Wilgersdorf. Familie Kühn betreibt die Edelkäserei Kalteiche in Wilgersdorf und fühlt sich sehr wohl damit. Eine Geschichte über Ehrgeiz und Zusammenhalt.


Matthias Kühn ist fünf Jahre alt, als für ihn feststeht: Ich werde Landwirt – mit allem Drum und Dran. Schon früh hat er seine ersten Hühner. Weitere Tiere (oder wie Schwester Sarah sagt: „viele Viecher“) folgen schnell. Matthias Kühn blüht auf und macht eine landwirtschaftliche Ausbildung. Für eine Saison geht er in die Schweiz und betreut dort Schafe. Der mittlerweile 35-Jährige hält an seinem Traum vom eigenen Hof fest – und macht ihn wahr. Heute betreibt er gemeinsam mit Ehefrau Ricarda (30) und Schwester Sarah (33) die Edelkäserei Kalteiche in Wilgersdorf. „Aber mit fünf dachte ich, das wäre entspannter“, sagt er und lacht.

Die Entscheidung fürs Siegerland

Der Anfang war schwer. Kühn ist jung und anders als die meisten Landwirte stammt er nicht aus einer Familie, die sich bereits lange Jahre einen Namen in der Landwirtschaft gemacht hat. Matthias Kühn ist es, der den Betrieb aufbauen will und dafür anfangs oft belächelt wird.

Doch er lässt sich nicht abschrecken und startet mit einem gepachteten Hof in Herzhausen – bis er vor rund sieben Jahren das heutige Grundstück übernimmt und den Hof ausbaut. Für Schafhaltung entscheidet er sich aus finanziellen Gründen. „Investitionen für Kühe von null auf hundert, das wäre zu viel gewesen“, sagt er. Denn ein Kuh-Platz kostet im Schnitt 11 000 Euro. Ziegen und Schafe sind günstiger. Aber wieso ein Hof im Siegerland? „Das war eine rein strategische Entscheidung.“ Anbindung und angrenzende Ballungsräume seien ideal.

Die richtige Haltung

„Ich habe mit 3,6 Hektar Land angefangen. Jetzt sind es 42 Hektar“, sagt Kühn stolz. 140 Schafe und 1000 Hühner leben nun auf dem Hof und geben Milch und Eier, die dann direkt vertrieben werden – an Biomärkte oder auf Märkten in der Umgebung. Außerdem produziert die Familie Schafs- und Ziegenkäse. Ihre Ziegenherde lebt mittlerweile bei einem befreundeten Bauern – denn ihre Haltung war zu zeitintensiv und anstrengend für den kleinen Betrieb. Ziegen sind schlau und lieben es auszubrechen, so Sarah Kühn. „Die kletterten sogar im Stall über die Gitter.“

Artgerecht und nach strengen Regularien (Demeter und Biokreis NRW): So halten die Kühns ihre Tiere. Ihnen soll es gut gehen. Fast das gesamte Jahr leben sie draußen. Hütehund Jill passt auf die Schafe auf. Die Hühner haben mobile Häuschen, damit sie stets neue Ecken draußen auf dem Gelände erkunden können. Doch diese Art der Haltung ist mit viel Arbeit verbunden.

Mitgehangen, mitgefangen

Die ganze Familie packt mit an. Dass Schwester Sarah und Frau Ricarda mit im Boot sind, ist aber nicht selbstverständlich. „Ich habe eigentlich Geschichte und Kunstgeschichte studiert“, sagt Sarah Kühn und grinst. In die Landwirtschaft ist sie „so reingerutscht“, als sie nachmittags für ihren Bruder auf die Schafe aufpasste. Irgendwann habe sie mehr Zeit auf dem Hof als in der Uni verbracht. Schließlich entschied sie sich auch für eine landwirtschaftliche Ausbildung. Und Ehefrau Ricarda? „Ich bin gelernte Krankenschwester“, sagt sie amüsiert. Doch abgesehen von ihrem Mann begeistern sie Freiheit und Selbstständigkeit am neuen Beruf. „Ich könnte mir momentan nicht vorstellen zurückzugehen“, sagt sie. Auch ihre beiden Kinder genießen das Landleben. Sohn Finn (6) weiß auch schon genau, was er später werden will: Landwirt – mit Kühen, Schafen und Quads. Fast so wie Papa.

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