Siegen. . Seit 27 Jahren ist Kirchenmusikdirektorin Ute Debus Organistin und Kantorin in der Siegener Nikolaikirche. Dabei geht sie immer wieder neue Wege.
Die Nikolaikirche in der Oberstadt ist ein Mittelpunkt des pulsierenden Lebens von Siegen. Junge Leute genießen auf den Treppenstufen die Sonne, Hochzeitsgesellschaften nutzen den Vorplatz für Sektempfänge nach der standesamtlichen Trauung im nahen Rathaus. Die Nikolaikirche ist auch der berufliche Mittelpunkt von Ute Debus. Als Organistin und Leiterin von gleich drei Chören, die in der Kirche mit dem Krönchen zu Hause sind.
Ute Debus wuchs im nordhessischen Löhlbach auf, einem staatlich anerkannten Luftkurort, und machte in Bad Wildungen Abitur. 1991 kam sie nach Siegen, wo sie die Nachfolge der gerade pensionierten Kantoren- und Chorleiter-Institution Almuth Höfker übernahm. Vorher hatte Ute Debus an der Kirchlichen Hochschule Herford, der Musikhochschule Hannover und der renommierten Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin studiert. Die Nachfolge von Almuth Höfker anzutreten war herausfordernd: „Die hatte in Siegen viel aufgebaut, sich auch an Neue Musik herangetraut.“
Kirchenmusikdirektorin (KMD) Ute Debus übernahm neben der Organisten-Tätigkeit zwei Chöre der Nikolai-Kirchengemeinde: Die Kantorei, einen auch überregional aktiven Konzertchor, der bis zu 100 aktive Sängerinnen und Sänger hat und den Kirchenchor, der über 100 Jahre alte „große Bruder“ der Kantorei, der vorwiegend in Gottesdiensten auftritt. Ute Debus schwärmt: „Eine wunderbare Gemeinschaft, die einen Sänger auch in schwierigen Situationen auffängt.“
Zusammenarbeit mit der Uni
Später gründete sie die „Capella Cantabilis“, ein Ensemble ambitionierter Vokalisten für anspruchsvolle Musikprogramme. Die „Capella“ feiert in der kommenden Konzert-Saison ihr 20-jähriges Bestehen. Seit einigen Jahren arbeitet Debus eng mit der Siegener Uni zusammen, leitet den Uni-Chor und das Orchester und bindet sie in ihre Jahresprogramme ein. So nahm der Uni-Chor („In jedem Semester muss ich dieses Ensemble neu zusammenstellen“) auch am beeindruckenden Verdi-Requiem im Februar in der Siegerlandhalle teil. Für dieses Jahr plant Ute Debus mit den jungen Musikern und Sängern Brahms Liebeslieder-Walzer, die erstmals in Kooperation mit dem Gebrüder-Busch-Kreis in Dahlbruch aufgeführt werden.
Verbindungen suchen und pflegen
Während Ute Debus all dieses erzählt, kommen immer wieder Menschen vorbei, die grüßen und mit denen sie einige Wörter wechselt. Etwa mit Tim Winkel, Pfarrer der Kirchengemeinde Deuz. Debus: „Ein Super-Pfarrer, jung, dynamisch, engagiert.“ Ute Debus ist es wichtig, gute Kontakte zu anderen Kirchengemeinden zu haben, musikalische Querverbindungen zu suchen und zu pflegen: Mit dem Bach-Chor, dem Philharmonischen Chor, der Uni-Big Band, dem Kreuztaler Blasorchester. „Offenheit und Zusammenarbeit ist inspirierend und bereichernd. Ich bin ein Team-Player.“
Daraus entstehen immer wieder neue Konzertprojekte, neben Klassikern aus dem Bereich der Oratorien viel Neues und auch Ur- und Erstaufführungen. Und es wurmt sie schon ein wenig, dass dies nicht immer durch Besucherzahlen gedankt wird: „Ich wünsche mir mehr Vertrauen des Publikums, dass das, was ich aussuche, auch gut ist.“
Nach einem besonders beeindruckenden Abend ihrer Konzert-Tätigkeit in Siegen gefragt, muss Ute Debus nicht lange überlegen: Rudolf Mauersbergers „Dresdner Requiem“, nach der Zerstörung Dresdens entstanden. Dieses monumentale dreichörige Werk über Krieg und Trost („Wie liegt die Stadt so wüst“) hat sie mit ihrer Kantorei insgesamt dreimal aufgeführt, auch in der Nikolaikirche am Jahrestag der Bombardierung Siegens am 16. Dezember.
Organistin aus Leidenschaft
Neben all den Chorproben, Konzerten, ihrer Jury-Tätigkeit bei Chorwettbewerben, Singprojekten in anderen Gemeinden begleitet Ute Debus die Gottesdienste in der Nikolaikirche als Organistin. So sehr ihr die Begegnung mit Menschen und die Freude, Klänge aus ihren Chören herauszulocken, wichtig ist, so genießt sie auch das Konzentrieren und Spielen auf der Königin der Instrumente: „Der Rückzug auf die Orgelbank tut gut.“