Müsen. . Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geht in die nächste Runde: Eine Kommission nimmt im Hilchenbacher Dorf Müsen alles genau unter die Lupe.

„Extrablatt! Müsen ist abgebrannt!“, brüllt ein junger Mann in Uniform und drückt der Bewertungskommission eine Zeitung in die Hand. Die Frauen und Männer schauen zunächst verdutzt, als sie aus dem Bus steigen. So einen lautstarken Empfang scheinen sie nicht erwartet zu haben. Doch dann lächeln sie. Natürlich steht das Dorf noch – oder vielmehr wieder. 125 Jahre ist die Brandkatastrophe her, die damals alles vernichtete. Doch heute strahlt das Dorf bei bestem Wetter mehr denn je.

Es ist wieder so weit. Müsen will wieder Gold – dieses Mal auf Landesebene. Für den Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat sich das 2017 als Kreis-Golddorf prämierte Örtchen rausgeputzt und eine zweistündige Tour ausgetüftelt. Der Zeitplan ist eng, die Aufregung groß. Alles soll perfekt sein. „Müsener, regt euch nicht auf. Ihr macht das schon!“ sagt Landrat Andreas Müller mit einem Augenzwinkern und dann geht es auch schon los. Die Uhr tickt.

Das Golddorf Müsen nimmt am Landeswettbewerb von
Das Golddorf Müsen nimmt am Landeswettbewerb von "Unser Dorf hat Zukunft" teil. © Jennifer Wirth

Der Plan: Von der Firma Bensberg zur Kirche, über die Dorfmitte und durch den Stollen zur alten Menage. Von dort mit dem Partybus zur Bildungsinsel und weiter zu Turnhalle und Freibad. Bevor es schließlich am Bürgerhaus mit Paukenschlag zum Abschluss kommt. Hans- Jürgen Klein von der Verwaltung legt los und rattert herunter, welche Arbeitskreise und Projekte es im Dorf gibt. Ob Gehölzbibel, Integrationskonzept oder Müsener für Müsen – im Dorf ist viel los und das soll die Kommission erfahren. „Ich bin stolz darauf, dass unser Familienbetrieb hier steht“, sagt Ulrich Bensberg und erzählt von den vielen Gewerbetreibenden im Ort.

Die Bewohner ziehen mit

Dann geht es immer dem roten Schirm nach. Nacheinander trotten die Bewerter die Straße entlang zur Kirche. Immer an ihrer Seite: die Müsener. Geschickt versuchen sie, die Kommission auf den kurzen Strecken von ihrer Heimat zu überzeugen. „Hier fühlt sich die Biene wohl“, sagt Dirk Setzer zu einer Dame und zeigt auf einen blühenden Strauch. Er erntet ein Lächeln. Schaulustige und Bewohner tummeln sich auf den Straßen, Kinder singen Lieder, verteilen Anhänger oder spielen Gummitwist. „Müsen hat Zukunft“ heißt es dann in einem aufwendig produzierten Film im Kircheninneren. „Ob wir gewonnen haben oder nicht, ist doch eigentlich egal. Müsen hat Zukunft“, sagt die Stimme aus dem Off. Es wird gelacht, applaudiert.

Weiter geht’s zur Dorfmitte, Fachwerkhäuschen prägen das Bild. Rüdiger Andreeßen versieht eins mit einem Namensschild mit Informationen und einem QR-Code. „Wir versuchen, alle alten Häuser in unseren Sammler aufzunehmen“, erklärt er. Verena Hof-Freudenberg sagt, wie Müsen es hinbekommen hat, alte Häuser nicht leer stehen zu lassen. Zwischendurch gibt’s Wasser zur Abkühlung.

Jeweils 22 Dörfer wollen sich den Preis sichern

22 Dörfer aus dem Rheinland und 22 Dörfer aus Westfalen-Lippe beteiligen sich an dem Landesentscheid. Sie wurden aus 580 Dörfern (mit einer Einwohnerzahl bis zu 3000) ermittelt.

Der Landeswettbewerb wird von der Landwirtschaftskammer NRW im Auftrag des Ministeriums für Umwelt-, Landwortschaft, Natur- und Verbraucherschutz ausgerichtet. Zu gewinnen gibt es Geldpreise.

Abkühlung gibt es im Stollen

Dann wird es abenteuerlich. Helm auf und rein in den Stollen. Steil geht es eine Treppe hinab. Die kalte Luft tut gut. Der Altenberg- und Stahlbergverein stellt sich vor. Rund 70 Menschen halten alles in Schuss. Das beeindruckt. Für den Moment des Tages sorgt jedoch Rainer „Zipp“ Fränzen, der die alte Menage auf Vordermann bringt und „Histotainment“ anbieten will. Kurz den Teppich zur Seite geschoben, Luke auf und ein Sarg erscheint. In ihm liegt Rainer Fränzen. Nicht minder kurios ist die Fahrt im Schulbus zur Bildungsinsel. Zwischen Kuhfell und Tanzstange sitzt die Kommission und genießt die Fahrt, vorbei an den Müsener Bären. Turnhalle, Sportplatz, Schwimmbad – alles wird unter die Lupe genommen, bevor es im Bürgerhaus ein Ständchen von den Walking-Frauen, Schnittchen und Geschenke gibt. 120 Minuten sind rum. Geschafft.

„Als es hieß, Müsen ist abgebrannt, da dachte ich: Ach, dann sind wir hier ja in 30 Minuten durch“, sagt Dr. Waldemar Gruber von der Landwirtschaftskammer schließlich und grinst. Einiges habe ihm sehr imponiert. „Ein Dorf, dass sich so kümmert, ist auf einem sehr guten Weg.“ Ob Müsen gewinnt, gibt die Kommission im September bekannt. Es geht um Gold-, Silber- und Bronzeplaketten sowie Geld- und Sonderpreise.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.