Siegen. . Die Schuppeners haben sich bewusst für Nachwuchs während ihrer Ausbildung entschieden. Das Paar weiß: Auf die Organisation kommt es an.

Sarah und Lukas Schuppener sind seit rund sechs Monaten Eltern. Die beiden haben sich gewünscht, jung Vater und Mutter zu werden, sich für Nachwuchs während des Studiums entschieden.

Die Familie

„Wir haben früh geheiratet und uns war klar, dass wir auch jung Eltern werden möchten“, erzählt Sarah Schuppener. Lukas und Sarah studieren Lehramt, sind beide 25 Jahre alt. Sie im Master; er ist fast mit seinem Bachelorstudium fertig. Die Entscheidung für ihren kleinen Sohn Leano haben sie ganz bewusst getroffen. „Im Studium ist man noch viel flexibler als im Job“, sagt Lukas. Solche zeitlichen Freiheiten wie jetzt seien in der Arbeitswelt nicht möglich. Seine Frau ergänzt: „Wir verbringen viel Zeit zusammen als Familie.“ Es sei sehr schön, dass sie oft auch zu dritt zu Hause sind.

Das Studium

Für Lukas hat sich an seinem Studienplan nicht viel geändert. Er besucht in seinem Bachelor so viele Seminare und Vorlesungen wie vor der Geburt seines Sohnes. „Wir haben uns dafür entschieden, dass mein Studium erstmal hinten dran steht“, sagt Sarah.

Familienservicebüro bietet Hilfe an

Bei Fragen um Finanzen, Prüfungen im Studium und Kinderbetreuung hilft das Familienservicebüro Studenten, die Kinder haben oder während ihrer Ausbildung schwanger werden.

Gibt es so etwas wie Elternzeit für Studenten?

Durch das Mutterschutzgesetz gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, die auch an einer Universität gelten, erklärt Jessika Kruska vom Familienservicebüro der Universität Siegen. „Studentinnen können also Mutterschutz in Anspruch nehmen.“ Eine klassische Elternzeit gebe es für Studenten nicht. Sie könnten aber ein Urlaubssemester einlegen. Elisabeth Heinrich, Gleichstellungsbeauftragte, ergänzt, dass die Studenten ihr Studium auch quasi in Teilzeit studieren können, wenn sie weniger Kurse belegen.

Was sollten Studentinnen beachten, wenn sie schwanger werden?

Wichtig ist es, dass sie es der Universität melden, sagt Kruska. „Nur Studierende mit Kind, von denen wir wissen, können wir unterstützen.“ Wichtig sei es auch, vorausschauend zu planen und auch die Dozenten frühzeitig zu informieren, sagt Heinrich.

Müssen Studenten mit Kind alle Prüfungen absolvieren?

Durch den sogenannten Erschwernisausgleich haben Studenten mit Kind, die Möglichkeit Prüfungen in anderer Form abzulegen. „Wir setzen dabei auf individuelle Lösungen“, sagt Kruska. Die Studenten sprechen selbst ihre Dozenten an, ob eine andere Prüfungsform möglich ist. Bei Problemen könne das Familienservicebüro auch vermitteln.

Welche Betreuungsangebote gibt es an der Uni?

Es gibt die Kindertagesstätte des Studierendenwerks mit rund 60 Plätzen, die auch nur für die Kinder von Studenten gedacht sind, sagt Heinrich. In der Flexi können Studenten und Mitarbeiter ihr Kinder stundenweise abgeben. Bei der Elterninitiative Krabbelstube können Studenten ihre Kinder kostenlos betreuen lassen. Die Gegenleistung sei, dass sie auch selbst einmal in der Krabbelstube auf Kinder aufpassen. Die Kita und die Flexi sind für Kinder ab sechs Monate. In den Eltern-Kind-Räumen können Studenten ihren Nachwuchs selbst betreuen.

Welche finanziellen Hilfen gibt es?

Auch Studenten haben Anspruch auf staatliche Leistungen wie Mutterschaftsgeld oder Kindergeld. Bei Studenten, die BAföG bekommen, gibt es einen Elternzuschlag. In manchen Fällen kann der Asta auch helfen und unterstützen. „Es gibt die Möglichkeit, einen verminderten Rückmeldebeitrag zu zahlen“, sagt Heinrich.

Was sind die größten Probleme für Studenten mit Kind?

Für viele Studenten ist es mit Nachwuchs sehr schwer, eine geeignete Wohnung zu finden. In den Studentenwohnheimen der Uni gibt es keine Zimmer für Studenten mit Kind, weshalb sie auf den freien Wohnungsmarkt angewiesen sind.

Während der Schwangerschaft hat Sarah schon mehr Kurse als nötig absolviert; jetzt besucht sie zweimal pro Woche Veranstaltungen an der Uni und Blockseminare. Mit dem Studium habe sie weitermachen wollen und ein Urlaubssemester sei überflüssig gewesen, meint die Studentin. Bei dem Fach Lehramt gebe es keine Grenze, wie lange das Studium maximal dauern dürfe, deshalb sei es auch nicht schlimm, falls es mit einer Prüfung doch nicht funktioniere und sich das Studium verlängere.

