Buschhütten. . Die Anonymen Alkoholiker feiern ihr 50-jähriges Bestehen im Siegerland. Der offene Umgang mit dem Thema hilft Süchtigen, trocken zu werden.

„Alkoholabhängigkeit ist eine Volkskrankheit“, stellt Pfarrer Jörg Hausmann fest, „immer mehr, vor allem junge Menschen schütten sich voll“. Die Anonymen Alkoholiker (AA) feierten das 50-jährige Bestehen im Siegerland mit einer Feierstunde im Evangelischen Gemeindehaus Buschhütten. Hausmann begrüßte Bernd als Regionalsprecher — die Mitglieder wahren Anonymität, indem sie sich nur mit Vornamen ansprechen —; Helmut, der die Chronik der AA im Siegerland verfasst hat, und auch Rudolf Biermann, den früheren Kreuztaler Bürgermeister.

Die ersten Anonymen Alkoholiker schlossen sich 1935 in Acron/Ohio zusammen. Sie machten die Entdeckung, dass der Versuch, mit dem Trinken aufzuhören und trocken zu bleiben, viel besser gelang, indem sie sich gegenseitig offen ihre Geschichten erzählten. Die Idee der Selbsthilfegruppe war geboren.

Die Siegener Anfänge

Es dauerte allerdings noch Jahrzehnte, bis AA auch in Deutschland Fuß fasste. Amerikanische Soldaten brachten am Ende des zweiten Weltkrieges AA nach Deutschland, 1953 wurde die erste deutsche AA-Gruppe in München gegründet. Anfang der 60er Jahre muss es erste Versuche gegeben haben, die Alkoholiker-Selbsthilfe in Siegen zu etablieren. Zumindest ist aus privaten Aufzeichnungen eine Notiz überliefert, nach der Siegener am 15. und 16. Dezember 1962 an einem Treffen der Gruppe Wetzlar-Gießen teilgenommen haben. Mit Unterstützung eines Pfarrers wurden danach in der Burgstraße in Siegen erste Meetings abgehalten. Die Gründung einer festen Gruppe gelang nicht.

1968 gab es die erste AA Gruppe in Siegen. Die Weichen dafür hat ein Nichtalkoholiker gestellt: Es war der Nervenarzt Dr. Kurt Achenbach, der 1963 dem Alkoholiker Eugen die Suchtkrankheit Alkoholismus erklärte. Eugen suchte danach Kontakt zu Mitpatienten. Schließlich fanden sich weitere Alkoholikerinnen und Alkoholiker, die sich auswärtigen Gruppen angeschlossen hatten oder sich in Privatwohnungen trafen. Gemeinsamer Treffpunkt wurde schließlich das Gemeindehaus der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde an der Gustav-von-Mevissen-Straße in Siegen.

Domizil im Jung-Stilling

Die Gruppe zog 1972 ins Jung-Stilling-Krankenhaus um.
Im November 1974 wurde die Gruppe Kreuztal gegründet. Sie hielt ihre ersten Treffen in der Erlöserkirche in Kreuztal ab und zog dann ins evangelische Gemeindehaus nach Buschhütten um, wo sie sich bis heute trifft.
Die Gruppe, die bis 2016 unter dem Namen „Siegener Gruppe“ existierte, verließ im Herbst 1996 ihr Domizil im Jung-Stilling-Krankenhaus und hielt bis Januar 2007 ihre Meetings im Gesundheitshaus des Kreises Siegen-Wittgenstein an der Koblenzer Straße ab.
Nächste Adresse wurde 2007 die Sandstraße 12, wo die Gruppe einem Raum in der Geschäftsstelle des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mitnutzen konnte. Im März 2016 stellte die Gruppe Siegen ihre Treffen mangels Teilnehmern ein.