Siegen. . Der Campus Adolf-Reichwein-Straße wird für mehr als 100 Millionen Euro saniert. In wenigen Wochen soll die neue Blechfassade fertig sein.

Bei einer so großen Baustelle wie am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) der Uni Siegen passiert quasi zwangsläufig Unvorhergesehenes. „Wir haben einiges an Asbest gefunden, etwas die dreifache Menge wie angenommen“, sagt der Oberbauleiter Christopher Leyck Dieken von der Firma Züblin. „Diese Schadstoffe waren fest verbaut, Mitarbeiter und Studierende nicht gefährdet“, betont Jörg Münker, Baudezernent der Uni. Nach etwa zehn Monaten Bauzeit liegen die Arbeiten am Campus im Zeitplan. „In wenigen Wochen montieren wir die neue Blechfassade – das Erscheinungsbild wird sich bis Winter deutlich verändert haben“, sagt Bauleiter Leyck Dieken.

Die Baumaßnahme

113,7 Millionen Euro beträgt das Gesamtbudget, davon übernimmt elf Prozent die Uni, der Großteil kommt vom Land im Zuge des Hochschulbaukonsolidierungsprogramms“ (HKoP), mit Hilfe dessen der Sanierungsstau an den Hochschulen behoben werden soll.

34 000 Quadratmeter Fläche werden saniert: Die Gebäudeteile M (Mensa), UB (Bibliothek), H und K (Büros und Seminarräume).

160 Arbeiter sind täglich auf der Baustelle tätig – allein fünf erfahrene Bauleiter der Firma arbeiten an der Uni Siegen an ihrem letzten Projekt vor dem Ruhestand. Ein Mitarbeiter feierte auf der Baustelle seine 50-jährige Betriebszugehörigkeit. Aufgrund der Hitze konnte die Arbeitszeit in die frühen Morgenstunden verlegt werden.

Blick vom Dach des H-Gebäudes: Bis zum Winter sollen die neuen Blechfassaden die charakteristische Farbgebung der Gebäude ersetzt haben.
Blick vom Dach des H-Gebäudes: Bis zum Winter sollen die neuen Blechfassaden die charakteristische Farbgebung der Gebäude ersetzt haben. © Hendrik Schulz

5400 Tonnen Bauschutt wurden entsorgt. Der Baustellenverkehr, Material-An- und Abfuhr, wurde über die Hochschulstraße abgewickelt.

Die neuen Dozentenbüros im H- und K-Trakt sind etwas weniger tief, dafür gibt es in der Mitte mehr Platz für Kaffeeküchen, Besprechungszimmer und studentische Arbeitsplätze.
Die neuen Dozentenbüros im H- und K-Trakt sind etwas weniger tief, dafür gibt es in der Mitte mehr Platz für Kaffeeküchen, Besprechungszimmer und studentische Arbeitsplätze. © Hendrik Schulz

Bisherige Schritte

Die „Operation am offenen Herzen“ hat bislang gut geklappt, sagt Baudezernent Münker, trotz laufenden Betriebs komme man gut voran, die Hochschulgemeinde habe sich mit den Einschränkungen arrangiert. Auch dank der vorbereitenden Planung. „Bei solchen großen Projekten kann man nicht so konkret vorplanen wie bei Neubauten“, sagt Merle Tietz, Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). „Wenn wir ein Bestandsgebäude anfassen, finden wir immer Dinge, mit denen wir nicht gerechnet haben“ – Asbest zum Beispiel. Entsprechend plane man von vornherein Puffer ein, um mit etwaigen Problemen umgehen zu können, so wurden umfangreiche Gutachten zum Brandschutz erstellt, zur Materialbeschaffenheit, zu Schadstoffen. Nachgesteuert werde dann zusammen mit allen beteiligten Akteuren, sagt Sabine Wortmann, BLB. Ein Jahr lang wurde geplant, damit die Überraschungen sich möglichst auf ein Mindestmaß beschränken.

Interimslösungen funktionieren

Baudezernent Jörg Münker freut sich, dass von den Anwohnern am Haardter Berg kaum Beschwerden zur Baustelle gekommen seien: „Wir haben sehr gute Nachbarn.“

Auch die Studierenden und Mitarbeiter würden die Interimslösungen in den Containern auf dem Gelände gut annehmen.

Entkernt sind die vier Trakte bereits bis aufs Betonskelett, die charakteristischen Außenbalkone wurden entfernt. Dazu entwickelte ein findiger Subunternehmer eine Betonsäge, die per Kran an die jeweilige Stelle bugsiert wurde und die dann passgenau die vorstehenden Betonkonsolen abschnitt. Die freiliegende Stahlbewehrung bekam einen Schutzanstrich, damit sie nicht rostet.

Die Fenster wurden ausgetauscht, der Estrich abgeschliffen, große Teile der Haustechnik – Lüftung, Sanitär, Wasser, Sprinkleranlage – verlegt. Im Bürotrakt K steht in den oberen Geschossen bereits der Innenausbau: Die Dozentenbüros werden etwas kleiner, dafür gibt es größere Mittelzonen mit Teeküchen und studentischen Arbeitsplätzen.

Die nächsten Arbeiten

Für die Blechfassaden – der Campus soll analog zum Rektorat weiß-grau-schwarz gestaltet werden – beginnt demnächst die Montage der Unterkonstruktion, anschließend werden die einzelnen Elemente aufgesetzt. Im Herbst werden neue Lüftungszentralen eingebaut, riesige Kältemaschinen, die per Kran einschweben. Die beiden großen Baukräne sind vermutlich noch bis November im Einsatz.

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Die Baustelle an der Universität Siegen

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