Doch der Studentenalltag habe sich natürlich für beide verändert. „Aufschieben geht nicht mehr.“ Wenn es gerade eine freie Minute zum Lernen oder für die Vorbereitung eines Referats gebe, müssten sie das auch wirklich erledigen, erklärt Sarah. Der Studienalltag ist viel durchgeplanter, und dies müsse auch so sein. Auch könne Lukas nicht mehr zu Hause lernen, wenn sie und der Kleine auch dort sind.

Er lerne in der Bibliothek, um nicht abgelenkt zu sein. „Es ist definitiv anstrengender als vorher“, meint Lukas. Es sei auch nicht möglich, überall volle Leistung zu erbringen. Sarah erzählt von einer Nacht, in der sie beide kaum geschlafen haben, weil Leano viel geschrien hat. Mit wenig Schlaf musste sie eine Klausur in einem Blockseminar schreiben. „Eigentlich wollte ich noch morgens vor dem Seminar dafür lernen, aber das fiel dann flach.“

Die Universität

Die Angebote für Familien an der Uni finden Lukas und Sarah sehr gut. „Im Vorfeld haben wir uns informiert, und an anderen Unis gibt es gar nichts für Familien.“ In Siegen hingegen würden Familien gut unterstützt. Das Familienservicebüro sei ein guter Ansprechpartner. Darüber hätten sie auch einen Familienparkplatz in zentraler Lage auf dem Campus bekommen, sagt Sarah. Positiv überrascht sei sie von den Eltern-Kind-Räumen gewesen – besonders der auf dem Adolf-Reichwein-Campus sei sehr schön. Dort können sich Eltern mit den Kindern aufhalten und finden Wickelmöglichkeiten oder Spielsachen vor.

„Die Uni ist sehr menschlich und familienfreundlich“, sagt die junge Mutter. So seien auch die meisten Dozenten sehr verständnisvoll, wenn sie erfahren, dass Studenten ein Kind haben. Das habe sie in der Klausurphase gemerkt, die mit ihrer Entbindung zusammen fiel. Für die meisten Kurse habe sie statt einer Klausur zu schreiben etwas Schriftliches einreichen können. Nur ein Dozent habe auf die Anwesenheit bei der Prüfung bestanden. „Da musste ich drei Wochen vor der Entbindung noch eine Klausur schreiben – das würde ich nicht nochmal machen“, meint Sarah heute.

Doch insgesamt würde die Uni die Studenten mit Nachwuchs gut unterstützen und viel anbieten. Auch kommt gut bei ihnen an, dass junge, studierende Eltern die Möglichkeit haben, andere Studenteneltern kennenzulernen, wenn sie möchten. „Wir haben zwei alleinerziehende Studentinnen kennengelernt, davor haben wir wirklich Respekt.“ Wie viele andere Eltern es unter den Studenten gibt, wissen die beiden nicht. „Bevor wir selbst kein Kind hatten, habe ich nie andere Eltern gesehen“, meint Lukas. Dies sei nun anders.

Die Betreuung

Mit der Betreuung des kleinen Leano wechseln sich Lukas und Sarah ab. „Wir wollten auf Fremdbetreuung verzichten“, beschreibt die junge Mutter. Wenn sie in der Uni ist, passt Lukas in den Eltern-Kind-Räumen der Uni auf Leano auf. Damit dies funktioniert, haben die jungen Eltern ihre Stundenpläne aufeinander abgestimmt. Falls es doch mal nicht klappt, sind die Großeltern und Freunde in der Nähe.

Ein gutes soziales Netzwerk zu haben sei sehr wichtig für sie, meinen die beiden Studenten. Sie stammen beide aus Siegen und sind daher gut vernetzt. Wenn Leano ein Jahr alt wird, geht er in eine Kindertagesstätte, weil es für Sarah dann in das Praxissemester geht und sie sich die Zeit nicht mehr so flexibel einteilen kann. Lukas und Sarah haben schnell einen Betreuungsplatz gefunden.

Die Finanzierung

Das junge Paar lebt in einer Wohnung – Lukas’ Eltern wohnen direkt nebenan. Sarah bekommt BAföG und erhält auch einen Kinderzuschlag. Die Förderung werde durch die Schwangerschaft länger gezahlt als normal. Darüber hinaus finanzieren sich Lukas und Sarah durch das Kindergeld. Lukas verdient noch etwas bei einem Nebenjob. „Wir kommen gut mit dem Geld aus“, sagt Sarah. Das Finanzielle sei für sie gut machbar, auch wenn man als Eltern auch größere Ausgaben für das Kind einplanen sollte. „Viel wichtiger als Geld sind aber die Familie und Freunde als Unterstützung.“ Die könnten sie sich für kein Geld kaufen, meint Sarah.

Die Wünsche

Mit den Angeboten an der Uni sind Lukas und Sarah sehr zufrieden und es fehle ihnen nichts. Auch in der Region gebe es eine gute Auswahl an Kursen für Babymassage oder einen Sportkurs mit Baby. „Was mir fehlt, ist ein schönes Café“, sagt Sarah. Sie habe noch nichts gefunden, wo sie sich gut mit Freunden treffen könne, die schon etwas größere Kinder haben, die krabbeln können. Für die größeren Kinder gebe es dort meist keinen Platz zum Krabbeln.

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