Siegen. . Grund: Grenzwerte für Stickstoff im Wasser wurden verschärft. Künftig betreibt der Entsorgungsbetrieb eine der größten Kläranlage Südwestfalens.

Mittelfristig geht die Kläranlage Weidenau vom Netz und wird auf die Anlage Siegen umgeleitet. 20 bis 25 Millionen Euro investiert der Entsorgungsbetrieb (ESi) bis spätestens 2022 und wird dann eine der größten Kläranlagen Südwestfalens betreiben.

Die Gründe

Wirtschaftlichkeit: Eine große Anlage zu betreiben ist billiger als zwei kleinere, auch personell. Es werde nicht zum Stellenabbau kommen, betont Betriebsleiter Ulrich Krüger: „Wir halten die Gebühren für unsere Kunden seit 17 Jahren. Hiermit optimieren wir und nutzen Synergieeffekte, damit das auch weiter so bleibt.“ Etwas ein Drittel der Entsorger in NRW sei günstiger, zwei Drittel teurer als ESi, sagt Stephan Roth, Abteilungsleiter Planung: Man lege großen Wert auf Effizienz – nicht das billigste werde gekauft, sondern das wirtschaftlichste. Man habe sich damit einen Vertrauensvorschuss beim zuständigen Siegener Betriebsausschuss erarbeitet.

Umbau soll noch schneller fertig werden

Der ESi arbeitet daran, den Zeitrahmen noch zu verkürzen, durch Optimierung der einzelnen Bau- und Montageschritte. Ulrich Krüger hofft, statt 2022 bereits 2021 fertig zu werden.

Angesichts der Hochkonjunktur im Baugewerbe hofft Krüger auch, dass die Kosten nicht zu stark steigen. „In normalen Jahren investieren wir mehr als 11 Millionen Euro in Kanalnetz und Kläranlagen“, sagt er. Angesichts der Größe des ESi „stöhnen wir nicht unter dieser Summe“.


Richtwerte: Die sogenannten „Einleitungsbedingungen“ wurden verschärft. Für bestimmte Stoffe im Wasser gelten Grenzwerte, die unterschritten werden müssen, bevor das geklärte Wasser wieder in die Flüsse geleitet werden darf. Bislang waren 4 Milligramm Stickstoff pro Liter zulässig – „die halten wir prima ein“, sagt Krüger –, künftig darf es nur noch 1 mg sein. Bliebe Weidenau in Betrieb, müsste die Anlage für die Einhaltung der Werte erweitert werden – dafür ist kein Platz. Die Kläranlage liegt zwischen Sieg und Wohnbebauung.

Die Infrastruktur

Die Kanalarbeiten am Sieghütter Hauptweg waren Teil der Vorbereitungen. Das zusätzliche Wasser muss von Weidenau zum Betriebshof gelangen und braucht dafür mehr Platz.

Die Kläranlage Siegen muss für die zusätzlichen Anforderungen erweitert und ertüchtigt werden. Der wichtigste Faktor ist dabei nicht die Wassermenge, die aus Weidenau obendrauf kommt, erklärt Krüger: Dafür bräuchte es im Grunde nur einen weiteren Zulauf und ein zusätzliches Nachklärbecken. Dies würde auch nur schätzungsweise ein Viertel der Kosten ausmachen. Das Gros wird durch die schärferen Grenzwerte nötig – das Wasser muss intensiver gefiltert werden, bevor es zurück in die Sieg fließt. Im Einzelnen:

  • Drittes Becken für Grobstoffe: 9000 Kubikmeter fasst jedes der bislang zwei Becken der Vorklärung; hier werden Grob- und Schwebstoffe mechanisch bzw. durch Schwerkraft herausgefiltert.
  • Erweiterung Biologie: Zusätzliche Belüftungsplatten reichern das Abwasser mit Sauerstoff an
  • Drittes Nachklärbecken: 48 Meter im Durchmesser.

Die alte Kläranlage

Die Kläranlage in Weidenau wird – bis auf Faulturm und Gasbehälter – nicht abgebrochen: Die Klär- werden zu Überlaufbecken umfunktioniert. Diese Speicher dienen als Rückhalt für große Mengen Schmutzwasser etwa nach Starkregen. Dann mischen sich Ab- und Regenwasser in den Kanälen, dank der Speicher kann der ESi das Wasser „zwischenparken“ und gedrosselt in die Kläranlage leiten, um die Schmutzbelastung der Sieg möglichst gering zu halten.

Auch bei normaler Auslastung könne es sinnvoll sein, die Schmutzwasserzufuhr gezielt zu steuern, sagt Krüger: Bei Spitzenlast, tagsüber, wird das Wasser zunächst eingespeichert – „unterirdisch, damit es nicht müffelt“ – und nachts, wenn kaum Abwasser anfällt, nach und nach in die Kläranlage nach Siegen weitergeleitet. Krüger: „Das ist ein Mitternachtssnack für die Mikroben.“ Die haben um diese Zeit nämlich sonst nicht allzu viel zu tun.

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