Siegen. . Laura Scholl besucht frischgebackene Eltern im Kreisgebiet. Mit im Gepäck hat sie jede Menge Informationen rund um Neugeborene. Und: Geschenke.
Manche Eltern haben vor dem Besuch von Laura Scholl schon eine Fragenliste zusammengestellt, andere lassen sich einfach vom Willkommensbesuch der Vertreterin des Kreises Siegen-Wittgenstein überraschen.
2012 haben die regionalen Jugendämter durch das Kinderschutzgesetz den Auftrag erhalten, stärker „frühe Hilfen“ in ihr Angebot zu integrieren, erklärt Gerold Wagener, Jugendamt-Sachgebietsleiter des Kreises Siegen-Wittgenstein. Daraufhin sei 2012 und 2013 im Kreis das Konzept für die Willkommensbesuche entwickelt worden. Sie gehören zum Projekt „BIBU“ (Begrüßen, Informieren, Beraten, Unterstützen) des Kreisjugendamts.
Rede und Antwort stehen
2014 hat Laura Scholl zusammen mit einer Kollegin die Idee für die Willkommensbesuche ausgearbeitet und die Besuche vorbereitet. „Wir haben die Stellen absichtlich nicht mit Sozialpädagogen besetzt“, erklärt Wagener das Konzept. Denn für die Willkommensbesuche sollten die Besucherinnen ein medizinisches Wissen haben. Wagener erklärt, dass es für werdende Eltern in den letzten Jahren immer schwieriger geworden sei, eine Hebamme zu finden. Bei den Willkommensbesuchen könne Laura Scholl mit ihrer Expertise auch Fragen beantworten, die sonst häufig den Hebammen gestellt werden würden. Laura Scholl ist ausgebildete Kinder- und Gesundheitspflegerin. Sie hat vorher im Krankenhaus auf der Frühchenstation gearbeitet. „Dort haben wir auch schon oft Eltern beraten, wenn sie Fragen gestellt haben“, sagt Scholl.
2015 hat die Kinderkrankenschwester die ersten Eltern im Kreis besucht. In der Regel besucht sie die Familien, wenn die Kinder zwischen zwei und drei Monaten alt sind. Mit dabei hat sie jede Menge Informationsmaterial wie die Elternbegleitbroschüre des Kreises und kleine Geschenke wie Söckchen oder eine Messlatte. „Die meisten Fragen kommen zum Thema Betreuung“, weiß Laura Scholl. Eltern interessieren sich auch für Spiel-und Sportangebote in der Region. Durch ihre Ausbildung kann Scholl auch Fragen zur Pflege, Gesundheit und Ernährung der Säuglinge beantworten. „Eltern, die schon Kinder haben, stellen andere Fragen.“ Ihnen gehe es häufig um Medienerziehung oder Tipps zum Umgang mit Geschwisterrivalitäten.
Elternabende des Jugendamts
Das Kreisjugendamt bietet unter dem Titel „Clever – Elternberatung“ im Siegerland Abende zu Themen wie Geschwisterrivalitäten oder Erste Hilfe für Kinder und Säuglinge an.
Der Sachgebietsleiter des Kreisjugendamts Gerold Wagener erklärt, dass Eltern sich bei Fragen und Schwierigkeiten über das Jugendamt Hilfe suchen können.
2016 hat der Kreis einen „BIBU-Bus“ für die Elternbesuche angeschafft. „So haben wir ein Erkennungsmerkmal“, sagt Wagener. Der Bus sei auch mit einer Sitzecke ausgestattet – so könnten auch im Bus selbst mobile Beratungsgespräche durchgeführt werden. Laura Scholl besucht nur die Eltern, die dies möchten. Der Kreis schickt an alle Eltern mit Neugeborenen einen Brief mit dem Angebot, sie zu besuchen. „Ich schaue mir bei einem Besuch auch nicht die Wohnung an“, sagt Scholl. Bei den Besuchen gehe es nur um Beratung und Information, nicht um Kontrolle, betont Wagener. Natürlich würde das Jugendamt bei möglichen Kindeswohlgefährdungen eingreifen, bisher sei bei den Willkommensbesuchen aber so etwas nicht aufgefallen.
Angebot immer öfter beansprucht
2017 hat sich das Angebot im Kreis etabliert. „Wir hatten einmal das Ziel, 25 Prozent der Eltern zu erreichen“, sagt der Sachgebietsleiter des Jugendamts. Mittlerweile seien es rund 40 Prozent der Eltern, die einen Besuch empfangen. Nicht nur der Kreis biete diese Besuche an, sondern auch die Städte Siegen und Kreuztal. In Netphen und Wilnsdorf gebe es kleine Geschenke oder ein Treffen für frischgebackene Eltern, sagt Wagener.
520 Eltern hat der Kreis 2017 besucht, das sind 66 mehr als noch 2016. Dabei müsse aber auch die gestiegene Geburtenzahl bedacht werden. Seit 2015 ist die Zahl der Besuche im Kreis um knapp acht Prozent gestiegen. Verändert habe sich in den zwei Jahren auch, dass mehr Väter bei Laura Scholls Beratung anwesend sind. 2017 waren bei einem Drittel der Besuche die Väter mit dabei.
2018 im Juni hat Tabea Pörsch als neue Kollegin von Laura Scholl begonnen und unterstützt sie bei den Willkommensbesuchen.
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