Freudenberg. . Abriss des Hauses Rheydt in der Freudenberger Burgstraße stößt auf Kritik. Investoren wollen Projekt mit zehn Eigentumswohnungen umsetzen.

Ein markantes Fachwerkhaus in Freudenberg erlebt derzeit seine letzten Tage. Das straßenbildprägende Gebäude gehörte einst der Familie Rheydt, die schräg gegenüber auf einem Platz an der Bahnlinie unterhalb des Schlossberges ein Sägewerk betrieb. Dass Holz zum Metier der Eigentümer zählte, ließ die stolze Fassade gut erkennen.

„Bagger vernichten in Freudenberg erneut ein Haus mit Persönlichkeit“, sagt Bernd Brandemann, für den Heimatbund auf Kreisebene Mitglied im Arbeitskreis „Heimatpflege und Denkmalschutz“. Für Kreisheimatpfleger Dieter Tröps ist das beklagenswert, weil weder von Behörden- noch Investorenseite auch nur der Versuch unternommen worden sei, im Vorfeld zumindest einen behutsamen Abbruch anzudenken. Das hätte eine Einlagerung und einen späteren Wiederaufbau des gut erhaltenen Fachwerkbaues ermöglicht, sagt Tröps und ergänzt: „Die Investoren-Wegwerf-Gesellschaft feiert ihren Tribut.“

Gebäude hatte besondere Wirkung

Das Schicksal des Hauses Rheydt sei keinesfalls durch Altersschwäche verursacht, heißt es weiter in der Mitteilung. Das zur Sparkasse hin großzügige Grundstück habe Investoren-Herzen erwärmt und bringe nun das Gebäude zu Fall. Ein Projekt mit zehn Eigentumswohnungen im „funktionellen und modernen Baustil“ soll das Fachwerkhaus ersetzen. „Rendite steigt, die Qualität des Stadtbildes sinkt, der Verkehr auf der schmalen Burgstraße und der neuralgischen Kreuzung zur Krottorfer Straße hin dürfte erneut zunehmen“, schreibt Brandemann. Angekündigt werde ein Projektbau mit gehobener Ausstattung.

Dass man einfach so auf ein solches Haus verzichte, stößt auch bei dem um die regionale Baukultur bemühten und ehemaligen Siegener Stadtbaurat Michael Stojan auf heftige Kritik. „Angesichts seiner Ausstrahlung und Gliederung, seiner maßstäblichen Proportionen und des schlichten, aber wirkungsvollen Handwerksstils gehörte es zu Recht in die Liste der zu erfassenden Kulturgüter in Freudenberg“, sagt er. Es sei erstaunlich, was den amtlichen Denkmalschutz in letzter Zeit nicht mehr interessiere.

Schädigung des Ortsbildes

Dass das Ensemble aus drei historischen Fachwerkhäusern am Ende der Burgstraße den Charakter dieser Straße eindrucksvoll prägt, habe auch dem Flecker Architekten Michael Arns, gleichzeitig Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, imponiert. Dass diese schöne Einheit jetzt verschwinden soll, hält er für eine nachhaltige Schädigung des Ortsbildes seiner Wahlheimat.

Das Fachwerkhaus talseits der Burgstraße sei Teil einer facettenreichen Architektur gewesen, die diese Straße kennzeichnete, betont Bernd Brandemann. „Zu ihr gehören die Bürgervillen aus der Gründerzeit, hier entstand das erste Krankenhaus (Bethesda, im Juni 2007 abgerissen) und eben Fachwerkhäuser unterschiedlicher Typen und Größen, zum Teil verschiefert, zum anderen durch das schwarz-weiß des Fachwerks profiliert,“ erläutert Bernd Brandemann.

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