Siegen.. Das Studierendenwerk errichtet am Campus Adolf-Reichwein-Straße der Uni Siegen ein neues Wohnquartier zusammen mit den bestehenden Gebäuden.


Am Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) errichtet das Studierendenwerk eine Wohnanlage neuen Typs: Nachgefragt werden zunehmend Einzelapartments, darauf reagiert das Studierendenwerk mit 129 neuen Einheiten. Zusammen mit der bisherigen Wohnanlage am AR entsteht ein einheitliches Wohnquartier auf dem Campus. Das Bauprojekt ist das erste im Rahmen des Masterplans der Uni Siegen für die bauliche Weiterentwicklung der Hochschule am Haardter Berg.




Die Nachfrage

Mit der Wohnanlage Glückaufstraße (rot) bilden die neuen Apartmenthäuser (blau) ein zusammenhängendes Quartier. Es grenzt unmittelbar an die „grüne Mitte“ (rechts) des künftigen Campus’ an.
Mit der Wohnanlage Glückaufstraße (rot) bilden die neuen Apartmenthäuser (blau) ein zusammenhängendes Quartier. Es grenzt unmittelbar an die „grüne Mitte“ (rechts) des künftigen Campus’ an. © Unbekannt | Unbekannt

Seit dem Wechsel zum Bachelor-/Master-System erlebten Wohnheime eine Renaissance, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer Studierendenwerk. Studierende seien flexibler, wechselten häufiger den Studienort. „Viele kommen mit einem Rucksack und möchten eine komplette Wohnung vorfinden“, so Rujanski, „diese fertige Grundstruktur bieten wir.“ Über die Jahre hätten sich die Vorlieben dabei verändert.


1. Typ: Gemeinschaftswohnen, 70er und 80er Jahre. Viele Einzelzimmer, angeschlossen an gemeinsamen Flur, Bad, Küche. Beispiel: Wohnanlage Engsbachstraße – nach wie vor begehrt, vor allem bei ausländischen Studierenden.


2. Typ: WG, 90er und 00er Jahre. Für die Bewohner, drei oder vier Personen, etwas teurer, aber immer noch günstig. Beispiel: Glückaufstraße. „Diese Phase ist jetzt vorbei“, sagt Rujanski, nachgefragt werde verstärkt der ...

Die gestaffelten Gebäude erstrecken sich über einen Höhenunterschied von zwölf Metern. Je zwei Häuser haben einen gemeinsamen Eingang, bauliche Verbindungen gibt es nur über die Keller – wegen der Versorgungsleitungen.
Die gestaffelten Gebäude erstrecken sich über einen Höhenunterschied von zwölf Metern. Je zwei Häuser haben einen gemeinsamen Eingang, bauliche Verbindungen gibt es nur über die Keller – wegen der Versorgungsleitungen. © Unbekannt | Unbekannt


3. Typ: Einzelapartment. Lieber kleine, funktionale Küchen und Bäder, dafür die eigenen – es muss mit niemandem geteilt werden, trotzdem gibt es genug soziale Kontakte im Gebäude. Das kostet etwas mehr, weil Studierenden aber immer jünger werden, es mehr Einzelkinder gebe und Eltern bei der Wohnung mitbestimmen, ist die Richtung klar: „Künftige Projekte werden wir nur noch als diesen Typ planen“, sagt Burkhard Lutz, Abteilungsleiter Bauen und Wohnen. Bestehende Wohnformen werden weiter angeboten. „Wir haben die gesamte Bandbreite“, so Rujanski.



Die Strategie

Das Studierendenwerk legt für seine Angebotsentwicklung im Bereich Wohnen eine Zahl von langfristig 15 000 Studierenden zugrunde. Um keinen Leerstand oder Überangebot zu produzieren, wird als Messzahl 13 500 angesetzt. Davon fragen statistisch zehn Prozent einen Wohnheimplatz nach – ergibt 1350. Derzeit hat das Siegener Studierendenwerk 950 Wohnheimplätze, bleibt ein Bedarf von 400, „um das Minimum abzudecken“, so Rujanski, die Versorgungsquote liege bei 5,5 Prozent. „Wir folgen der Uni und den Studierenden“, sagt er: Künftige Projekte werden entsprechend der Zwei-Standort-Strategie der Uni im Zentrum geplant.

Der Masterplan

10 000 Studierende in der Stadt, 5000 am Haardter Berg – das ist der mittelfristige Standortplan der Uni Siegen. Der AR-Campus soll zum „Science Campus“ ausgebaut werden, mit neuen Gebäuden, Laboren und hochschulnahen Unternehmen, die sich quaderförmig um einen zentralen Platz, die „Grüne Mitte“ gruppieren. Dem Studierendenwerk gehört ein Grundstück am Haardter Berg (heutiger Schotterparkplatz). Im Sinne des Masterplans verzichtete das Studierendenwerk auf seine ursprünglichen Pläne, der Wohnriegel hätte in die „Grüne Mitte“ geragt – und trennte einen Block ab (siehe Lageplan).

Das neue Wohnheim



Die bestehenden WG-Wohnheime werden ergänzt um neun Apartmenthäuser, zusammen bilden die Gebäude ein Quartier für rund 300 Bewohner, so Burkhard Lutz: „Das ist wirtschaftlich eine gute Größe, etwa für Winterdienst oder Hausmeister.“ Ebenso ermöglichten die 24 Quadratmeter-Apartments eine optimale Kostenstruktur.


Ein gemeinsamer, 140 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum im abgetrennten „Solitärhaus“ soll allen Bewohnern als Wohnzimmer dienen und ist auch baulich herausgehoben – als Visitenkarte des Quartiers zum Campus hin. Für die Außenanlagen ist etwa ein Volleyballfeld denkbar.



Das Quartier selbst soll für eine bessere Durchlässigkeit autofrei werden, die Stellplätze werden vollständig zur Nordseite verlagert, wo der gesamte Campus verkehrsmäßig erschlossen wird (heutige Schallschutzwand). Die Fernwärme aus dem Blockheizkraftwerk der Uni versorgt auch die neuen Gebäude – „günstiger können wir kaum heizen und die Uni ist froh, dass sie einen Abnehmer hat“, sagt Lutz. Optisch orientiert sich auch die Wohnanlage am schwarz-weiß-grau der Uni. In diesen Farben – eine Reminiszenz an die traditionelle Siegerländer Fachwerk-/Schieferbauweise – ist bereits das Rektorat/AVZ gehalten, nach der Sanierung sieht auch der AR-Campus so aus.

Der Zeitplan

Der Bauantrag ist gestellt, Lutz geht davon aus, dass die Genehmigung bis Ende des Jahres vorliegt, parallel könne die Ausführungsplanung erstellt werden. Wenn Ausschreibung und Vergabe über den Winter erledigt werden, rollen die Bagger ab April. Bei 18 Monaten Bauzeit geht die neue Wohnanlage dann zum Wintersemester 2020/21 in Betrieb. Das Studierendenwerk rechnet mit Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro. Der Preis für ein möbliertes Apartment warm, inklusive Nebenkosten, Internet, TV, Parken und Reinigung liegt bei rund 350 Euro.

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