Siegen. . Nach der Messerstecherei in Kreuztal: Einer der Beteiligten wird aus Sardinien eingeflogen. Neue Ungereimtheiten und wenig Konkretes.
„Wegen einer Lüge sind wir ja hier. Und keiner weiß, was wirklich war“, sagt der Zeuge D. ziemlich kryptisch. „Das aufzuklären, versuchen wir ja hier“, entgegnet Richterin Elfriede Dreisbach seufzend. „Und Zeugen, die uns nicht die Wahrheit sagen, sind uns da ‘ne sehr große Hilfe“, fügt sie noch sarkastisch in Richtung des Mannes an, der von Sardinien eingeflogen wurde, um vielleicht etwas mehr Licht in die nach wie vor ziemlich undurchsichtigen Geschehnisse rund um die Kreuztaler Messerstecherei vom Mai 2017 zu bringen.
Warnschüsse wegen 50 Euro?
Fest steht nur: Das Opfer wäre beinahe gestorben, kann sich aber an nichts erinnern. Der Zeuge bringt eine überraschende Variante ins Spiel: Der Geschädigte habe ihm nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erzählt, er müsse von zwei Männern gepackt und niedergestochen worden sein. Der Angeklagte habe mit der Sache nichts zu tun. Ob das stimme, wisse er natürlich nicht, versichert der 26-jährige Italiener.
D. gehörte auch zu dem Quartett, das den Angeklagten an jenem Maimorgen um 1 Uhr in Kreuztal aufsuchte, um „etwas zu regeln“. Er habe 50 Euro zurückhaben wollen, erklärt D. Über Einzelheiten sei vorher und auch auf der Fahrt zur Wohnung nicht gesprochen worden. Bemerkenswert: Der Mann will nicht einmal die beiden Warnschüsse gehört haben, die einer der anderen drei, erwiesenermaßen unmittelbar neben ihm, abgegeben hatte.
Er wird schließlich mit der Auflage aus dem Zeugenstand entlassen, sich für den Rest des Tages erreichbar zu halten. Die Vorsitzende erwägt, ein Wortprotokoll seiner Aussage für eine potenzielle dritte Auflage des Verfahrens anfertigen zu lassen, auch damit D. nicht ein weiteres Mal aus Sardinien herbeizitiert werden müsse. „Das dauert mindestens drei Stunden“, überlegt Dreisbach und behält sich die Entscheidung vor.
Schreie und Schläge aus der Wohnung
Der Eigentümer der Schreckschusswaffe (28) verweist auf den Geschädigten A. als „Motor“ der nächtlichen Aktion. Er selbst habe dem Angeklagten Geld geliehen und nicht zurückbekommen, „dann musste ich hören, dass er den Leuten erzählt, ich hätte hohe Schulden bei ihm“, sagt der junge Mann. Letztlich habe aber A. unbedingt eine „Klärung“ gewollt und auch darauf bestanden, allein in die Wohnung zu gehen. Der kräftige Mann sei „wie ein Radlader“ über den Angeklagten hergefallen, dann seien nur Schreie und Schläge zu hören gewesen. Als A. wieder herauskam, habe er geblutet, mehrfach, „es fließt“, gerufen.