Siegen. . In seiner zwölften Spielzeit will das Siegener Theater wieder Haltung und Unterhaltung verbinden – etwa mit der 5. Biennale: „Männerdämmerung“.

Junge, Junge. „Männerdämmerung“ ist der Titel der 5. Siegener Biennale, die im Apollo am 30. April 2019 beginnt. Man könnte das Theaterfest, das bis zum 19. Mai läuft, als Höhepunkt der Spielzeit 2018/19 bezeichnen – wenn das nicht den Eindruck vermitteln würde, das übrige Programm würde dagegen qualitativ blasser erscheinen. Das tut es aber nicht, wie gestern bei der Vorstellung des neuen Spielzeitbuchs deutlich wurde.

Dem Titelthema der Biennale liegt eine langfristige gesellschaftliche Entwicklung zugrunde. „Wir beobachten in der öffentlichen Debatte eine radikale Infragestellung des Männlichen, zugleich dessen politische Wiederkehr in seinen negativsten Erscheinungsformen“, bringt es Apollo-Intendant Magnus Reitschuster auf den Punkt. „Politische Führer im alten Stil – Erdogan, Trump, Putin – stellen eine anachronistische Form von Männlichkeit zur Schau und scharen Bewegungen hinter sich. Je primitiver die politische Botschaft und das Gehabe, um so volksnaher, lautet das Rezept.“

Diskurs ist dem Apollo-Selbstverständnis nach seit jeher nichts, was vor den Theatertüren Halt machen sollte. Das Männlichkeitsthema der 5. Biennale steht für dieses Prinzip, weil es mit der Fokussierung auf eines der grundlegenden menschlichen Identitätsthemen und seine Einordnung in den aktuellen Kontext Beiträge zur Debatte liefert. Dafür kommen wieder einmal die bedeutendsten deutschen Theater mit ausgewählten Stücken nach Siegen.

Eine doppelte Auftaktveranstaltung gibt es mit den Münchner Kammerspielen. Zunächst „Trommeln in der Nacht“ von Bertolt Brecht – der Protagonist entscheidet sich für die Liebe - am 30. April. Dann „Trommeln in der Nacht“ nach Bertolt Brecht – der Protagonist entscheidet sich für die Revolution – am 1. Mai. Außerdem unter anderem im Biennale-Programm: „Sonny Boys“ mit Dieter Hallervorden und Philipp Sonntag, über altgewordene Komiker, die ihre selbst erzeugten Klischeerollen nicht loswerden; Benjamin von Stuckrad-Barres Roman „Panikherz“ in einer Bühnenfassung des Berliner Ensembles; „Medea. Stimmen“ von Christa Wolf in einer Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin.

Bühne und reales Leben sind auch in der zwölften Spielzeit keine unterschiedlichen Welten, sondern durchdringen einander. Das übrigens – wie gehabt — ohne elitären Dünkel. „Das Siegener Theater zeigt Haltung und Unterhaltung“, sagt der Intendant. Das gilt nicht nur für die anspruchsvolleren Beiträge, die natürlich immer auch den Anspruch haben, ein genussvolles Erlebnis zu sein, sondern im gesamten Programm, das wieder viel Musik, Komödien, zauberhafte Stücke für Kinder und sorgsam ausgewählte Beiträge für Jugendliche bietet.

Von Klassikern und Videospielen

Es gehe bei der Spielzeitgestaltung „um die Breite und Vielfalt des gesamten Publikums“, sagt Apollo-Intendant Magnus Reitschuster. Eine Auswahl aus dem Programm: The Soul of Gaming: Videospiel-Konzert mit dem WDR Rundfunkorchester und der Philharmonie Südwestfalen am 25. Oktober.

- Husbands and Wives: Komödie von Woody Allen, Schauspiel Frankfurt, 27. und 28. Oktober.
Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch, Rheinisches Landestheater Neuss, 16. November.

- Tom Gaebel - Licence to Swing mit dem WDR Funkhausorchester am 23. November. Mehmet Daimagüler liest aus seinem Buch „Empörung reicht nicht!“ über den NSU-Prozess, 16. Dezember.

- Schräge Weihnacht mit Guildo Horn am 22. Dezember.

- The Real Group, A-cappella-Musik aus Schweden, 19. Januar.

- Gala der Filmmusik, Philharmonie Südwestfalen, ab 28. Februar.

- Schtonk! von der Württembergischen Landesbühne, 9. März.

- Das komplette Spielzeitbuch gibt es online.

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