Siegen. . Das neue Werk des Wahlsiegeners besteht aus besonders vielen Gedichten. Auch seinen letzten Willen hat der 51-Jährige bereits lyrisch verfasst.
Eins stellt Autor Jörn Heller, auch bekennender Freund eines guten Rotweins, sofort klar: „Statt Rotwein“ bedeutet nicht seine Abkehr von einem guten Tropfen. Es soll vielmehr Leute, die eingeladen sind und normalerweise die obligatorische Flasche Rotwein mitbringen, davon überzeugen, stattdessen seinen neuesten Gedichtband zu überreichen. Das Büchlein „Statt Rotwein“ bietet dem beschenkten Gastgeber ein besonderes Lesevergnügen. Mal Ernstes, mal Heiteres, erst Sanftes, dann wieder Grobschlächtiges, Ironisches und ab und zu auch Frivol-Zotiges. Einige Gedichte haben sieben Strophen, doch auch kurze Schüttelreime sind dabei: „Der Milchmann macht Frau Meier an, doch die schwärmt nur vom Eiermann.“
Seine ersten Schritte...
Jörn Heller, geboren und aufgewachsen in Lüdenscheid, entschied sich nach seinem Abitur zum Studium der Theologie in Heidelberg. Doch auf dem Weg zum Gemeindepfarrer bekam er kalte Füße und verzichtete auf sein zweites Examen: „Ich bin vor der Tür der Kirche stehengeblieben und nicht reinmarschiert.“ Nach einigen Umwegen, neben Altenbetreuung bei der Diakonie auch Kulturredakteur der „Rhein-Neckar-Zeitung“ und beim „Mannheimer Morgen“ mit dem Schwerpunkt Klassische Musik, begann er ein Germanistikstudium.
Dabei packten ihn die Gedichte von Heinrich Heine dermaßen, dass er sich selbst auch an eigene lyrische Versuche heranwagte. Und die waren so überzeugend, dass er schon 1998 sein erstes Buch veröffentlichte: „Liebes- und Hiebesgedichte“, für das die berühmte Schriftstellerin Ingrid Noll den Klappentext beisteuerte. Das Buch hatte eine Auflage von 2000 und war schnell vergriffen. Im gleichen Jahr begann er in Ulm eine Ausbildung zum Buchhändler und schrieb auch dort Konzertkritiken. „Mein erstes Honorar für ein Konzert und anschließender nächtlicher Schreibarbeit war 17,03 DM. Da wusste ich: Davon alleine kannst du nicht leben. Ich brauche ein festes berufliches Standbein.“
Der Weg nach Siegen...
Im Jahr 2004 kam Jörn Heller nach Siegen zur damaligen Buchhandlung Schneider am Kölner Tor, der letzten in der Innenstadt, die nicht „Kette“ war, inzwischen aber auch eine von zwölf Filialen der Alpha-Buchhandlung ist, die ihren Sitz in Gießen hat. Und während dieser 14 Jahre hat er fleißig weitergereimt. „Ich mag Lyrik, die in der Umgangssprache geschrieben ist, aber ein klassisches Versmaß und immer einen Endreim hat.“
Ähnlich wie auch Christian Morgenstern oder Heinz Erhardt. „Der Held meiner Jugend.“ Die Gedichte fallen Jörn Heller beim Wandern ein. Und er wandert viel. So ist er einige Male den Franziskusweg Florenz-Assisi-Rom gegangen, elf Tage pro Etappe, aber auch oft Wege im Westerwald vom Kloster Marienstatt entlang der Nister. „Ich treibe mich gerne in Klöstern herum“, sagt er. Und folgerichtig geht es in einigen seiner Gedichte um Mönche.
Alle Wanderungen macht Jörn Heller grundsätzlich allein. So hat er Zeit, Muße und Kreativität, die Verse zu entwickeln und in Form zu bringen. „Erst wenn ein Gedicht bis in die letzte Formulierung fertig ist, schreibe ich es auf.“ Um es dann sofort zu vergessen. Denn schon wartet die nächste Idee, um von Jörn Heller in Lyrik verwandelt zu werden. Daraus sind inzwischen acht Bände geworden und der neunte „Statt Rotwein“ ist gerade erschienen, wie immer im Eigenverlag.
Sein letzter Wille...
Jörn Heller ist 51 Jahre alt. Doch er hat seinen letzten Willen schon einmal in Gedichtform gekleidet:
„Ich möchte gerne Asche sein, wenn ich mal nicht mehr bin. Erspart die Kosten für das Grab und streut mich sonst wo hin.
Nicht deshalb, weil ich schrullig bin und nicht darum weil’s Mode. Ich war mein Leben lang zerstreut, warum nicht auch im Tode.“