Siegerland. . Die Kinderbetreuungseinrichtungen im Kirchenkreis Siegen möchten ihre christlichen Werte und Normen stärker betonen — ohne dabei zu missionieren.

Die Kinderbetreuungseinrichtungen des Kirchenkreises Siegen schärfen ihr evangelisches Profil. In den Kitas, für die der Geschäftsbereich des Kirchenkreises (EKiKS) die Trägerschaft übernimmt, sollen Konfession und Religion generell elementarer Bestandteil im Alltag sein. Auch, weil viele Menschen über die Kindergärten Berührungspunkte zur Kirche haben, die sonst kaum mehr in Kontakt zur Institution stehen – und weil hier Menschen mit sehr verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen aufeinander und auf Kirche treffen. Zudem wird das Thema in den NRW-Bildungsrichtlinien ausdrücklich gewünscht.

Gründe

„Dass Kinder sich die Welt erschließen wollen, dass sie lernen, die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Menschen auszugleichen, dass Demokratie erlernt werden muss – das ist das tägliche Brot unserer Kitas“, begründet das Superintendent Peter-Thomas Stuberg. Oberste Priorität hätten die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder, nicht die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts. „Mir fehlt in der Forderung nach noch mehr Betreuung der Lösungsbeitrag der Arbeitnehmerseite“, sagt Stuberg – denn ein erweitertes Betreuungsangebot hat Konsequenzen: Finanzen, mehr Personal, lückenlose Fortsetzung der Betreuungsangebote. Auch vor dem Hintergrund, dass pädagogische Fachkräfte fehlen, müsse das vorhandene Angebot in Sachen Qualität und Finanzen stabilisiert werden, damit die Träger den Rücken frei für ihre eigentliche Aufgabe bekommen: die inhaltliche Arbeit mit Kindern und Familien.

Kita-Zahlen

52 Kindertageseinrichtungen gehören zu EKiKS, Anfang 2009 waren es 15.

2397 Kinder werden insgesamt betreut, 490 davon jünger, 1907 älter als drei Jahre. Mädchen: 1163, Jungen: 1234. 1380 sind über Mittag in der Kita. Pro Jahr wechseln 800 Kinder auf die Grundschule.

1231 evangelische Kinder gehen in die EKiKS-Kitas. 130 haben Fluchterfahrung, 300 eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche. Mehr als 600 Kinder haben Eltern, die aus dem Ausland stammen.

20 Männer sind unter den 580 Mitarbeitern.

Für die Qualitätsentwicklung und -sicherung ist eine Konzeption gesetzlich vorgeschrieben, die Strukturen, pädagogische Ansätze, Schwerpunkte und Ziele für jede Einrichtung festschreibt. Im Kirchenkreis Siegen orientiert sich die Konzeption am Leitbild der Kindertageseinrichtungen. Auf dieses Leitbild sollen sich in einem späteren Schritt die Konzeptionen der Einrichtungen beziehen.

Zentrale Punkte

Religion von Anfang an. Die religionspädagogische Arbeit, das Kennenlernen christlicher Werte, wird von den Kitas und der Gemeinde gestaltet. Dazu sollen die Mitarbeiter entsprechend geschult werden.

Toleranz und Interkulturalität. Es gehe nicht um Bekehrung, sondern das Thematisieren des christlichen Glaubens, „in Respekt vor den Glaubensüberzeugungen und Lebensgewohnheiten der Menschen mit anderen Religionen“, sagt Stuberg: „Auskunftsfähig sein, was Eltern und Kinder in einer evangelischen Einrichtung erwartet können, ohne dass ihnen ein Profil, ein Glaube oder eine Gottesvorstellung übergestülpt würde.“

Nachhaltige Bildung. „Religiöse Bildung trägt dazu bei, dass Kinder sich in dieser Welt besser zurechtfinden“, so Pfarrer Stefan König, Vorsitzender des Kita-Synodalausschusses. Werte und Normen sollen es ermöglichen, Persönlichkeiten der Kinder zu stärken.

Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. „Wir wollen die Familien nicht ersetzen“, sagt Stuberg. In den Einrichtungen unterstützt die Kirche bei christlicher Erziehung und Bildung und ermöglicht kirchenfernen Eltern neuen Zugang zum Glauben, angepasst an gesellschaftliche und individuelle Lebenssituationen.

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