Neunkirchen/Herdorf. Seit zehn Jahren leisten Hunde Besuchsdienst im Seniorenheim „Stegelchen“. Fürs Leckerchen müssen Marcella, Quarzo und Milli einiges tun.
Wenn Beate Klaas mit ihren Hunden Marcella, Quarzo und Milli die Kapelle des Seniorenheims „Stegelchen“ in Herdorf betritt, dann geht den Bewohnerinnen und Bewohnern das Herz auf. „Einige von ihnen haben früher selbst einmal einen Vierbeiner gehabt, andere genießen einfach das Zusammensein mit den Tieren“, erzählt die zertifizierte Kynopädagogin Beate Klaas. Darüber hinaus bietet sie auch Zimmerbesuche bei den Senioren und Seniorinnen an, die den Weg zur Kapelle oder im Sommer nach draußen nicht mehr auf sich nehmen können.
Auf Initiative der Senioren-Service-Stelle Neunkirchen wurde der Hundebesuchsdienst 2008 ins Leben gerufen. Klaas war von Beginn an dabei, ihre Erfahrungen während der letzten zehn Jahren waren durchweg positiv: „Es kommt immer wieder vor, dass die Hunde Menschen aus einer negativen Demenz herausholen und positive Erinnerungen wecken“, weiß die Hundetrainerin. „Mit dem Tier kommen die Emotionen wieder.“
Für die Hunde harte Arbeit
Klaas legt bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit viel Wert auf eine angenehme und ruhige Atmosphäre. Die Zeit mit den Hunden soll als stressfrei und entschleunigend empfunden werden. Das weiche Fell der Tiere zu streicheln, ihre Wärme zu spüren, diese sinnlichen Erfahrungen sollen die Heimbewohner genießen können.
Zuerst wird gelernt
Die Hunde von Beate Klaas bestanden zunächst einen Eignungstest als Besuchshund. Im Anschluss absolvierte sie mit ihnen erfolgreich die Prüfung als „Pädagoge auf vier Pfoten“.
Alle zwei Wochen besuchen sie die Einrichtung, vor allem die Bewohner mit Demenz.
Dagegen ist der Aufenthalt im „Stegelchen“ für die drei Besuchshunde jedoch harte Arbeit: „Marcella und Quarzo müssen sich zurücknehmen, sich auf die fremden Menschen einstellen. Nicht jeder Hund ist dazu imstande.“. Keiner der drei Hunde ist ein Rassehund mit einem langen Stammbaum. Sie stammen alle aus Tierheimen. Marcella etwa ist in einem Tierheim mit rund 700 anderen Hunden groß geworden. „Im Alter von Vier haben wir sie dort abgeholt. Damals kannte sie weder Wiese, Treppe, Auto oder Wohnung.“
Füttern, Streicheln, Spielen
Der Kontakt zu den Tieren erfolgt behutsam – niemand muss, jeder kann, wenn er möchte. Wer ängstlich ist, hat die Möglichkeit, das Trockenfutter durch einen Schlauch zu geben – das schult nebenbei noch die Motorik. Wer hingegen die Nähe zum Tier nicht scheut, der füttert ihn ohne Hilfsmittel. Reihum holen sich die Besuchshunde ihre Streicheleinheiten oder ein Leckerchen ab.
Nach dem Füttern packt Beate Klaas einen Würfel aus. Auch das ist gut für die Motorik der Hundefreunde, die fast alle auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. Sie werfen den Würfel ins Rund und lesen dann, welche Aufgabe der Hund erfüllen soll. Das kann das Tunneln der Beine sein, das Springen durch einen Reifen oder das Pfötchengeben. Begeistert beobachten die Heimbewohner, welche Kunststückchen die Hunde gelernt haben. Auch Heimleiter Steffen Weinbrenner und Pflegedienstleiter Peter Metz begrüßen den Einsatz der Hundetrainerin und ihres Trios: „Einer der vielfältigen Bausteine, die das Alltagsgrau der Bewohnerinnen und Bewohner vertreiben.“