Siegen. . Zu viele Lebensmittel werden mit unnötigem Beiwerk verkauft. Eine Initiative plant in Siegen einen Unverpacktladen und sucht noch Mitglieder.

Jeder Deutsche produziert im Jahr durchschnittlich 37 Kilogramm Plastikmüll – vieles davon sind unnötige Verpackungen. „Es gibt ein großes Bewusstsein für das Problem, aber es wird so wenig getan“, sagt Julia Shirley, die sich zusammen mit acht anderen für den ersten Unverpacktladen im Kreis Siegen-Wittgenstein einsetzt.

Die Finanzierung steht dank einer Crowdfunding-Aktion zum Teil. Ein konkretes Ladenlokal hat die Gruppe auch schon im Blick. Sie hoffen darauf, in den nächsten Wochen Vollzug melden zu können.

Unverpackt-Prinzip: Kunden füllen Waren in Einmachgläser

Die Waren werden im Laden in großen Glaszylindern nebeneinander aufgereiht und Kunden füllen sich so Haferflocken oder Reis in wiederverwendbare Einmachgläser. Julia Shirley sagt: „Die Kunden können nur so viel kaufen, wie sie auch brauchen.“

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So soll auch vermieden werden, dass Lebensmittel verderben und weggeschmissen werden.

Der Traum vom Milchautomaten

Zunächst werden Kunden aus einem vegetarischen Trockensortiment wählen können. Mehl, Nudeln, getrocknete Früchte. „Da sehen wir den dringendsten Bedarf“, sagt Julia Shirley. „Obst und Gemüse kann man auch im Supermarkt unverpackt kaufen.“

Auch Haushaltswaren wie Seife und Zahnpflegeprodukte gehören zum Warenangebot. „Unser Traum ist ein Milchautomat, aus dem Kunden gekühlte Milch abfüllen können.“ In einem Laden in Hannover gäbe es so etwas bereits.

Bei der Auswahl der Produkte wägt das Team zwischen vier verschiedenen Gesichtspunkten ab: „Wir hätten gerne Bio-Produkte, die auch relativ regional hergestellt werden. Außerdem fragen wir, wie unverpackt und wie fair produziert ist es.“ Das soll den Kunden den Stress beim Einkauf nehmen und ein gutes Gefühl geben.

Mitglieder arbeiten ehrenamtlich

Obwohl der Gruppe der Laden am Herzen liegt, denkt Shirley weiter: „Wir wollen den Laden haben, aber er soll auch ohne uns weiter bestehen können. Das Schlimmste wäre, wenn wir nach einem halben Jahr wieder zumachen müssten.“

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Aktuell arbeiten alle Mitglieder noch ehrenamtlich. Das soll aber nicht so bleiben. „Wenn es läuft, möchten wir unseren beiden Vorständen gerne ein paar Wochenstunden vergüten.“ Für den Verkauf wolle man eine volle Stelle schaffen sowie Mini-Jobber beschäftigen. Die restlichen Zeiten würden die Mitglieder ehrenamtlich aushelfen.

Viele Fragen per Facebook

Neben der Organisation und der anstehenden Renovierung des Ladens betreibt die Gruppe auch viel Aufklärungsarbeit. „Wir bekommen manchmal Nachfragen, ob so ein Laden denn auch hygienisch ist“, sagt Shirley und kann Entwarnung geben. Das Team habe im Vorfeld die nötigen Kurse zu Gesundheitsvorschriften und Hygiene besucht.

„Ich glaube, es ist ein Thema mit vielen Berührungsängsten“, sagt Shirley. „Wir freuen uns Fragen per Facebook oder Mail zu beantworten.“

Die Finanzierung ist schon lange gesichert

Die Finanzierung besteht aus zwei Säulen. Zum einen hatten sich die neun Unternehmer zum Ziel gesetzt per Crowdfunding 35 000 Euro einsammeln. Es wurden innerhalb von fünf Wochen sogar knapp 42 000 Euro. Den zweiten Teil möchte die Gruppe aus den Mitgliedsbeiträgen der Genossenschaft generieren. Alle Genossenschaftler erhalten beim Eintritt mindestens fünf Anteile à 50 Euro. Dazu kommen 50 Euro Eintrittsgeld. Das Ziel sind etwa 150 bis 200 Mitglieder - noch ist dieses Ziel nicht erreicht.

Der Finanzplan wurde vom Genossenschaftsverband geprüft. Der Verband fordert, dass die Finanzierung für ein halbes Jahr gesichert ist, selbst wenn in den sechs Monaten keine einzige Einnahme herein käme. „Davon gehen wir aber nicht aus“, sagt Shirley lachend.

Die Tipps zur Müllvermeidung

„Wenn wir alle nur etwas Müll vermeiden, dann ist schon viel getan.“ Dafür hat sie ein paar Tipps.

Statt eines Schwamms tue es beim Abspülen von Geschirr auch eine Luffagurke.

Beim Shoppen von Klamotten könne man auf die großen Plastiktüten verzichten und stattdessen einen eigenen Stoffbeutel mitbringen.

Eine weitere Möglichkeit ist, eine eigene spülbare Wasserflasche zu benutzen statt Einwegflaschen zu kaufen. Shirley verweist auf das Projekt „Refill Siegen“. 14 Geschäfte und Restaurants bieten an, dass Kunden ihre Gefäße dort wieder auffüllen können.

Die Frage nach der Müllvermeidung beginne schon bei ganz einfachen Dingen. Mit Hinblick auf die geplante Eröffnungsfeier sagt Julia Shirley: „Wir fragen uns zum Beispiel: Wollen wir Luftballons für unsere Party?“

Weitere Informationen und das Antragsformular gibt es im Netz unter unverpackt-siegen.de

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