Hilchenbach. „Alternative Lebensräume“ sind Träger: Ziel ist erweiterte, flexible Betreuung, die Familie und Arbeit miteinander vereinbar macht.

Hannes? Die neue Kita, die am Montag an der Bruchstraße eröffnet, trägt den Namen von Hans Hübner. „Jungs spielen gern Ritter“, erklärt Ines Fietze. Irgendetwas mit Hilchenbach sollte der Name zu tun haben – und natürlich auch etwas mit dem Programm, für das die neue Kita steht: viel draußen sein.

Ob das nun an der Ginsburg ist, wo der (Raub-)Ritter sein Revier hatte, werden die Mädchen und Jungen selbst entscheiden. Für die Leiterin, die selbst in Hilchenbach groß geworden ist, käme die Dörrhöhe direkt auf dem Hang gegenüber in Frage. „Vielleicht finden wir aber auch einen ganz anderen Platz.“ Das Pferd, das jetzt noch auf dem Flur steht, wird dann nicht mit von der Partie sein. Der Zossen ist aus Holz, sein Sisalschweif soll auf dem Spielplatz vor dem Haus nachdunkeln.

Der Start

„Wir schaffen das“, sagt Ines Fietze. Auf den beiden Etagen des Modulbaus wird ausgepackt, geschraubt und montiert. Das sechsköpfige Team ist komplett an Bord, Lea-Marie Schmidt auch, allerdings noch in der Bruder-Kita Kasimir in Kreuztal, wo die ersten Hilchenbacher Kita-Anfänger sich bereits eingewöhnen – so groß war der Druck der Eltern, einen Betreuungsplatz zu finden. Hinzu kommen noch eine Hauswirtschaftskraft, ein Teilzeit-Hausmeister und eine Bundesfreiwillige.

Das ist das Domizil von „Hannes“ für die nächsten anderthalb Jahre. Am Montag geht die Kita an der Bruch-/Hindenburgstraße in Betrieb.
Das ist das Domizil von „Hannes“ für die nächsten anderthalb Jahre. Am Montag geht die Kita an der Bruch-/Hindenburgstraße in Betrieb. © Steffen Schwab

Dass zwei Kitas für Hilchenbach-Mitte zu wenig sind, war zu Jahresbeginn klar geworden. Im April zurrte das Jugendamt das Projekt fest. Ein Träger für die neue Einrichtung war gefunden, die „Alternative Lebensräume GmbH“, kurz Alf, aus Siegen. Und das in Sichtweite des Bahnhofs gelegene Grundstück für die so genannte „Übergangslösung“ auch. „Ein großer Glücksgriff“, sagt Alf-Geschäftsführerin Sonja Becker: mit großer Wiese vorm Haus und Ausblicken auf die Wälder: „Wiesenhüpfer“ wird denn auch die Gruppe der zwölf unter Dreijährigen im Erdgeschoss heißen. Oben werden die „Waldentdecker“ die zweite Gruppe der bis zu 20 älteren Kinder bilden. Und auf der anderen Seite des Flurs werden die Räume für die dritte Gruppe eingerichtet: die „(Herrn-)Bergriesen“.

Noch sechs freie Plätze in Hilchenbach

Die „Alternativen Lebensräume“ betreiben die Kita Lillipuz in Kaan-Marienborn und die Kita Kasimir in Kreuztal.

Am Samstag werden Eltern und Kinder die Kita Hannes erstmals besichtigen. Sechs Plätze sind noch frei: leitung.kitahannes@alia-siegen.de

Die ersten Anmeldungen, die über das Jugendamt vermittelt wurden, kamen ganz schnell: „Die Eltern wären sonst unversorgt geblieben“, sagt Ines Fietze. Wer berufstätig ist, kann Betreuungszeiten zwischen 7 und 17 Uhr, sonst zwischen 7.30 und 16.30 Uhr in Anspruch nehmen. Eltern sollen Beruf und Familie „sehr gut unter einen Hut bringen“ können. Ziel ist die Kita Plus mit einer erweiterten flexiblen Betreuungszeit. Was bedeuten kann, auch einmal erst mittags zu kommen und abends nach Hause zu gehen. „Auch so entsteht Familienzeit“, sagt Sonja Becker — Betreuung anzubieten, wenn sie gebraucht wird. Durch dieselben, nicht durch im Tagesablauf wechselnde Bezugspersonen. Vor allem Frauen, erinnert Sonja Becker, leisten in Handel oder Pflege Schichtdienst. Und: Alleinerziehende sind in der Mehrzahl Frauen.

Die Zukunft

Wo Hannes am Ende sein Haus baut – Ziel: in anderthalb Jahren – , ist noch offen. Die Übergangslösung hat aber auch fast schon alles, was die richtige Kita braucht: Gruppenräume mit eigenen Küchenzeilen, denen jeweils Schlaf- und Nebenräume zugeordnet sind: fürs Rollenspielen, fürs Experimentieren und Forschen, fürs Malen, außerdem eine kleine „Turnhalle“. Denn freies Bewegen ist bei Hannes ebenso wichtig wie gesundes Essen, zu dem hinterher auch das Zähneputzen gehört, und selbstständiges Lernen und Entdecken. Letzteres nicht nur im Haus, sondern auch in der Stadt: Einmal in der Woche wird Hilchenbach erkundet. „Der Markt ist ja nicht weit weg“, sagt Ines Fietze.

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