Siegen. . Kreis Siegen-Wittgenstein startet Carsharing als Testphase: Mitarbeiter nutzen Autos für Dienstfahrten, danach sind sie öffentlich verfügbar.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein installiert ein Carsharing-Angebot in Siegen. Damit schafft die Kreisverwaltung erst das zweite Angebot dieser Art in der Region – das erste gibt es am Siegerland-Flughafen in Burbach (siehe Infobox) und das erste im Oberzentrum Siegen – gewissermaßen als Testballon, ob es überhaupt eine Nachfrage nach dieser Form der Mobilität gibt. Anstatt in die Jahre gekommene Fahrzeuge neu zu leasen, wird ein Dienstleister beauftragt, drei Autos zur Verfügung zu stellen, die nach Dienstschluss auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Das Angebot

Stationiert werden die Carsharing-Autos auf dem Parkplatz der Kreisverwaltung an der Leimbachstraße (zwischen Kreishaus und Kulturhaus Lyz); für die Sichtbarkeit außerhalb des beschrankten Bereichs. Es handelt sich dabei um Fahrzeuge der Kompaktklasse (ähnlich Ford Focus oder Opel Astra). Für Bürger nutzbar sind die Fahrzeuge täglich vor 8 und nach 16 Uhr, an den Wochenenden und teilweise während der Schulferien. Dazwischen sind sie für Mitarbeiter des Kreises reserviert.

Teil der bisherigen Fahrzeugflotte waren geleast oder gemietet, die Abrechnung erfolgte über Zeitpauschalen. Dazu kommen eigene Autos. Über insgesamt 16 solcher Poolfahrzeuge verfügt die Verwaltung. Bei Bedarf können – wenn verfügbar – weitere fünf Autos von den Fachdiensten in Anspruch genommen werden, wenn Mitarbeiter ihre privaten Autos für Dienstfahrten nutzen, bekommen sie eine Vergütung von 30 Cent je Kilometer.

Die künftige Fahrzeugflotte besteht dann zum Teil aus neu gekauften Autos, aus älteren Autos, die eigentlich abgeschrieben sind, aber technisch noch in gutem Zustand sind, die Zahl der Fahrzeuge wird beibehalten, so Haßler. Versicherung, Wartung, und Prüfung übernimmt der Anbieter, der auch das wirtschaftliche Risiko trägt, „der Kreis steckt kein Personal in das Konzept“, betont Haßler. Der Kreis zahlt Pauschalen für Entfernung und Zeit, mit der alle Kosten abgegolten sind. Angelegt ist das Projekt auf zunächst ein Jahr, während dieser Zeit werden Alltagstauglichkeit und Bedarf analysiert, gegebenenfalls könne eine Erhöhung der Fahrzeuganzahl auch kurzfristig erfolgen.

Die erwarteten Vorteile

Gerade der Universitätsstadt Siegen wird bescheinigt, dass sich hier Carsharing lohnen könnte, weil der gelegentliche Bedarf nach einem Auto zum Beispiel Zweit- oder Drittwagen überflüssig machen könnte. Ziel der Stadtverwaltung ist es ohnehin, die Zahl der Fahrzeuge in der Innenstadt zu verringern. Im Oberzentrum füllt der Kreis in der Tat eine bislang nicht geschlossene Angebotslücke.

Anders als in Ballungszentren geht die Verwaltung davon aus, dass sich ein rein privatwirtschaftliches Angebot nicht rechnen könnte, für den Anbieter ist der Kreis als Ankermieter daher ein wichtiger Erfolgsfaktor. Für den Kreis-Etat ist die Carsharing-Lösung im Vergleich zum Leasing ebenfalls wirtschaftlich günstiger.

Sollte die Zahl der CSS-Fahrzeuge aufgestockt werden, wäre der Kreis weniger abhängig davon, dass Mitarbeiter bereit sind, ihre privaten Autos dienstlich zu nutzen. Teile der Mitarbeiter, die ihre Privatwagen dienstlich nutzen, müssten womöglich nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit fahren, weil ihnen bei Bedarf ein fest stationiertes Fahrzeug am Arbeitsplatz zur Verfügung steht.

Nicht zuletzt erhofft sich der Kreis eine Vorbildfunktion; dass weitere Arbeitgeber auf die Vorteile insbesondere in Sachen Umweltverträglichkeit aufmerksam werden.

Die Reaktionen

Wir stoßen hier in eine Marktlücke vor“, freut sich SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Sittler über die „Vorreiterrolle“ des Kreises. „Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe“, lobte Simon Rock (Grüne): Mit dem Kreis als Ankermieter und der öffentlichen Nutzungsmöglichkeit werde verhindert, dass sie Autos im wesentlichen „22 Stunden am Tag auf dem Parkplatz steht.“

Sittlers Amtskollege Bernd Brandemann von der CDU störte sich an der Formulierung „Bedarf an privat besessenen und genutzten Pkw zu reduzieren“: Das vertrage sich nicht damit, dass Fahrzeughäuser als Sponsor für Veranstaltungen des Kreises tätig sind.

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