Siegen. . Auf den Fahrten zwischen Siegen und Au werden Bahnmitarbeiter die Fahrgäste begleiten. Die Maßnahme soll auch Schwarzfahrer abschrecken.

Ab Dezember wird fast jeder Zug, der nach 19 Uhr in Siegen ankommt, mit Zugbegleitern besetzt sein. Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hat jetzt beschlossen, auch die letzte Lücke zu schließen: im Rhein-Sieg-Express (RE 9).

Erst in Au werden die Zugbegleiter in die aus Köln kommenden Züge einsteigen, und da werden sie die Bahnen auch wieder verlassen. Der Nahverkehr Rheinland, über dessen Gebiet die Linie weiter ­siegabwärts verläuft, wollte das zusätzliche Angebot nicht mitfinanzieren; verbindlich garantieren will die DB Regio die Zugbegleitung auch nur für 95 Prozent der Fahrten.

Hundestaffeln kommen nicht

Das Personal soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste unterstützen — aber nicht nur: Die Teams kontrollieren auch die Fahrkarten. „Die Schwarzfahrten werden erst einmal reduziert“, erwartet Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS) in Siegen, „wir werden da mehr Geld in die Kasse kriegen.“

Knapp 85 000 Euro im Jahr kostet der zusätzliche Personaleinsatz im RE 9. Die Möglichkeit, diesen Betrag durch Fahrgeldeinnahmen zu reduzieren, räumt der Vertrag ein, den NWL und DB Regio geschlossen haben. Da, wo die Bahnunternehmen sowieso die kompletten Einnahmen an die Zweckverbände abführen müssen, ist deren Interesse an höheren Fahrgeldeinnahmen naturgemäß geringer.

Standard ab Dezember 2018 soll sein, dass tagsüber in jedem zweiten, nach 19 Uhr in jedem Regionalzug Personal mitfährt. Die 100-Prozent-Begleitung auch tagsüber haben schon jetzt der Main-Sieg-Express zwischen Siegen und Frankfurt und die Obere Lahntalbahn zwischen Erndtebrück und Marburg.

Weitere Prüfungen stehen an

Ob es weitere „sicherheitskritische“ Linien geben wird, die rund um die Uhr von zusätzlichem Personal begleitet werden, will der NWL noch untersuchen lassen. Der Siegener Zweckverband ist für das Themenfeld westfalenweit federführend. Begonnen wurde mit einem Pilotprojekt auf der Strecke Hamm-Bielefeld, dessen Ergebnis ZWS-Geschäftsführer Günter Padt überrascht. „Wir haben die Reißleine gezogen.“ Denn bei der Basiserhebung der erforderlichen Daten kam heraus, dass sich 96 Prozent der Fahrgäste und 95 Prozent des Bahnpersonals vor Übergriffen sicher fühlen. Das widerspricht der bis dahin bekannten Statistik, in der auch Übergriffe auf Personal registriert werden.

Die Zweckverbandsversammlung habe das Projekt auch wegen einer Kostenexplosion gestoppt, berichtet Padt: Neben der 100-prozentigen Zugbegleitung, die nun auch beschlossen wurde, war der Einsatz einer Hundestaffel, die zentral in Hamm stationiert werden sollten, und die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes vorgesehen. Gekostet hätte das jährlich 4,8 statt ursprünglich erwarteter 2,6 Millionen Euro.

>>> Hintergrund: Vier von fünf Fahrten pünktlich

Im gerade erschienen Qualitätsbericht für den Nahverkehr 2017 in NRW wird den Rhein-Sieg-Express eine „Stabilisierung“ in der Pünktlichkeit bescheinigt. Als Ursachen für die Verspätungen werden verspätete Abfahrten in Köln, zu schwache Loks vor den Doppelstockzügen und die Rothaarbahn genannt, die der verspätete RE 9 ab Betzdorf bis Siegen vorausfahren lassen muss.

Im Jahresschnitt 2017 kamen 79 Prozent der Fahrten pünktlich, mit weniger als vier Minuten Verspätung in Siegen an. Dagegen kamen elf Prozent der Züge mehr als elf Minuten zu spät.

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