Siegen. . „Les P`tits Bras“ aus Toulouse bringt den Zauber aus der Glanzzeit des Zirkus nach Siegen. Die Artisten aus Südfrankreich sind der Höhepunkt.

Eine beeindruckende Doppeltrapez-Konstruktion beherrscht den überfüllten Platz vor dem Apollo-Theater und verspricht Großes. Und tatsächlich: Der Auftritt der fünf Artisten aus Südfrankreich, deren Name übersetzt „Die kleinen Arme“ bedeutet, wird zum bisherigen Höhepunkt des Siegener Sommerfestivals, das in diesem Jahr zum 30. Mal veranstaltet wird.

Pirtuschka und der Kinderwagen

Angefeuert durch die marktschreierischen Ansagen in charmantem Deutsch-Französisch ist turnerische Akrobatik das „Aufwärmprogramm“, reichlich garniert mit Slapstick-Einlagen. So könnte Zirkus in seiner Glanzzeit um 1900 ausgesehen haben, Turnvater Jahn hätte sein Vergnügen daran gehabt. Selbst der unvermeidliche „Stärkste Mann der Welt“ ist dabei, der zwei Akrobatinnen mühelos in die Höhe stemmt.

Schnell jedoch geht es in die spektakuläre Trapezkunst. Menschen schweben, schaukeln und fliegen in den Siegener Abendhimmel, dass die Zuschauer vorsichtshalber die Köpfe einziehen. Allzu ernst nehmen die Artisten das Ganze nicht. Sie wollen das Publikum zum Staunen bringen, vor allem aber zum Lachen: So führt ein mit Sockenhaltern geschmückter Artist Aberwitziges am Trapez vor, begleitet vom Ansager auf Rollschuhen.

Und bei einer schwindelerregenden Luftpirouette von „Pitruschka aus Sibirien“ schreit ein „Baby“ aus einem Kinderwagen, der als Running Gag das ganze Programm begleitet, zwischendurch auch mal schaukelnd oder hoch oben am Trapez-Gestell hängend. Zunächst wird es durch Wodka ruhiggestellt, um anschließend Objekt einer Flugnummer zu sein.

Atemberaubende Doppeltrapez-Akrobatik setzt dem Auftritt der Compagnie die Krone auf. Denn nach knapp einer Stunde ist der Zirkuszauber vorbei und die bereitgehaltenen Geld-Netze werden gefüllt. Hoffentlich, denn beim Straßentheater wird kein Eintritt erhoben, wie Sommerfestival-Macher Stephan Schliebs erklärt, sondern eine freiwillige Spende erbeten: „Natürlich Scheine. Hartgeld fällt durch.“