Kreuztal. . Der Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen verlässt „seine“ Musiker nach sieben Jahren. Abschied mit „Eine amerikanische Nacht“ in Kreuztal.

So, das war’s dann. Die letzte Verbeugung von Charles Olivieri-Munroe als Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen. Nach einem Konzertabend, dessen Dramaturgie sich auch ein Oskar-bepreister Starregisseur nicht besser hätte ausdenken können. Blauer Himmel, eine Abendsonne, die ihre letzten Strahlen schickt, ein bunt gekleidetes Publikum im überfüllten Dreslers Park hinter der Weißen Villa: 3000 Besucher am Samstag, 7. Juli, wie Kreuztals Kulturchef Holger Glasmachers schätzt. Dazu die heimische Philharmonie, die sieben Jahre lang „seine Musiker“ waren, in Hochform und mit einem leichtfüßigen Programm, das den Abschiedsschmerz in Grenzen hält. Ein musikalischer Sommernachtstraum beginnt.

Das Konzert

Kleine Werke großer Komponisten sind ein perfektes Aufwärmprogramm. Leonard Bernsteins Ouvertüre zu „Candide“ ebenso wie Aaron Coplands feierlich-pathetische „Fanfare for the Common Man“. Coplands „Rodeo“ ist eine musikalische Verbeugung vor den Männern im Wilden Westen der USA, die mit dem Lasso Pferde einfangen. Mal rhythmisch galoppierend, dann wieder langsamer werdend, wenn die Tiere sich ermattet zu Boden sinken lassen.

Voller Park, bestes Wetter, 3000 Besucher: Die Rahmenbedingungen sind super – das hält den Abschiedsschmerz in Grenzen.
Voller Park, bestes Wetter, 3000 Besucher: Die Rahmenbedingungen sind super – das hält den Abschiedsschmerz in Grenzen. © Wolfgang Leipold

Anschließend bekommt das Orchester Saxofon-Verstärkung und eine Solistin: Die Pianistin Anastasia Terenkova. George Gershwins „Rhapsody in Blue“ steht auf dem Programm, das vieles hören lässt, was amerikanische Musik ausmacht: Elemente des Blues und von Spirituals vermischen sich mit klassischen Klängen in einem stetigen Wechsel von Big Band-Sound und Innigkeit. Die kommt immer dann auf, wenn Anastasia Terenkova solistisch zu hören ist, akustisch fein ausgesteuert und perfekt in den großen Park übertragen, dass auch keiner der perlenden Töne des Klaviers verloren geht.

Konzert im Fernsehen  zu erleben

Das Sommerkonzert mit der Philharmonie Südwestfalen und Charles Olivieri-Munroe, das am Tag zuvor in Detmold stattfand, wurde aufgezeichnet und wird am Sonntag, 15. Juli, im WDR-Fernsehen gezeigt.

Ein Komponist des Abends ist kein Amerikaner: Antonín Dvořák. Doch seine 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ entstand während seiner Jahre in New York. Restlos begeistert schien der Tscheche von den USA aber nicht gewesen zu sein, denn die Klänge seiner Komposition hören sich eher nachdenklich an. In Richard Rodgers „Slaughter on Tenth Avenue“ (Gemetzel auf der 10. Straße) mischt sich Straßenlärm mit Pfiffen von Polizisten. Sogar ein Schuss fällt – und wird zufällige Realität: Denn aus der Ferne ertönt von der HTS just in diesem Moment ein Martinshorn. Den Schlusspunkt kann nur einer setzen: Leonard Bernstein mit einem Medley aus seiner berühmten „West Side Story“: „I feel pretty“ und „I want to be in America“ lassen den Abschiedsabend etwas leichter werden. Denn irgendwann wird Charles Olivieri-Munroe sicher wieder auf einer heimischen Bühne stehen. Als Gastdirigent.

Die Verabschiedung

Natürlich gab es neben dem Musikprogramm auch Abschiedsworte, alle erfreulich kurzweilig:

Morgen geht das Orchester in Urlaub. Nicht alle zusammen, aber gleichzeitig.“ Walter Kiß, Kreuztals Bürgermeister, verknüpfte eine Ankündigung mit seiner Publikumsbegrüßung im „grünen Wohnzimmer der Stadt“.

„Wir haben auch gemerkt: Klassische Musik muss nicht bierernst sein. Etwa als Du bei Kultur Pur in die Rolle eines Boxers geschlüpft bist. Vielen Dank für die tolle Arbeit, die Du geleistet hast. Ich habe jedes Konzert mit Dir genossen. Tschüss, lebe wohl, alles Gute!“ Andreas Müller, Landrat und gleichzeitig Trägervereins-Vorsitzender des Orchesters, hatte interessante Zahlen parat: Charles Olivieri-Munroe hat in den sieben Jahren 161 Konzerte dirigiert, davon 124 im Kreis Siegen-Wittgenstein.

„Besser drei Stunden zu früh als eine Minute zu spät.“ Charles Olivieri-Munroe bedankte sich mit einer Lebensweisheit, frei nach Shakespeare. Er wird in Zukunft noch internationaler tätig sein und gibt seinen Musikern mit auf den Weg: „Menschen kommen und gehen. Die Philharmonie ist auf dem besten Weg, sich auch in Zukunft weiter zu entwickeln.“

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