Freudenberg. . Erstversorgung im Notfall muss gelernt sein. Vor allem bei Kleinkindern in Not sollten diese Punkte beachtet werden, um Schlimmeres zu vermeiden.
Auf die heiße Herdplatte fassen, mit geschlossenen Augen Bobby Car fahren, das Lieblingsessen ohne zu kauen runterschlucken – Kinder probieren auch gefährliche Dinge aus, um ihre Neugierde zu stillen. Doch im schlimmsten Fall können sich die Kleinen schwere Verletzungen zuziehen. Was zu tun ist, wenn es einmal wirklich ernst wird, erklären die Malteser in einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs im Evangelischen Familienzentrum Sternenzelt.
Denn in einigen Fällen können Eltern den Kleinen nicht mehr mit ein paar Tränen abwischen und dem altbekannten „Pusten auf die Wunde“ helfen. Deshalb können Eltern, Großeltern, Betreuungspersonen und Erzieher von der medizinischen Fachangestellten Claudia Otto von den Maltesern lernen, wie sie in einem Notfall richtig reagieren und ein Kleinkind oder einen Säugling reanimieren können.
Ruhe bewahren
Die Mütter Anja Loh und Sabrina Schulze möchten durch den Kurs besser auf Ernstfälle vorbereitet sein: „Man merkt, wie schnell man panisch wird“, sagen sie über Notsituationen.
Weitere Kurse im Herbst
Auch das Deutsche Rote Kreuz Siegen-Wittgenstein bietet Fortbildungen für Erste Hilfe am Kind an. Die nächsten Kurse starten im September und November in Siegen Weidenau. Sie finden jeweils samstags statt und kosten 40 Euro. Weitere Informationen auf der Internetseite unter www. siegen-wittgenstein.drk.de.
Kursleiterin Otto weiß, dass Panik natürlich das Schlimmste zu solchen Zeitpunkten ist, da sie sich häufig auf das Kind übertrage. Deshalb erklärt Claudia Otto zu Beginn des Kurses auch gleich die erste Regel: „Ruhig bleiben, sicher auftreten und die Rettungskette in Gang bringen.“ Zuerst müsse die Notsituation analysiert werden und für die eigene Sicherheit gesorgt werden. Danach sollten Ersthelfer den Rettungswagen alarmieren und das verletzte Kind versorgen, bis der Krankenwagen eintreffe.
Auf jene Erstversorgung spezialisiert sich eben dieser Kurs, denn „die ersten fünf Minuten sind oft entscheidend“, erläutert Claudia Otto. Mithilfe der Dummys Anne, Junior und Baby bereitet sie die Teilnehmerinnen auf den Ernstfall vor; im Mittelpunkt des Ganzen steht eine Reanimation – bestehend aus einer Herz-Druck-Massage und Beatmung. Otto zeigt zur Erinnerung nochmal, wie die Frauen dies bei einem Erwachsenen machen müssen, um den Unterschied zu einer Wiederbelebung bei einem Kind oder Säugling zu demonstrieren.
Nur zwei Finger
Ist eine Person nicht ansprechbar und keine Atmung zu erkennen, gilt es zu handeln – Oberkörper frei machen und los: Bei Säuglingen sei es wichtig, das Kind zuerst zu beatmen. Der Helfer spende dabei fünf Mal Atem. Der Kopf sollte nur mit zwei Fingern angehoben und die Atemspende aufgrund der geringeren Körpergröße auch nur sehr sanft durchgeführt werden, erläutert die Kursleiterin. Setzt danach noch immer keine Atmung ein, folge die Herz-Druck-Massage. Anders als bei einem Erwachsenen werde diese allerdings nicht mit zwei Händen, sondern nur mit zwei Fingern und weniger kraftvoll durchgeführt.
Im Rhythmus eines Songs
Beim Kind sollte nur eine Hand verwendet werden – Drucktiefe circa fünf bis sechs Zentimeter, am besten zum Rhythmus des Songs „Stayin‘ Alive“. Die Kursleiterin sagt, dass Rippen bei diesen Wiederbelegungsmaßnahmen durchaus brechen können. Aber „besser gebrochene Rippen als tot“, sagt sie. Deshalb sollten Reanimationsversuche nicht unterbrochen werden, wenn ein „Knacken“ zu hören sei.
Die Tagesmütter Brigitte Eumann und Anette Duwke müssen den Kurs alle zwei Jahre wiederholen, sind somit also schon fast Profis. Trotz der regelmäßigen Schulungen haben auch die beiden Frauen etwas Neues lernen können: wie sie beispielsweise einen Defibrillator richtig anwenden.
Trotz all der Gefahren und Notsituationen, um die es im Kurs ging, gelte es natürlich weiterhin, seine Kinder ganz normal spielen zu lassen. „Man kann sie eben nicht in Watte packen“, erklärt Claudia Otto, aber genau deshalb leitet sie ja regelmäßig die Erste-Hilfe-Kurse.