Robert de Niro hallt durchs Lyz

Mit viel Vorfreude blicken die Verantwortlichen des Festivals auf die Veranstaltung „Music & Lyrics“ am Auftakttag zur Prime Time im Lyz, wenn Anna Depenbusch Songtexte präsentiert. „Spätestens seit Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur bekommen hat“, seien Songtexte ein anerkanntes Element der Literatur und damit auch zurecht ein Teil des Europäischen Literaturfests in Siegen, erklärt Patrick Zöller. Bei dem prominent besetzten Event werde die Liedermacherin außerdem am Klavier durch den Abend führen.

Die wahrscheinlich bekannteste Stimme des Festivals wird einen Abend später im Kulturhaus zu hören sein. Christian Brückner, bekannt als die deutsche Stimme von Robert de Niro und Robert Redford, wird das griechische Heldenepos „Odyssee“ lesen. „In Zeiten von Flucht und Migration ist das einflussreiche Werk von Homer mehr denn je ein Thema“, so Zöller.

Alles außer gewöhnlich

An einem der außergewöhnlichsten Schauplätze des Festivals wird Mary Shelleys Klassiker „Frankenstein“ präsentiert: in der Fürstengruft im Unteren Schloss. Hier soll nicht nur das zur Geschichte passende Ambiente für einen „kalten Schauer“ beim Publikum sorgen, sondern auch das Storytelling von Ben Haggarty und Sianed Jones aus England. „Beim Storytelling sprechen die Akteure frei und setzen schauspielerische Elemente ein“, erläutert Zöller die neue Kunstform.

Vier Tage im Zeichen der europäischen Literatur

Das Festival geht vom 8. November bis zum 11. November.

Karten sind ab Montag, 3. September, an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

Mehr Infos gibt es online unter vielseitig-festival.eu.

Mindestens genauso außergewöhnlich wie der Spielort von „Frankenstein“, soll das Experiment werden, das sich die Studenten des Organisationsteams haben einfallen lassen. Im Dunkelcafé findet die Veranstaltung „Retro-Sexting“ statt, bei der Schauspieler und Hörbuchsprecher Armin Nufer aus „I love Dick“ von Chris Kraus vorlesen wird.

„Wir wollen die Atmosphäre im Dunkelcafé nutzen, um die Konzentration des Publikums ganz auf die Stimme und Sprache zu lenken“, erklärt Studentin Johanna Sitnikov von der Uni Siegen. Das Ziel sei es, auf diese Art ein viel intensiveres Gefühl für Sprache zu schaffen und Literatur mit allen Sinnen zu erleben.

Urbanität schaffen

“Vielseitig“ sei auf vielen Ebenen gewinnbringend, da sind sich Dr. Daniel Stein von der Universität, Jens von Heyden vom Kulturbüro und Astrid Schneider von der Stadt Siegen einig.

Ein besonders schöner Effekt sei, dass die Stadt mit der Universität dadurch näher zusammenrücke – und das nicht nur geografisch, merken sowohl Schneider als auch Stein an. Auch der mit dem Festival einhergehende Ausbau des Siegener Kulturangebots sei gut, da dadurch Urbanität geschaffen werde, betont Astrid Schneider. „Das Vielseitig-Festival füllt außerdem eine Nische. Bei Theater, Musik und bildende Kunst ist Siegen gut aufgestellt.“ Literatur habe die Stadt aber immer ein wenig „stiefmütterlich“ behandelt, so Schneider. Umso erfreulicher sei es, dass sich „Vielseitig“ etabliert habe.

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